Kirchheim
Die Natur wird ins Haus geholt

Advent Weihnachtliche Dekoartikel sind im Corona-Jahr besonders gefragt. Weil man zu Hause bleiben soll, wollen viele Menschen ihr Heim noch schöner als sonst gestalten. Von Heike Siegemund

Viele Menschen haben sich längst mit zahlreichen neuen Dekorationsartikeln eingedeckt und ihr Zuhause stimmungsvoll geschmückt: In der Advents- und Weihnachtszeit gehört das Deko­rieren mit Kerzen und Engels­figuren, Tannenzapfen und Zweigen, Sternen und Kugeln einfach dazu.

Doch dieses Jahr scheinen die Menschen noch stärker als sonst auf den vorweihnachtlichen Schmuck am und im Haus zu ­setzen. Dies hängt auch mit der Corona-Krise und den aktuellen Beschränkungen zusammen: Man ist angehalten, zu Hause zu bleiben und zieht sich deshalb aus der Öffentlichkeit in das häusliche ­Privatleben zurück, was Trendforscher als „Cocooning“ ­bezeichnen. Weil die Leute kaum mehr weg­gehen, wollen sie ihr Heim so schön wie möglich gestalten.

Walter Autenrieth, Inhaber des gleichnamigen Haushaltswarengeschäfts in Kirchheim, bestätigt diesen Trend. „Wir beobachten, dass es sich die Menschen zu Hause besonders schön machen wollen, seit man mehr daheimbleiben soll“, sagt er. Auch in seinem eigenen Haus werde viel dekoriert: „Wir haben zwar schon zahlreiche Dekoartikel, die Schränke sind voll damit. Aber man will ja auch mal etwas Neues haben“, sagt er.

In seinem Geschäft seien Ketten mit LED-Lichtern schon Mitte November „nahezu ausverkauft“ gewesen. Auch beleuchtete Sterne und Herzen aus Holz zum Aufstellen sind dieses Jahr der Renner. Angesagt ist es auch, sich den Wald und die Natur ins Haus zu holen: Sämtliche Naturtöne und naturnahe Farben seien bei den Dekorationsartikeln gefragt. Walter Autenrieth und seine Mitarbeiter verkaufen aber auch viele klassische Porzellanengel sowie Schalen und Leuchter mit weihnachtlichen Motiven wie Rentiere und Christbäume. „Die Weihnachts­engel gehen jedes Jahr gut, ebenso Weihnachtsglöckchen, die Sammelobjekte sind.“ Walter ­Autenrieth bietet in seinem Haushaltswarengeschäft auch Christbaumschmuck: „besondere Kugeln in unterschiedlichen Größen“. Hier herrschen nach wie vor die Farben Gold, Silber und Rot vor.

Das bestätigt Hans-Christoph Engele, Inhaber des Porzellanhauses Schenk in Kirchheim. Dort gibt es zwar keinen klassischen Christbaumschmuck, dafür aber hochwertige Porzellankugeln, ­Deko-Häuschen und Weihnachtsgeschirr, wie der Inhaber betont. Weil es sich dabei um Sammlerstücke handle, hat er für dieses Jahr keine speziellen Trendfarben ausgemacht.

Dafür, dass viele Menschen mehr Geld in Dekoartikel und auch Haushaltswaren investieren, hat Walter Autenrieth eine Erklärung: Es sei nun Geld vorhanden, das zu normalen Zeiten für eine Reise ausgegeben worden wäre. „Dieses Geld fließt jetzt in andere Kanäle.“

David Gerber, Inhaber des gleichnamigen Blumengeschäfts in Kirchheim, bestätigt, dass „das Kaufverhalten anders ist als vor Corona“. Allerdings spricht er von einem „preisbewussteren“ Kaufen der Kunden. Auf diese Situation habe man sich in seinem Geschäft eingestellt. Sprich: Vieles werde „ungestylter“ verkauft; gefragt seien mehr Einzelteile. Bei etlichen Kunden müsse es dieses Jahr zum Beispiel nicht der teure, exklusive Adventskranz sein, wenn sowieso nicht viele Gäste eingeladen werden könnten. Auch der große Blumenstrauß zum Verschenken sei aktuell weniger gefragt. Stattdessen setzen die Menschen auf einzelne Blumen oder „Naturbündel“, mit denen sie ihr Heim dekorieren, sagt Gerber und verweist auf eine legere, reduziertere Gestaltung, ohne dies abwerten zu wollen.

Das Selbstdekorieren steht stärker im Fokus als früher. Darauf hat der Florist reagiert und bietet etwa vorgefertigte Kränze zum Selbstschmücken und Adventsboxen an, die Zubehör wie handgefertigte Kerzen, Zimtstangen, Zapfen und getrocknete Fruchtstände enthalten. Der Trend gehe in diesem Jahr eindeutig zur naturnahen Dekoration. Erd-, Creme- oder ­Honigtöne seien dabei genauso gefragt wie das klassische Rot und Gold. Trockenfrüchte, getrocknete Gräser und Bündel wie Papayagras, Eukalyptuszweige oder Disteln seien derzeit sehr beliebt.

David Gerber freut sich, dass der „Privatkonsum“ noch immer stabil ist. Dagegen sei in dieser Adventszeit mit dem ­Gastronomie- und ­Firmenbereich ein großer Teil weg­gebrochen. „Die Leute brauchen Blumen und Dekoration aber nach wie vor - das rettet uns und dafür sind wir dankbar.“ Trotz Corona sei es wichtig, „sich an Blumen, Kerzen und Deko zu erfreuen“.