Kirchheim
Die neuen Liedermacher

Konzert In der Reihe „Locals“ bietet der Club Bastion immer wieder jungen Künstlern ein Podium. Dieses Mal waren die Sängerin Tamy, der Rap-Techno-Musiker „Tsho“ und die Band „Different Paul“ am Start. Von Bernhard Fischer

So einfach mit einer Gitarre auf die Bühne klettern, das ist für Liedermacherinnen und Liedermacher von heute nicht mehr angesagt. Wie das heute gehen kann, zeigten am Freitag im Blub Bastion Tamy, Thoe und Different Paul mit viel Schwung und mit unterschiedlichsten musikalischen Konzepten.

„Ja dann passt ja alles“, so die junge Musikerin Tamy nach dem kurzen Soundcheck. Während um sie herum die Bühne vollgestellt ist mit Instrumenten der anderen Künstler des Abends, benötigt Tamy nichts als Gitarre, Mikrofon und einen kleinen Computer. Der Computer ist sozusagen die Bandbegleitung. Ja, sie singt auch mit Bands, aber sie will auch ihr „eigenes Ding machen“, und dazu gehört, dass sie für den Auftritt keine Band braucht, sondern alles selbst macht, auch die im eigenen kleinen Tonstudio aufgezeichnete Musik. Man meint eine gut eingespielte Begleitband zu hören, mit Orgel, Gitarre, Bass und Schlagzeug. Das selber machen und sich nicht von anderen aufhalten lassen ist auch der rote Faden in ihren Liedern. „Das Leben geht weiter, ganz ohne Dich, weiter, nur für mich“. Auch Tanz gewinnt eine neue Bedeutung: “Komm tanzen, tanz aus der Reihe und genieße diese Freiheit“. Tamy singt sehr persönliche Geschichten in frischen Texten, mal als Sprechgesang, mal mit unterlegtem Reggea, immer wieder mit zum Mitsingen einladenden Zeilen. Der Auftritt macht Lust auf mehr, insbesondere wenn wieder dazu getanzt werden darf.

Da liegt die Latte hoch für Tsho alias Johannes Steiner. Tsho hat einiges an Elektronik vor sich aufgebaut, ein Keyboard, eine Art elektronisches Schachbrett, einen Computer. Die Musik entsteht live, Stimmen werden am Keyboard eingespielt, live aufgezeichnet und passend zum Song abgerufen. Und dazu singt Tsho auch noch. Das kommt dann ziemlich knackig rüber, Rap über Techno. Tsho besingt die Kuriositäten und Beobachtungen des täglichen Lebens. „Ja wir sind pleite doch Feiern ist noch drin“ gibt ebenso zu denken, wie die geheime Liebe des ansonsten ziemlich angepassten Nachbarn zu seiner alten Elektrogitarre.

Nach der Pause wird es voll auf der Bühne. „Different Paul“ nennt sich das Quartett aus Backnang, das mit Spielfreude gute Stimmung verbreitet. Auch hier sind die Songs selbstgemacht, allerdings überwiegend mit englischen Texten. Philipp Kitzberger führt amüsant durchs Programm: „Wir hatten gehofft, Euch hier ohne Maske begrüßen zu können, denn so eine Maske lässt nur schwer die Mimik des Gegenübers erkennen“. Die Band nimmt das gleich zum Anlass, ein Lied darüber zu singen, wenn unterdrücktes Gähnen irrtümlich als Liebessignal gedeutet wird: „Die ganze Liebe auf ein Mißverständnis aufgebaut...“. Und auch die nachlassende Arbeitsmoral am Freitag dient als Anlass für ein Lied: „It‘s not exactly what I‘m payd for….“ Greift Marco zum Akkordeon, verwandelt die Band die Bastion in einen irischen Pub, lässt er in die Tasten des Keyboards wie ein Barpiano scheppern, fühlt man sich im Saloon im Wilden Westen. Mario hat sein Schlagzeug aus Platzgründen zuhause gelassen, nach Bedarf treibt er die Band auf der Cajon oder auf dem liebevoll gestylten Waschbrett an. Den satten Bass steuert zuverlässig Ersatzmann Fotios bei. Und Philipp an Gitarre, Mandoline und Gesang gibt auch noch einige in Musette-Walzer verpackte Episoden aus dem nicht immer problemlosen Zusammenleben mit seinen französischen Familienmitgliedern zum besten. Das bestens gelaunte Publikum musste sich nicht zu sehr bemühen, um der Band noch eine ganze Reihe von Zugaben zu entlocken.

Auch mit Maske kann man Abende wie diesen genießen.