Es ist, als übe man sich an der Quadratur des Kreises: Der Verband Region Stuttgart will mit einer regionalen Verkehrsleitzentrale dem Chaos auf den Straßen beikommen und holt dafür die Landkreise und Großen Kreisstädte mit ins Boot. Ziel ist unter anderem die zentrale Steuerung von Ampeln und Informationssystemen, um etwa bei Großveranstaltungen oder größeren Baustellen die Blechkolonnen großräumig zu lenken. Die neue Ringzentrale soll dabei mit den Verkehrsleitzentralen des Landes, der Stadt Stuttgart und der Autobahn GmbH korrespondieren. „Es geht zunächst um die Reaktion auf planbare und vorhersehbare Ereignisse“, sagt Thorsten König, Leiter des Straßenbauamts im Esslinger Landratsamt. Illusionen macht sich der Verkehrsexperte allerdings keine: „Staus in unserem dicht besiedelten Raum werden sich nicht mehr vermeiden lassen.“ Letztlich geht es auch um den Teil des Verkehrs, der als probates Gegenmittel zum Infarkt auf den Straßen gilt: den öffentlichen Nahverkehr. Denn stehen Autos im Stau, sind Busse genauso betroffen und damit indirekt auch die Schiene. „Da hängt eine ganze Kette dran“, schildert König das Problem.
In der Politik überwiegt die Skepsis. Mitmachen ja, aber nur in einer ersten Projektphase, in der es darum geht, sich gemeinsam strategisch aufzustellen. Bis zur Ausschreibung von Planungs- und Bauarbeiten in einer zweiten Stufe soll gelten: Erst mal Erfahrungen sammeln, abwarten, wo der Mehrwert liegt, so die einhellige Meinung im zuständigen Ausschuss des Kreistags. Mit zunächst tausend Euro pro Jahr sind die Einstiegsinvestitionen für den Landkreis überschaubar. „Deshalb sollten wir den Versuch starten“, meint SPD-Kreisrätin Angelika Matt-Heidecker, die allerdings überzeugt ist: „Um das Verkehrschaos in den Griff zu bekommen, bedarf es anderer Maßnahmen.“ Für die Verwaltung ist entscheidend, dass das regionale Gemeinschaftsprojekt keinen Eingriff in Hoheitsrechte bedeutet. Die Baulast tragen weiterhin Regierungspräsidium, Landratsämter und Kommunen für ihre jeweiligen Bereiche. „An den Zuständigkeiten wird sich nichts ändern“, sagt der Esslinger Landrat Heinz Eininger.
Teil des Mobilitätspakts in der Region
Die Ringzentrale, an der sich vier Landkreise und elf Große Kreisstädte beteiligen sollen, ist Teil des Projekts Regionale Mobilitätsplattform des Verband Region Stuttgart (VRS). Der VRS hat dies im Rahmen des ÖPNV-Pakts 2025 in der Region Stuttgart als freiwillige Aufgabe übernommen. Ziel der Plattform ist es, sämtliche Verkehrsträger intelligent miteinander zu vernetzen, Verkehrsströme zu lenken und Daten jedem Verkehrsteilnehmer über elektronische Leitsysteme, Apps oder Navigationsgeräte zur Verfügung zu stellen. Von den 9,5 Millionen Euro, die das Projekt kostet, stammen knapp 5,7 Millionen Euro aus Mitteln der EU und des Landes Baden-Württemberg. bk