An jedem ersten Sonntag im August sind alle aufgerufen, ihre Schwestern zu feiern oder zumindest an sie zu denken. Woher dieser kuriose Feiertag kommt, ist unbekannt. Vermutungen im weltweiten Netz zufolge, soll die Idee zum „Tag der Schwestern“ in Indien entstanden sein.
Dass Schwesternliebe eine ganz besondere Form der Liebe ist, stellen Sue Strohmaier und Petra Riewe seit 50 Jahren unter Beweis. „Wir haben gemeinsam eine wunderschöne, behütete Kindheit als Schwestern erlebt“, erinnert sich Sue Strohmaier. Auch Petra Riewe denkt oft an die Kinderstube zurück: „Vor allem, wenn es gegen Mama ging, haben wir wie Pech und Schwefel zusammengehalten“, verrät sie augenzwinkernd. Und da war noch was, was die beiden verband: „Weil unser Papa Motorradrennen gefahren ist, entwickelten wir beide eine Affinität zum Rennsport. Ich fuhr bis vor wenigen Jahren sogar selbst Motorrad“, berichtet Sue Strohmaier.
sondern beste Freundinnen.
Eine Zerreißprobe erlebte ihr enges Verhältnis jedoch in der Pubertät. „Wir haben uns in den Teenagerjahren nicht gut verstanden“, bedauert Petra Riewe heute. Ihre ältere Schwester weiß noch genau, warum: „Wenn ich mit Freunden wegwollte, musste ich Petra immer als Aufpasserin mitnehmen, obwohl sie jünger war. Diese Jahre haben gefühlt ewig gedauert.“
Durch unterschiedliche Berufswünsche und Ausbildungen verloren sich die beiden Schwestern immer mehr aus den Augen. „Ich interessierte mich für den medizinische Laufweg und das soziale Engagement. Deshalb habe ich den Beruf der Zahnarzthelferin erlernt“, erzählt Petra Riewe. Sue Strohmaier zog es dagegen ins Büro. „Ich wollte immer einen kaufmännischen Beruf ausüben. In den ersten Berufsjahren hatten Petra Riewe und Sue Strohmaier daher kaum Kontakt.
Ein Baby beendete die Funkstille zwischen den Schwestern: „Als ich mein erstes Kind bekam, hatten wir wieder Kontakt, und wir sahen uns wieder regelmäßiger“, bestätigt Sue Strohmaier sichtlich gerührt. Petra Riewe freute sich damals sehr, ihrer Schwester wieder näher zu sein. „In den folgenden Jahren verbrachten wir gemeinsame Urlaube und brannten für ein gemeinsames mediterran angehauchtes Hobby – den Alfa Spider“. Das bedeutete nicht nur das Bestaunen der italienischen Traditionsmarke, sondern den Flitzer auch zu fahren. „Ich war lange Zeit Präsidentin im Alfa-Spider-Damen-Club Kirchheim“, verrät Petra Riewe.
Die gemeinsamen Ausfahrten über die Schwäbische Alb bildeten für die beiden Schwestern Brücken zu einer besonderen Beziehung. Sue Strohmaier betont: „Seit da haben wir ein sehr enges Verhältnis. Wir sind nicht nur Schwestern, sondern beste Freundinnen.“ Richtig viel Spaß hatten beide auf mehrtägigen Tripps mit dem Alfa. „Es war ein Genuss, im Cabriolet gemeinsam andere Länder zu erkunden“, beschreibt Petra Riewe ihre wilden Jahre.
Ob sie wohl bereits auf ihren Abenteuerreisen mit dem italienischen Boliden geahnt haben, dass sie heute sogar den Arbeitstag zusammen verbringen und gemeinsam hinter der Theke stehen? „Uns war klar, dass wir zu zweit ein Projekt stemmen wollen, und da ich mich durch meine spätere Anstellung bereits in der Gastronomie auskannte, beschlossen wir, ein Lokal zu eröffnen“, erinnert sich Petra Riewe an Gründung der Sis-Bar in Kirchheim im Jahr 2015. „Uns war es wichtig, etwas Gediegenes, wo man was kleines Essen und zusammen feiern kann, auf die Beine zu stellen“, ergänzt Sue Strohmaier die Ausführungen ihrer Schwester. Wichtig war beiden: „Es sollte eine Bar sein, wo man auch als Frau unbehelligt hingehen kann.“
Seit sechs Jahren führen die Schwestern nun die Sis-Bar im ehemaligen Klavierladen in der Dettinger Straße. Auch der Name spielt auf ihre Verwandtschaft an: Es handelt sich um die Abkürzung des englischen „Sister“. Weil sie von Anfang an klare Regeln aufstellten, verstehen sie sich auch während dem Barbetrieb gut: „Wir haben die Verantwortung aufgeteilt. Petra steht an der Theke und bedient, und ich habe mein Reich in der Küche.“
Was ist nun mit dem Geheimnis der fortdauernden Schwesterliebe? Sue Strohmaier wirft einen liebevollen Blick auf ihre Schwester und schwärmt: „Sie ist Tag und Nacht für mich da. Egal was ist, sie hilft.“ Nicht anders geht es Petra Riewe: „Wenn ich sie brauche, ist sie umgehend für mich da.“ Beide vermuten: „Wenn man im gleichen Stall aufgewachsen ist, sieht man die Welt ziemlich ähnlich.“ Der Grundstein für die heutige Situation wurde in der frühen Kindheit gelegt, betonen sie: „Wir haben die Werte behalten, die uns unsere Eltern damals vermittelt haben.“
Am morgigen „Tag der Schwestern“ wollen beide ihre Schwesternliebe mit einem Wein von jungen Winzern feiern.