Kirchheim
Die Hoffnung stirbt zuletzt

Gastronomie Immer mehr schwäbische Wirtschaften verschwinden von der Landkarte. Nach dem Adler in Owen folgt im Sommer die Krone in Brucken. Das Harpprechthaus ist vorübergehend zu. Von Iris Häfner

Die Gastronomie ist im Wandel. Immer mehr schwäbische Wirtschaften schließen für immer ihre Pforten. Der Grund: Die Wirte finden keine Nachfolger. Im Lenninger Tal wird es langsam augenfällig. Seit Ende 2017 werden im Adler in Owen keine Gäste mehr bedient, ab Mitte August bleibt auch in der Krone in Brucken die Küche kalt.

„Ich war gesundheitlich angeschlagen, das war mit ein Grund, dass wir geschlossen haben“, sagt Robert Scheu, einstmals Adler-Wirt in Owen. Die Söhne haben sich nach ihrem Feierabend stark eingebracht, ihre ganze Freizeit in den Familienbetrieb reingesteckt. Doch allen war klar, auf Dauer geht das nicht so weiter. Irgendwann schauten Robert Scheu und seine Frau der Realität ins Auge. Ein Jahr haben sie mit einem Maklerbüro zusammengearbeitet, jedoch ohne Erfolg. „Der Trend in der deutschen Gastronomie: Langsam aber sicher verabschiedet sie sich. Es werden immer weniger“, sagt Robert Scheu. Junge Fachehepaare haben eine riesige Auswahl. „Die können 100 Sachen finden und sich dann für das Beste aus ihrer Sicht entscheiden“, sagt er.

Mit knapp 67 Jahren hat er die Traditionsgaststätte nach über 300 Jahren geschlossen. „Heute habe ich ein ganz anderes Leben - ich habe einen Freundeskreis, den ich pflegen kann. Früher hat bei mir alles stattgefunden. Wir Wirte arbeiten ja, wenn andere Freizeit haben“, erzählt Robert Scheu. Den Spaß an seinem Geschäft hat er jedoch nie verloren. „Wir haben in all den 40 Jahren immer schnell eine Bestätigung bekommen, jeden Tag. Egal ob im Biergarten mit seinen 250 Plätzen oder innen. Drei Kegelbahnen hatten wir auch“, blickt er zurück.

Dieser Schnitt steht Jürgen Stümpflen noch bevor. Mitte August schließt er das Gasthaus Krone in Brucken das letzte Mal hinter den Gästen ab. „Seit 46 Jahren bin ich im Beruf und stehe jeden Tag zehn bis zwölf Stunden in der Küche. Die Knie machen nicht mehr mit“, sagt er. Er als Koch ist nicht ersetzbar. Fällt er aus, muss der Betrieb geschlossen werden. Reduzierte Öffnungszeiten kommen für ihn aus logistischen Gründen nicht infrage. Er bedauert, den elterlichen Betrieb schließen zu müssen, doch auch bei ihm ist ein Nachfolger nicht in Sicht. Die Tochter hat sich beruflich anders entschieden. Auch ein Pächter ließ sich nicht finden, den er gerne in der Anfangsphase in der Küche unterstützt hätte. Eine 80- bis 90-Stunden-Woche ist für Jürgen Stümpflen normal. „Man muss die Arbeit im Büro erledigen und geht auch zu den Gästen“, erklärt er.

Vor allem die vielen Stammgäste bedauern, dass sie in absehbarer Zeit nicht mehr die Kochkünste in der Krone genießen können. Teilweise haben sie schon zu Zeiten von Jürgen Stümpflens Eltern das Gasthaus besucht. „Es ist nicht schön, den treuen Gästen sagen zu müssen: Ihr könnt nicht mehr kommen“, sagt er. Die Leute seien dankbar, dass sein Essen immer noch gleich gut schmeckt und er nicht jedem Trend hinterherrennt. „Aus unserem Betrieb wäre was zu machen, es sind ja nicht mehr viele schwäbische Wirtschaften da. Ich habe ein gemischtes Publikum: Firmen-Gäste, Thermalbad-Rentner, und sonntags lädt die Oma zum Essen ein“, zählt Jürgen Stümpflen auf.

Seit über 100 Jahren gibt es die Krone. Das alte Gebäude wurde 1968 abgerissen und 1970 die Gaststätte neu eröffnet. „Ich bin die dritte Generation“, erzählt Jürgen Stümpflen. Seit zehn Jahre weiß er, dass es mit der Krone im Familienbesitz nicht weitergeht. „Irgendwann kommt langsam der Gedanke auf, dass man umdenken muss“, sagt er und stellt sich der Realität.