Es sind lediglich Trends für das Ergebnis der Europawahl, die sich am Sonntag bis 22.30 Uhr für den Landkreis Esslingen abgezeichnet haben. Aber sie bestätigen die bundesweiten Hochrechnungen: Gewinne für die CDU und für die AfD, leichte Verluste für die SPD und herbe Verluste für die Grünen. FDP und Freie Wähler halten ihr Ergebnis von 2019 einigermaßen, während das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) auf Anhieb seine Wählerschaft findet und somit die Linke in der Bedeutungslosigkeit versenkt. Die AfD hat auch im Landkreis Chancen, Grüne und SPD zu überflügeln und zur zweitstärksten Kraft nach der CDU zu werden.
Bei der Regionalwahl hat sich nach den ersten Auszählungen ein ähnliches Bild ergeben – allerdings mit zwei wesentlichen Unterschieden: Die Freien Wähler spielen für die Regionalversammlung eine wesentlich größere Rolle und dürften sich an zweiter Stelle einreihen, also zwischen CDU und AfD. Der andere Unterschied zur Europawahl: Das BSW tritt auf kommunaler Ebene noch nicht an. Es konnte der Linken somit also noch keine Stimmen bei der Regionalwahl abnehmen.
Die Ampel verblasst
Die Auswirkungen der Bundespolitik auf Europa- und Regionalwahl lassen sich deutlich erkennen: Die Arbeit der Berliner Ampel-Koalition wird insgesamt nicht sonderlich wertgeschätzt. Die Wählerschaft scheint dies vor allem den Grünen anzulasten – und erst in zweiter Linie der Kanzlerpartei SPD. Die FDP dagegen kann sich auf ihre Stammwähler verlassen und muss in diesem Fall keine Achterbahnfahrt erleben. Zu den Verlusten der Grünen im Vergleich zu 2019 fällt auf: Sie bewegen sich im Rahmen dessen, was die Grünen vor fünf Jahren gegenüber 2014 hinzugewonnen hatten. Letztes Mal hatten sie einen ungeahnten Höhenflug hingelegt. Jetzt finden sie sich mit ihren Ergebnissen wieder zurechtgestutzt auf das Maß von 2014.
Ähnliches Bild in Kirchheim
Für die Stadt Kirchheim liegen die Wahlergebnisse inzwischen vollständig vor. Auch hier ergibt sich ein ähnliches Bild: Die CDU schafft die Trendwende und erholt sich leicht von ihren Verlusten aus dem Jahr 2019. Rund 7,5 Prozentpunkte hatte die Union vor fünf Jahren verloren. Um zwei Prozentpunkte hat sie dieses Mal wieder zugelegt, auf 29,3 Prozent. Somit ist sie aber immer noch weit von ihrem Ergebnis aus dem Jahr 2014 (34,5 Prozent) entfernt.
Die SPD stabilisiert sich bei den Europawahlen in Kirchheim auf niedrigem Niveau: Von 24,5 Prozent im Jahr 2014 zunächst abgestürzt auf 13,3 Prozent, liegt sie nun bei 12,2 Prozent.
Die Grünen haben ihren Höhenflug bei der Europawahl auch in Kirchheim beendet: Von 16,6 Prozent (2014) waren sie 2019 auf 26,8 Prozent geklettert. Jetzt sind sie wieder bei 16,6 Prozent gelandet.
Die AfD dagegen baut ihr Ergebnis weiter aus – auch das wohl ein klares Zeichen der Unzufriedenheit mit der aktuellen Bundespolitik, die sich auf die Kirchheimer Zahlen für Europa niederschlägt: Von 6,4 Prozent 2014 über 9,6 Prozent 2019 ist die AfD inzwischen bei 13,3 Prozent gelandet. Sie lässt damit bereits die SPD hinter sich und ist den Grünen in Sichtweite auf den Fersen.
Zur FDP: Sie hält ihr Ergebnis in Kirchheim – 7,4 Prozent – und bestätigt somit ihren Aufwärtstrend gegenüber 2014, als sie sich noch mit 4,6 Prozent hatte zufriedengeben müssen.
Die Freien Wähler landen in Kirchheim bei 5,1 Prozent und schieben ihre Europawahl-Bilanz kontinuierlich nach oben, gegenüber 3,2 Prozent 2014 und 4,0 Prozent 2019.
Zwischen einem und zwei Prozent
Die Linke kommt in Kirchheim auf weniger als zwei Prozent, was wohl auch auf das BSW zurückzuführen ist: Aus dem Stand schafft das Bündnis Sahra Wagenknecht 4,7 Prozent in Kirchheim.
Die drei anderen Parteien, die in Kirchheim mehr als ein Prozent der gültigen Stimmen bei der Europawahl für sich verbuchen können, sind die Satire-Partei „Die PARTEI“ (1,6 Prozent), gefolgt von der Volt-Partei (1,6 Prozent) und der Tierschutzpartei (1,0 Prozent).
Die Wahlbeteiligung in Kirchheim lag 2019 bei 62,6 Prozent. 2024 liegt sie definitiv höher.