Jubiläum
Die Feuerwehr Jesingen ist mit 150 Jahren voll auf der Höhe

Im Jahr 1875 gründete sich die Feuerwehr in Jesingen. Der runde Geburtstag wird mit dem Kreisfeuerwehrfest und einem großen Festumzug gebührend gefeiert. Dazu gibt es ein tolles Rahmenprogramm.

Das älteste Foto der Feuerwehr Jesingen: es wurde um 1900 aufgenommen. Foto: pr

Von wegen in die Jahre gekommen: Die Feuerwehr in Jesingen ist auch nach der Gründung vor 150 Jahren auf der Höhe der Zeit. Das beginnt schon mit der pfiffigen (Dauer-)Werbung für ihr großes Festwochenende vom 4. bis 6. Juli in den sozialen Medien. „Wir sind da schon lange aktiv und haben über 100 Videos hochgeladen – jetzt gibt es fast täglich ein neues. Teilweise wurden sie millionenfach geklickt“, freut sich Sören Schäfer, seit 2020 Kommandant der Abteilung. Auch innerhalb der Wehr haben sie ihren Stellenwert. „Die Jugendfeuerwehr wollte auch ihr eigenes Video drehen“, erzählt der 33-Jährige. Das Ergebnis ist wie alle anderen Videos auf dem unterhaltsamen Instagramkanal 150jahrefwjesingen zu sehen.

 

Für unsere Jugendfeuerwehr sind wir bekannt – und gefürchtet.

Kommandant Sören Schäfer

 

Die Jugendfeuerwehr gibt es seit 1973. „Für die sind wir bekannt – und gefürchtet. Wir nehmen an vielen Wettbewerben teil, auch überregional“, sagt Sören Schäfer und verweist auf ein Zitat von Kreisjugendwehrwartin Daniela Lohrmann. In ihrem Grußwort zum 50. Geburtstag der Nachwuchsabteilung heißt es: Jesingen ist beim Kreispokalwettbewerb der FC Bayern der Jugendfeuerwehren – keine andere Jugendgruppe konnte öfters den Kreispokalwettbewerb in der Altersklasse 15 bis 18 Jahren gewinnen. In der Jugendgruppe werden die Kinder und Jugendlichen spielerisch an ihre Aufgaben herangeführt. Die Hüttenfreizeiten über ein verlängertes Wochenende sind fester Bestandteil, ebenso das Kreiszeltlager. „Unsere Jugendfeuerwehr ist vielseitig unterwegs. Sie ist beim Adventsmarkt und dem Straßenfest dabei und beteiligt sich an der Markungsputzete. Auch bei der Kirche im Grünen nahm sie teil, als es sie noch gab“, zählt Sören Schäfer auf.

 

Die aktuelle Freiwillige Feuerwehr Jesingen vor ihrem Magazin. Foto: pr

 

Als die Jesinger Wehr am 8. Januar 1875 gegründet wurde, war die Welt noch eine komplett andere. Mit Feuereimern, Pechpfannen und Wasserbutten wurde der Kampf gegen die Flammen aufgenommen. „Auf Veranlassung des Oberamts Kirchheim wurde der damals noch unorganisierten Feuerwehr von Jesingen eine Steiger-Abteilung angegliedert. Die Wehr bestand aus der Freiwilligen-Abteilung und vier Zügen Feuerwehrpflichtiger, damals 28 Freiwillige und 86 Pflichtige, die seither die Feuer-Rotte gebildet hatten“, ist in den Annalen nachzulesen.

Im Laufe der Zeit wurden die Feuerwehrmänner mit allerlei Technik unterstützt. 1880 forderte das Oberamt die damals selbständige Gemeinde Jesingen auf, binnen zwei Jahren eine neue Saugfeuerspritze anzuschaffen. Es dauerte bis 1886, dann wurde sie für 1550 Mark gekauft, obwohl die Rücklage der Gemeinde nur 300 Mark betrug – es musste ein Darlehen aufgenommen werden. Unter anderem wurden 1926 ein Hydrantenwagen und 1929 eine mechanische Leiter beschafft. Der Bau einer Ortswasserleitung 1929 erleichterte die Arbeit der Wehr. Bis dahin war man auf das Wasser der Lindach und der acht Brunnen im Ort angewiesen. Ein bedeutendes Ereignis war der Kreisfeuerwehrtag 1938 mit Tagung und Übung samt Unterstützung der Motorspritze der Firma Kolb und Schüle. Der gute Eindruck zahlte sich aus: 1939 gab es eine Ziegler-Hochleistungsmotorspritze mit 800 Liter Wasserförderleistung zum Preis von 3529,90 Mark. Der Zweite Weltkrieg dünnte die Wehr aus, es folgte ein Neuanfang mit Blick nach vorn und Weiterentwicklung.

 

Die Jugendfeuerwehr Jesingen bei einem Festzug auf dem historischen Rundhauber mit Drehleiter der Firma Magirus. Foto: pr

 

Bis heute gleichgeblieben: Der Dienst der Feuerwehr bestand seit der ersten Stunde aus regelmäßigen Übungen, um für den Ernstfall gewappnet zu sein, aber auch der Pflege einer guten Kameradschaft. „Wir sind eine starke Abteilung in der Gesamtwehr Kirchheim und rücken zu vielen Einsätzen im Stadtgebiet aus“, sagt Sören Schäfer. Auch für den Albvorlandtunnel ist Jesingen mit den Wehren Kirchheim Stadtmitte und Dettingen zuständig. Außerdem hat Jesingen seit 1989 eine Strahlenschutzgruppe. Sie ist nicht nur für den ganzen Landkreis Esslingen zuständig, sondern auch darüber hinaus. Mit den Wehren aus Göppingen und Salach gibt es gemeinsame Übungen. „Es gab noch nie einen tatsächlichen Unfall“, sagt der Kommandant. Allerdings wird die Gruppe immer wieder zu Einsätzen angefordert. Kraftwerke zählen unter anderem zu den möglichen Einsatzorten. „Im medizinischen Bereich kann es beim Transport zu einem Strahlenunfall kommen“, nennt Sören Schäfer ein weiteres Beispiel.

 

Der Fuhrpark der Feuerwehr Jesingen bei Nacht. Foto: pr

 

Insgesamt zählt die Jesinger Wehr derzeit 108 Mitglieder. Davon entfallen 24 auf die Jugendfeuerwehr, 25 auf die Altersabteilung und 59 auf die Einsatzabteilung. Vier Einsatzfahrzeuge stehen im Jesinger Magazin in der Brunnenstraße. Etwa zwischen 30 und 40 Einsätze pro Jahr kommen für die Abteilung Jesingen zusammen. „Mehrmals im Jahr rücken wir aufgrund der guten Tagesverfügbarkeit insbesondere zur Unterstützung der Abteilung Stadtmitte bei größeren Ereignissen oder Brandmeldealarmen in Pflegeheimen aus“, verdeutlicht der Kommandant.

Die Stärke der Wehr zeigt sich in einem breitgefächerten ehrenamtlichen Engagement, das sich nicht nur auf feuerwehrtypische Einsätze und Übungsabende beschränkt. „Wir machen sehr viel in Eigenleistung“, sagt Sören Schäfer sichtlich mit Stolz. Das Obergeschoss des Magazins wurde 2021 komplett in Eigenregie umgebaut. „Angefangen hat alles wegen des Bodens“, erzählt. Das war noch der originale Teppichboden aus dem Jahr 1975, als das Magazin eingeweiht wurde. Der sollte wegen sichtlicher Gebrauchsspuren raus – doch dann wurden auch Wände und vieles mehr rausgerissen. „Heute ist bis zur Decke alles neu, einschließlich der schönen, offenen Küche“, freut sich der Kommandant. 

 

Die mechanische Patentleiter der Firma Lieb aus Blaubeuren wurde 1929 beschafft und ist hier vor dem alten Jesinger Rathaus bei der Schauübung beim Kreisfeuerwehrtag 1938 zu sehen. Foto: pr

 

Das ist aber noch nicht alles: „Wir haben auch ein ganzes Fahrzeug bis auf wenige Arbeiten in Eigenleistung umgebaut“, sagt Sören Schäfer. Ein gebrauchter Pritschenwagen wurde so zum Gerätewagen Transport, in dem sechs Einsatzkräfte Platz haben. Auch ein weiteres Hallentor haben die Jesinger komplett selber gebaut, ebenso die angrenzende Hütte.

Kein Wunder also, dass die Jesinger Feuwehrabteilung keine Herausforderung scheut, zumal sie auch festerprobt ist. „Jedes Jahr gibt es das dreitägige Feuerwehrfest, es ist das größte in Jesingen. Seit 1976 findet es durchgängig statt – bis auf Corona. Wir haben eine große Routine“, sagt der Kommandant gelassen. Ein Treffen genüge, um alles zu organisieren. Freitags ist die Opening-Party, samstags spielt eine Band. Dann folgt der klassische Festsonntag mit großer Schauübung und Fahrzeugschau.

 

Mit dieser Gruppe hat die Erfolgsgeschichte angefangen: die Jugendfeuer Jesingen. Foto: pr

 

Dieses Mal ist es jedoch ein bisschen anders. „Für das Kreisfeuerwehrfest haben wir einen Festausschuss gebildet. Die zwei Bands Lederrebellen und Volxrock haben wir schon 2023 bestellt, ebenso das Festzelt mit seinen rund 3000 Plätzen“, erzählt Sören Schäfer. Das war jedoch erst der Auftakt der folgenden arbeitsintensiven Zeit für die Jesinger Feuerwehrmitglieder. Unter anderem musste die Festschrift erstellt – schon in der Coronazeit hat sich der Kommandant in den Archiven auf die Suche nach Material begeben – und eine Bildauswahl unter Zehntausenden Fotos getroffen werden. Viel organisatorisches Talent erfordert die Koordination für den großen Festumzug am Sonntag mit seinen rund 2500 Teilnehmenden. Dazu zählen viele Feuerwehren aus dem gesamten Kreisgebiet, Musikvereine und fast alle Jesinger Vereine. Ein Sicherheitskonzept musste erstellt und eine Umleitungsstrecke ausgetüftelt werden, denn der farbenfrohe Lindwurm schlängelt sich hauptsächlich durch die Ortsdurchfahrt in Jesingen. „2013 gab es den letzten Kreisfeuerwehrtag – viele schrecken vor dem Aufwand zurück“, sagt Sören Schäfer. Alleingelassen wurde und wird die Jesinger Wehr bei ihrer Mammutaufgabe jedoch nicht. „Der Großteil der Jesinger Vereine hilft mit und auch die umliegenden Feuerwehren unterstützen uns. Das ist eine gute Sache“, zieht Sören Schäfer schon jetzt eine positive Bilanz.