Kirchheim. Es war kein geringerer als Jakob Friedrich Schöllkopf, der Friedrich Vogel in die USA lockte. Friedrich Vogel war von Beruf Gerber, und so war seine erste Station Buffalo, als er 1846 in der USA ankam. Am Anfang arbeitete er in einem Ledergeschäft, aber schon nach zwei Jahren zog er nach Milwaukee wo er eine Gerberei eröffnete.
Sein Leder wurde über das Geschäft von Guido Pfister vermarktet. Im Jahr 1848 gründen Pfister & Vogel die G. Pfister & Company. Jakob Friedrich Schöllkopf, der Vetter von Friedrich Vogel, half dabei mit einer Finanzspritze. Die Firma wuchs zum größten industriellen Gerbereibetrieb in Milwaukee heran. Im Jahr 1857 verkaufte Jakob Friedrich Schöllkopf seine Anteile für das Vierfache.
Die Firma wurde 1872 als Pfister & Vogel Leather Company neu gegründet, wobei Pfister als Präsident und Vogel als Geschäftsführer fungierten. Zu diesem Zeitpunkt war das Unternehmen „die größte Gerberei westlich der Allegheny-Berge“ geworden. Neue Eisenbahnverbindungen verbesserten den Zugang des Unternehmens zu Rohstoffen und erschlossen neue Märkte. Gleichzeitig ermöglichte die Einführung mechanischer und chemischer Innovationen die Lederproduktion in immer größerem Maßstab. In den späten 1890er-Jahren hatte das Unternehmen die ursprüngliche Gerberei von Vogel’s am Menomonee River zu einem weitläufigen Industriekomplex in Milwaukees Walker’s Point ausgebaut. Die Zahl der Arbeiter stieg von 60 im Jahr 1860 auf fast 500 Mitte der 1880er und über 750 Mitte der 1890er-Jahre an. Obwohl Pfister & Vogel im Laufe der Geschichte eine Reihe von Ledern aus verschiedenen Häuten herstellte, konzentrierte sich das Unternehmen hauptsächlich auf die Herstellung von glattem Rindsleder sowie Kalbs- und Kippleder.
Im Jahr 1910 zählte die Firma zu den größten Gerbereien der Welt. Der Höhepunkt der Firma war wohl das Jahr 1919. Der erste Weltkrieg spielte dabei eine große Rolle. Die Belegschaft war auf über 3500 Arbeiter angewachsen. Gleichzeitig war der erste Weltkrieg aber auch der Wendepunkt der Firma. Die hohe Nachfrage während des Kriegs gab den Ausschlag für immer höhere Preise, die Herstellung von Lederwaren wurde immer teurer. Ersatzstoffe in Form von günstigen synthetischen Materialien kamen auf den Markt. Der Umsatz ging immer mehr zurück, so das im Jahr 1930 nur noch ein Werk in Milwaukee übrig blieb, die Pfister & Vogel Tanning Co. Die Firma konnte durch Lederwaren, die ausschließlich für das Militär bestimmt waren, während des zweiten Weltkriegs zwar noch am Laufen gehalten werden – Anfang der 60er-Jahre kam aber das Aus.
Das Unternehmen wechselte zunächst mehrmals den Besitzer und wurde 1988 von der U.S. Leather Company übernommen, um Leder für die Autoindustrie herzustellen. Es lohnt sich einen Blick auf die Familie von Friedrich Vogel zu werfen. Mit seiner Frau Augusta Herpich, ebenfalls eine Deutsche, hatte er fünf Kinder, Fred, Pauline, Emilie, Hedwig, und August Vogel. Auch sein Bruder August Vogel war ab 1888 bei Pfister & Vogel Leather Co. Er war ab 1907 Vizepräsident des Unternehmens und nebenher noch Direktor der Federal Reserve Bank of Chicago, Präsident der Milwaukee University School und der erste Präsident des University Club of Milwaukee.
Eine Hinterlassenschaft von August und seinem Bruder Friedrich Vogel ist der Vogel State Park Bergen von North Georgia. Der Hintergrund für die Errichtung des Parks war die Tatsache, dass man für das Gerben von Leder zur damaligen Zeit Rinde verwendete. Tausende Eichen und Hemlock-Bäumen mussten deshalb gefällt werden. 1927 vermachten die Vogels Georgia ihr Land, um den 94 Hektar großen Park zu errichten, der heute eine Vielzahl von Outdoor-Aktivitäten bietet, von Camping, Wandern, Rucksackreisen, Bootfahren bis zum Angeln und Schwimmen. Peter Fritz