Kirchheim
Die Pfandbecher kommen

Umwelt Noch gibt es kein gemeinsames System für Coffee-to-go-Becher in Kirchheim. Scholderbeck und die Medius-Kliniken starten nun auf eigene Faust. Von Bianca Lütz-Holoch

Eineinhalb Jahre lang hat Eve Neubold-Sigel für eine flächendeckende Lösung in Kirchheim gekämpft. Jetzt will die Geschäftsführerin der Weilheimer Bio-Bäckerei Scholderbeck nicht länger warten. Zum 1. März führt das Unternehmen in all seinen Filialen ein Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher ein. „Irgendjemand muss ja anfangen“, sagt Eve Neubold-Sigel.

Kaffee im Pappbecher wird es bei Scholderbeck künftig nicht mehr geben. Wer kein eigenes Gefäß mitbringt, bekommt sein Heißgetränk zum Mitnehmen in einem Mehrwegbecher des Münchner Unternehmens „ReCup“ serviert. „Dafür muss man erstmal einen Euro Pfand zahlen“, ist sich Eve Neubold-Sigel darüber im Klaren, dass das eine Umstellung für die Kunden bedeutet. „Aber so wie es bisher war, geht es nicht weiter“, bezieht sie sich auf den immensen Verbrauch von Wegwerfbechern. Unkomplizierter als die eigene Tasse mitzubringen, sei das neue System in jedem Fall. „Die Kunden können ihren Becher einfach wieder ungespült bei uns abgeben und bekommen entweder Kaffee in einem frischen Becher oder das Pfand zurück.“

Nun hofft Eve Neubold-Sigel, dass sich möglichst bald möglichst viele weitere Bäckereien und Cafés in Kirchheim und Umgebung anschließen. „Je mehr mitmachen, an desto mehr Stellen können die Kunden ihre Becher zurückgeben oder eintauschen, und desto attraktiver wird das Ganze.“

Kliniken in der Vorbildrolle

Für das Unternehmen „ReCup“, das sich selbst als größten Anbieter von Mehrwegsystemen bezeichnet, hat Scholderbeck sich bewusst entschieden. Zum einen kooperiert die Stadt Stutt­gart seit Herbst mit „ReCup“ - und für Pendler ist es ein großer Vorteil, wenn die Becher an Heimat- und Arbeitsort die gleichen sind. In der Landeshauptstadt sind bereits über 100 Cafés, Bäckereien und Mensen dabei.

Auch in Kirchheim laufen Gespräche zwischen Stadt und Unternehmen zur Einführung eines flächendeckenden Mehrweg-Pfandsystems. Eine endgültige Lösung ist zwar noch nicht gefunden: „Favorisiert wird aber „ReCup‘“, sagt Robert Berndt, Pressesprecher der Stadt. Mehrere weitere Bäckereien und Betriebe mit Kantinen hätten bereits ihr Interesse daran bekundet. Schon jetzt wächst der Kreis: Seit Januar kooperieren die Shell-Tankstellen mit dem Anbieter. In den kommenden Wochen führen die Medius-Kliniken des Landkreises Esslingen die Polypropylen-Becher von „ReCup“ ein. „Wir haben den starken Wunsch, in unseren Cafeterien ganz von Pappbechern wegzukommen“, sagt Jan Schnack, stellvertretender Leiter der Kommunikationsabteilung. Einwegbecher wird es zwar weiterhin geben. „Aber nur als Notlösung und gegen Aufpreis.“ Die Kliniken bemühen sich schon lange um umweltfreundlichere Lösungen. „Wir haben unseren Mitarbeitern etwa Mehrwegbecher geschenkt“, so Schnack. Aber nicht jeder hat sein Exemplar immer gespült dabei. Porzellantassen dürfen die Cafeterien nicht verlassen. „Da ist einfach schon zu viel Geschirr weggekommen.“ Die Pfandbecher sollen nun den Durchbruch bringen.

Wichtig ist aus Schnacks Sicht, dass viele andere einsteigen. Dass die Klinken als gutes Vorbild einiges bewegen können, davon ist er überzeugt: „3000 Mitarbeiter, 45 000 Patienten pro Jahr und dazu noch die Besucher - das sind schon Multiplikatoren.“