Seit zehn Jahren besteht die „Energie Kirchheim“, kurz „EnKi“ genannt. Alle Kirchheimer sind auf die Arbeit beziehungsweise die Dienstleistung dieser Gesellschaft angewiesen, und doch dürften die wenigsten etwas über deren Existenz wissen: So wichtig die Geschäftsfelder der EnKi auch sein mögen, spielt sich ihr Handeln doch eher im Stillen und im Hintergrund ab. Selbst die beiden einzigen Mitarbeiter, die Geschäftsführer Martin Zimmert und Stefan Herzhauser, sind nicht hauptamtlich für die „EnKi“ tätig.
Was ist nun das Aufgabenfeld der „Energie Kirchheim“? Seit der Gründung gehören ihr das Strom- und das Gasnetz in Kirchheim. Sie verpachtet beide Netze an die „NetzeBW“ und kümmert sich – in enger Absprache mit dem Pächter – darum, dass Strom- und Gasnetz leistungsfähig sind und bleiben.
„Die NetzeBW betreiben das, wir als EnKi sagen aber, wo investiert wird“, sagt der Technische Geschäftsführer Stefan Herzhauser, der diesen Posten von Anfang an innehat, im Hauptberuf aber für die NetzeBW und deren Beteiligungsmanagement tätig ist. Martin Zimmert, der als Geschäftsführer der Stadtwerke Kirchheim 2017 den Posten des Kaufmännischen Geschäftsführers der EnKi übernommen hat, ergänzt: „Letztlich entscheidet der Aufsichtsrat über die Investitionen.“ Den Vorsitz des Aufsichtsrats hat Kirchheims Oberbürgermeister inne. Weitere Mitglieder kommen aus den Reihen des Kirchheimer Gemeinderats sowie der NetzeBW.
Teilhaber der EnKi sind zu 74,9 Prozent die Stadt Kirchheim und zu 25,1 Prozent die NetzeBW. „Beide Gesellschafter sind in diesem Fall keine klassischen Kapitalanleger“, stellt Martin Zimmert fest. Weder der Stadt noch der NetzeBW gehe es darum, eine möglichst hohe Rendite zu erzielen und möglichst viel Kapital abzuschöpfen – im Gegenteil: „2015 sowie 2017 bis 2019 wurden die Mittel in der Gesellschaft belassen.“ Stefan Herzhauser fügt hinzu: „2020 gab es sogar eine Eigenkapitalzuführung in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Das ist keine Selbstverständlichkeit.“
Erfolgreich gewirtschaftet hat die EnKi in den zehn Jahren ihres Bestehens auf jeden Fall: „Wir sind mit einer Bilanzsumme von 22,8 Millionen Euro gestartet“, konstatiert Stefan Herzhauser. „Mittlerweile liegen wir bei rund 34 Millionen Euro. Wir haben die Werte unserer Gesellschafter in dieser Zeit also um über elf Millionen Euro erhöht.“
Zukünftige Entwicklungen, die sich jetzt am Horizont abzeichnen, waren 2013 in diesem Maß noch längst nicht abzusehen. Für die nächsten zehn Jahre sehen sich die beiden Geschäftsführer deswegen mit großen Herausforderungen konfrontiert – insbesondere beim Gasnetz. „Da haben wir 2016 einen neuen Konzessionsvertrag mit der Stadt abgeschlossen, auf 20 Jahre“, berichtet Stefan Herzhauser am Ende des „Jubiläumsjahrs“ 2023. Vor sieben Jahren sei das für die EnKi eine glänzende Perspektive gewesen.
Bis 2036 dem Gas verpflichtet
Bevor der Vertrag aber 2036 ausläuft, könnte er der Energie Kirchheim auf die Füße fallen, wie Martin Zimmert erwähnt: „Da geht es um das Problem mit den fossilen Brennstoffen. Die EU will 2045 aussteigen, der Bund 2040, aber Baden-Württemberg schon 2035.“ Bis 2036 aber sei die EnKi verpflichtet, ein Gasnetz zur Verfügung zu stellen – gegebenenfalls auch nur noch für einen einzigen verbleibenden Abnehmer.
Möglichkeiten, dieses Problem zu lösen, bestünden darin, das Gasnetz zumindest teilweise für Wasserstoff zu nutzen. Wie groß der Bedarf dafür in den nächsten 13 Jahren sein wird, lässt sich aber nicht wirklich voraussagen. Beim Stromnetz läuft der aktuelle Konzessionsvertrag bis 2034. Auch in diesem Fall gibt es Auswirkungen der technischen Entwicklung, die in ihren Ausmaßen noch völlig unklar sind – seien es Wärmepumpen, sei es die Ladesäuleninfrastruktur oder die verstärkte Nutzung von Dächern für PV-Anlagen.
Stefan Herzhauser zieht aber selbst aus diesen unklaren Perspektiven noch ein positives Fazit: „Die nächsten zehn Jahre werden spannend.“ Spannender vielleicht als die ersten zehn Jahre der EnKi.