Kirchheim
Die Lieder sorgen für das Gefühl, alles selbst erlebt zu haben

Konzert Barbara Greshake & Band traten vor ausgedünntem Publikum in der Kirchheimer Bastion auf.

Kirchheim. Corona hat auch die Bastion nahezu leer gefegt: Knapp 20 Mutige zeigten sich offen für Neues und waren am Ende restlos begeistert. „Barbara Greshake & Band“ stand auf dem Programm. Vor etwa fünf Jahren hatte die Namensgeberin hier ihr Debut mit „Klangheimlich“. Diesmal ließ sie ihrer dreiköpfigen Band den Vortritt. Sie habe sich hier „sehr willkommen gefühlt“, verrät die Sängerin, schnappt sich ihre Gitarre und legt los.

„Es ist schon wieder Sonntag und ich sitz zwischen den Stühlen. Und hab keine Ahnung, woran ich bei dir bin“, singt sie und wünscht sich „Gefühle auf Augenhöhe“. Zwischendurch plaudert sie aus ihrem Leben. Dass sie aus Pont am Niederrhein kommt und schon seit zehn Jahren nicht mehr dort war, weil sie „die Entschleunigung nicht gut fand“. Mittlerweile weiß sie die Wiederentdeckung zur Langsamkeit zu schätzen, wie sie auch in ihrem Titel „Tapetenwechsel“ beschreibt.

„Ein klassischer Fall von Erlebnishören“ steht in der Ankündigung. Treffend beschrieben, denn in Barbara Greshakes Texten hat man das Gefühl, alles selbst so oder ähnlich erlebt zu haben. Innehalten und lauschen, sich den Gedanken hingeben, solche Momente gibt es viel zu selten. Versiert wird sie musikalisch begleitet von Jonas Fritsch an Keyboard, Klarinette und Kalimba, von Schlagzeuger Eddy Sonnenschein sowie von Martin „Baumi“ Baumgartner an der E-Bass-Gitarre.

„Mit ‘nem Bleistift zieht man keinen Schlussstrich“, heißt es in einem weiteren Song der Liedermacherin. Dann rät die Wahlhamburgerin, sich nicht blenden zu lassen: „Wir machen keine Bilder mehr für uns, nur noch für die anderen und den Rest der Welt. Wir verpassen immer wieder den Augenblick, weil wir nach den richtigen Filtern suchen für Fotos, die wir uns eh nicht mehr anschauen.“ Detailverliebte Textzeilen, die es auf den Punkt bringen. Vielleicht ist es ein Alleinstellungsmerkmal, dass sich in ihren schnörkellosen Liedern so gut wie nichts reimt.

Sie sagt das, was sie denkt, fühlt in Melodien, spielt mit den Höhen und Tiefen, spricht manches Wort schneller aus, verschluckt es fast und zieht das nächste klangvoll in die Länge. Immer melodiös und mit angenehm-klarer Stimme - ganz besonders, wenn Barbara Greshake alleine auf der Treppe vor der Bühne sitzt.

Auch ihr Kleidungsstil ist anders - ein Style, der zu ihr passt, weil er ihre Authentizität und Natürlichkeit unterstreicht. Hübsch ist sie auch noch. Und klug. Auf ihren Studiengang Popular Music, Hauptfach Gesang und Klavier hat sie noch einen Weiterbildungsstudiengang in Musikvermittlung und Musikmanagement mit Abschluss „Master of Music“ draufgesetzt.

Leider war der Text anfangs akustisch bisweilen nur schwer zu verstehen. Klang das Schlagzeug in der ersten Hälfte noch zu dominant, waren nach der Pause Drums und Stimme bedeutend harmonischer ausbalanciert. Ein ganz besonderer Liederabend, der freilich mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. Sabine Ackermann