Die Idee zur Zusammenarbeit kam von der Feuerwehr, die Handwerker waren sofort dabei: Beide, das war schnell klar, haben nämlich viele gemeinsame Probleme und Interessen - man braucht dringend Nachwuchs. Den Auftakt bildete der diesjährige Tag des Handwerks, der bei den Passanten auf dem Kirchheimer Postplatz auf großes Interesse stieß.
Die Hälfte der Feuerwehrkameraden, sagte die Kirchheimer Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker, komme aus dem Handwerk. „Sie bringen ihre Erfahrungen, Teamfähigkeit und lösungsorientiertes Denken mit.“ Die Feuerwehr ist froh, wenn Feuerwehrleute nicht im fernen Industriebetrieb, sondern vor Ort im Handwerk arbeiten und bei Einsätzen schnell zu greifen sind. Handwerker bringen eine breite Ausbildung mit, mit wertvollem Wissen gerade für die Feuerwehr - ob es nun um Fahrzeuge, Elektrik oder Chemie geht. Außerdem arbeiten Handwerker in vielen Bereichen, welche die Feuerwehr tangieren, seien es nun Stukkateure bei der Brandschutzmauer oder Installateure beim Hochwasserschutz. Beide, Feuerwehr und Handwerk, suchen Nachwuchs, und die Aktionen der Feuerwehr auf dem Postplatz lockten schnell mehr Zuschauer an, als es mit normalen Informationsständen möglich gewesen wäre.
Es war schon heftig, wie die Freiwillige Feuerwehr Kirchheim bei ihrer Unfallsimulation einem Auto zu Leibe rückte. Bei Spreizer und Schere arbeitet sie mit bis zu 720 Bar Druck. Die Fahrzeuge werden sicherer, die Zerstörung des Metalls bei der Rettung schwieriger. Deshalb hat die Kirchheimer Feuerwehr stärkeres Werkzeug bekommen. Am Ende hoben die Feuerwehrleute das Dach ab, und was übrig blieb, war ein Cabrio. Etwa 20 bis 30 Mal im Jahr wird die Kirchheimer Feuerwehr zu Verkehrsunfällen gerufen. Zugführer Michael Eiting erläuterte, was dabei alles zu beachten ist: „In den Airbag reinschneiden ist kein Problem, aber die Gaskartusche ist kritisch.“ Deshalb gibt es die Rettungskarte, die den Feuerwehrleuten zeigt, was in diesem Automodell wo verbaut ist. Es ist gut, wenn die Karte im Auto zu finden ist. „Manchmal lässt sich diese Information auch über das Kfz-Kennzeichen abrufen.“
Von wegen 720 Bar Druck: Wie hoch die Griffstärke der eigenen Hände ist, konnten die Besucher am Stand der Handwerkerkrankenkasse IKK classic testen. Wenn dabei die linke Hand etwas schwächer war, ist das völlig normal - beim Linkshänder natürlich umgekehrt.
Manchmal tut es auch ganz einfaches Werkzeug wie die Kübelspritze - deren Einsatz machte dem SPD-Landtagsabgeordneten Nicolas Fink sichtlich Spaß. Dem CDU-Landtagsabgeordneten Karl Zimmermann gelang es nicht, mit einer Flamme eine Mauer in Brand zu setzen, was auch so sein soll, denn sie hält dem Feuer 90 Minuten lang stand.
Den giftigen Rauch, der bei einem Brand entsteht, hält der Mensch hingegen nicht lange aus. Wie schnell sich dieser Rauch verbreitet, zeigte die Jugendfeuerwehr Wernau mit ihrem Rauchdemohaus. „Ein Drittel der Brände sind nachts, aber 70 Prozent der Opfer sterben schlafend“, sagte Yannik Gebhardt bei der Demonstration. Deshalb seien Rauchmelder so wichtig. Die Notzinger Feuerwehr pumpte Wasser aus der Lauter und wieder in die Lauter zurück, um zu zeigen, was so eine Pumpe schafft: 800 Liter pro Minute. Allerdings sei sie, beispielsweise bei einer Überschwemmung, nicht immer zwingend nötig. „Wenn es im Keller ein bisschen feucht ist“, sagte der Notzinger Kommandant Benjamin Lay, „kriegt man das auch selber trockengelegt.“
Die Metall-Innung hatte für die Oberbürgermeisterin eine Rose aus Metall vorbereitet - sie soll und wird rosten und wird einen schönen Platz im Garten bekommen. Als einen schönen Platz für den Tag des Handwerks empfand Kreishandwerksmeister Karl Boßler den Postplatz und dankte der Stadt Kirchheim für die unbürokratische Überlassung. Trotzdem wird die gemeinsame Nachwuchswerbung mit der Feuerwehr andernorts weitergehen, denn der Tag des Handwerks zieht weiter durch den Landkreis.