Kirchheim
Die Luft ist langsam raus

Arbeitsmarkt Die konjunkturelle Schwächephase zeigt sich in den steigenden Arbeitslosenzahlen. Auch die offenen Arbeitsstellen gehen merklich zurück.

Die Arbeitslosigkeit ist im Juli im Bezirk der Agentur für Arbeit Göppingen mit den Landkreisen Esslingen und Göppingen gestiegen. Insgesamt waren 14 756 Frauen und Männer ohne Arbeit. Das ist ein Plus im Vergleich zu Juni um 2,4 Prozent. Gegenüber Juli 2018 waren 6,2 Prozent mehr als arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote, bezogen auf alle zivilen Erwerbspersonen, stieg auf 3,3 Prozent.

„Ein Blick auf die letzten Jahre zeigt eine sehr lang anhaltende Phase mit einem ausgesprochen guten Arbeitsmarkt in der Region. Alle Zeichen standen auf Wachstum und konjunktureller Stärke. Die Zahl der Arbeitslosen lag mehrere Jahre durchgehend unter dem jeweiligen Vorjahreswert und war auf ein Rekordtief gesunken. Jetzt drei Monate in Folge steigt die Arbeitslosigkeit und hat inzwischen die Zahl des Jahres 2018 überschritten“, erklärt Thekla Schlör, Leiterin der Göppinger Arbeitsagentur. Die wirtschaftliche Schwäche zeige Spuren am Arbeitsmarkt. Die Zunahme im Juli durch die Ausbildungsabsolventen sei zwar jahreszeitlich bedingt und unproblematisch. Dazu käme aber auch in diesem Jahr ein „Mehr“ an Menschen, die ihre Kündigung erhalten haben. Diese Gruppe sorge für den überdurchschnittlichen Anstieg im Sommer 2019. Auch das Minus bei den offenen Arbeitsstellen zeige nach Ansicht von Schlör, dass sich der Arbeitsmarkt verändere. Schon im Mai und Juni registrierte die Arbeitsagentur verstärkt für die Jahreszeit in dieser Höhe unübliche Arbeitslosmeldungen von Menschen, die zuvor gearbeitet hatten.

Der Anstieg hat jetzt zusätzlich saisonale Gründe, denn über den Sommer melden sich jedes Jahr junge Menschen arbeitslos, die nicht in ihrem Ausbildungsbetrieb bleiben konnten oder wollten. Das Plus in diesem Monat zeigt sich allerdings nicht nur im Göppinger Agenturbezirk, sondern in ganz Baden-Württemberg.

Von allen Arbeitslosen im Agenturbezirk gehörten 6892 Personen der Arbeitslosenversicherung an und wurden von der Arbeitsagentur betreut. 7864 Personen waren in der Grundsicherung gemeldet und wurden von den Jobcentern in den beiden Landkreisen Esslingen und Göppingen betreut.

Die Entwicklung im Kreis

Im Landkreis Esslingen waren im Juli insgesamt 9744 Menschen arbeitslos gemeldet. Das sind 1,6 Prozent mehr als im Juni und 5,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote betrug 3,2 Prozent (Esslingen: 3,5 Prozent; Kirchheim: 3,3 Prozent; Leinfelden-Echterdingen: 2,5 Prozent und Nürtingen: 3,0 Prozent). Im Juli 2018 lag sie bei 3,1 Prozent.

Im Juli waren 220 Jugendliche unter 20 Jahren arbeitslos gemeldet. Das waren 4,8 Prozent mehr als vor einem Monat, aber 2,7 Prozent weniger als vor einem Jahr. Bei den jungen Menschen unter 25 Jahren waren es 11,3 Prozent mehr als im Vormonat und 10,3 Prozent mehr als im Juli des Vorjahres. 2018. Die Zahl der 50-jährigen und älteren Arbeitslosen ist im Vergleich zu Juni um 1,3 Prozent auf 5115 Personen gestiegen. Das waren 1,3 Prozent mehr als im Vorjahres-Juli. 3658 Menschen waren im Juli seit mindestens einem Jahr bei der Agentur für Arbeit und den Jobcentern arbeitslos gemeldet und galten damit als langzeitarbeitslos. Das waren 0,1 Prozent weniger als im Vormonat, und 5,8 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. Die Zahl der arbeitslosen schwerbehinderten Menschen sank um 2,0 Prozent und lag bei 871 Personen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat waren 13 schwerbehinderte Menschen mehr arbeitslos gemeldet, was einem Plus von 1,5 Prozent entspricht.

Beim Angebot an Arbeitsstellen ist ein Rückgang zu verzeichnen. Gegenüber Juni ist gibt es 260 Stellen weniger, ein Minus von 2,5 Prozent. Im Vergleich zum Vorjahr gab es 17,5 Prozent weniger offene Stellen. Insgesamt wurden 2456 Stellen neu gemeldet. Das waren 18,0 Prozent weniger als im Juni, und 33,1 Prozent weniger als im Vorjahresmonat.

Anders sieht die Entwicklung im Bereich des Ausbildungsstellenmarkts aus. Seit Oktober letzten Jahres wurden 5807 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 2,9 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Bewerberzahlen sind mit 4624 um 3,7 Prozent niedriger als im Vorjahr. Damit geht die Schere zwischen freien Ausbildungsstellen und Bewerbern weiter auseinander.