Kirchheim
Die Kita bleibt in Familienhand

Wandel  Kinderbetreuungsplätze waren früher noch rar. Aus der Unzufriedenheit einer Mutter erwächst die Idee der Kindertagesstätte „Rasselbande“. Von Sarah Polzer

Mathilde Maier ist gelernte Erzieherin und Mutter von drei Kindern. „Als meine Kinder noch klein waren, fand ich nur schwer eine Kita, deren Öffnungszeiten zu ,meinen Arbeitszeiten passte“, sagt sie.

Dieses Problem kennen viele berufstätige Eltern heute noch, denn Schichtplan und Betreuungszeiten für Kindern sind nicht immer kompatibel. „Die Unzufriedenheit über diese Umstände brachten mich auf eine Idee – nämlich meinen eigenen Kindergarten zu eröffnen“, erzählt Mathilde Maier. Ihre Kolleginnen erklärten sie damals für verrückt. Aus der Idee wurde Ernst. Im Handumdrehen ist aus dem Elternhaus ihres Vaters in der Notzingerstraße  eine Kindertagesstätte entstanden. Jahre später folgen zwei weitere Standorte in der Stuttgarterstraße und in Lichtenstein.

Am Anfang gab es wenige Plätze. Das änderte sich, nachdem das Angebot schnell Anklang fand. Heute ist Mathilde Maier Leiterin von einer Kindertagesstätte. Die „Rasselbande“ bietet Platz für 120 Mädchen und Jungen im Alter von eineinhalb bis sechs Jahren. Besonders viel wert legen sie und ihr Team darauf, individuell auf die Kinder und ihre Bedürfnisse einzugehen. „Wir verfolgen nicht einen speziellen Ansatz. Wir haben Elemente von Montessori, aus dem Waldkindergarten und viele mehr“. Ihr Sohn Christoph Maier ergänzt: „unser Konzept ist ein bunter Mix aus Allem und immer am Zeitgeist orientiert“.

Christoph Maier hat den Aufbau der Kindertagesstätte von Kindesbeinen an miterlebt, und auch immer wieder vor Ort ausgeholfen. Im April hat er der Kfz-Meister seinen Ausbildungsberuf an den Nagel gehängt.  „ Ich habe so viel Herzblut und Zeit hier investiert, dass ich entschieden habe, meine Mutter zu unterstützen“. Seine Freundin hat den Beruf der Erzieherin gelernt. Mit ihr möchte er das weiterführen, was seine Mutter ins Rollen gebracht hat.

„Wir wollen Familien unterstützen und ergänzen“, erklärt die Leiterin der Kita. In erster Linie soll die Kita die Kinder auf die Schule vorbereiten. „Wir legen Wert darauf, die Kinder an das normale Leben heranzuführen“, betont Christoph Maier. Um das möglich zu machen, unternehmen die Gruppenleiterinnen und -Leiter regelmäßig  Ausflüge mit den Kindern, zum Beispiel in die Bücherei, wo die Kinder selbst Bücher ausleihen dürfen oder in den Supermarkt. Einmal im Monat gehen die Gruppen in den Wald. 

Jeder der Mitarbeiter vor Ort hat einen speziellen Schwerpunkt. Das Spektrum reicht von Bewegungsangeboten bis hin zur musischer und künstlerischer Förderung .

Zum sechsten mal wird die Kita dieses Jahr vom „Haus der kleinen Forscher“ – eine gemeinnützigen Stiftung mit dem Schwerpunkt Mädchen und Jungen schon früh für Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, ausgezeichnet. Für die Forschungsprojekte hat die Kita einen eigenen Raum eingerichtet.

Der Grundsatz „Lernen beim Machen“ wird auch in der Küche umgesetzt. Täglich kochen zwei fest angestellte Köchinnen für alle drei Standorte. Einmal im Monat darf jedes Kind einmal in der Küche mithelfen und lernen wie Brot, Nudeln oder Maultaschen selbst hergestellt werden können. „Die Produkte, die wir verwenden, stammen aus der Region.“ , sagt Christoph Meier. 

Nicht nur mit lokalen Lieferanten laufen Kooperationen auch mit örtlichen Unternehmen und dem Krankenhaus. Hinter den Öffnungszeiten steht der Gedanke, die Öffnungszeiten an den Schichtplan der Eltern anzupassen, so wie es sich Mathilde Maier früher auch gewünscht hätte.

„Für uns ist klar, wir wollen weiter wachsen“, meinen Mutter und Sohn. Momentan suchen sie in Kooperation mit der Stadt weitere Standorte für ihr Herzensprojekt.