Irgendwie stimmte alles. Die Bastion feiert ihr 50-Jähriges mit einem Musik-Marathon von vormittags bis nach Mitternacht in der Innenstadt, vor dem Rathaus, vor dem Club und im Kellergewölbe. Und es kann nicht perfekter laufen. Strahlendes Herbstwetter, großartige Musiker, viele überraschende Kombinationen und jede Menge Besucher und Interessierte. Aber der Reihe nach.
Bereits am Vorabend gibt es die „interne“ Veranstaltung. Eingeladen sind Mitglieder und Freunde, es gibt viel Historie und Nostalgie, einige Ansprachen, aber alles im gewohnt lockeren Rahmen. Kirchheims Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker geht als Erste auf die Bühne. Nein, kein normales „Grußwort“, sie ist nach wie vor bekennender Bastion-Fan und erzählt sehr persönlich - ohne Manuskript. „Hier wurde ich als Jugendliche sozialisiert“, bekennt sie, „hier habe ich das erste Mal Reinhard Mey und Hannes Wader gehört. Und es endete immer in der ‚Sonne‘, wo wir bis 4 Uhr morgens weiterdiskutiert haben.“ Das habe sie nachhaltig geprägt bis heute. Große Heiterkeit im Keller, als sie schildert, dass SPD-Mann Werner Gollmar sie hier in der Bastion mit zwei Flaschen Rotwein 1974 zum Eintritt in die Partei überredet hat. Auf jeden Fall eine interessante Anwerbe-Strategie.
Die eigentliche Gesprächsrunde des Abends kommt danach. Talkmaster ist der literarische Kabarettist Timo Brunke, der in der Bastion einst einen seiner ersten Auftritte hatte. Die Talkgäste oder „Chronisten“ sind Gerold Straub, Urgestein der Bastion, und Andreas Kenner. Der kam zwar ein paar Jahre später zum Club, fällt aber inzwischen auch schon in die Kategorie. Das ist dann ein Gang durch die ganzen 50 Jahre. Gerold Straub, der akribische Historiker, „Anne“ Kenner, der launige Erzähler mit vielen Pointen. Auf jeden Fall ein unterhaltsamer Streifzug durch ein halbes Jahrhundert Bastions-Geschichte.
Das eigentliche Fest für alle ist dann am Samstag. Musik, Musik, Musik - keine offiziellen Ansprachen mehr. Bastions-Mann Günther Scheuring hat ein Programm zusammengestellt, hat über sein „Netzwerk“ Musiker aus Kirchheim und Umgebung zusammengetrommelt, die locker einen Teil der Kirchheimer Musiknacht bestreiten könnten. Und es sind zum Teil verblüffende Kombinationen dabei. Start vormittags vor dem Rathaus mit Werner Dannemann. Rock und Blues wie gewohnt, das aber mit einer bemerkenswerten Bläser-Section. Der Klassik-Spezialist Johannes Stortz an der Posaune und der Kirchheimer Jazzer Jochen Feucht mit seinem Saxofon. Es hat wundervoll gepasst, Profis halt. Danach Günther Wölfle, „Acoupack“ und die Band der Kirchheimer Musikschule mit Surf-Sound. Das ist schon mal ein klasse Auftakt.
Nachmittags geht es weiter auf dem Vorplatz der Bastion. Fünf Bands spielen bis nach Einbruch der Dunkelheit Folk, Blues und Rock für Genießer. Junge Musiker, ältere Musiker - eine perfekte Mixtur.
Das Finale findet in der Bastion statt. Günther Scheuring spielt mit seiner Band „Lagerfeuer“ und da geht die Post noch mal richtig ab. Viele vom Vorplatz kommen rein, es erscheinen noch Besucher extra für den Abend, kurz: Die Bastion ist proppenvoll. Die Stimmung ist von Anfang an unglaublich, und der Funke springt auf die Band über - oder umgekehrt. „Das ist die Bastion, das gibt‘s nur hier“, meint Scheuring zur Stimmung im Keller. „Da spielst du gleich 20 Prozent besser“, schmunzelt er. Zwischendurch wird es eng auf der kleinen Bühne. Günther Scheuring holt noch weitere Musiker hinzu: der junge Sebastian Kellner von den „Wüstenblumen“, Andreas Kenner mit seiner Blues Harp oder Johannes Stortz mit der Posaune. Jam-Session nennt man das unter Musikern. Blues, Rock, Pop, Rock‘n‘Roll, Hendrix, Bowie, Tom Petty, Kinks, Lynyrd Skynyrd - „Lagerfeuer” liefert und der Club flippt aus. Angst um die Statik muss man fast haben, als „Locomotive Breath“ von Jethro Tull dran ist. Ganz sicher ein denkwürdiger Abend in der Bastion und ein perfekter Abschluss für die 50er-Feier.
Bis nach Mitternacht geht die Party und am Ende sieht man bei den Bastioniken glückliche, zufriedene aber auch erschöpfte Gesichter. Die Jubiläumsfeier hatte es in sich - in jeder Beziehung.