Restlos gefüllt waren die in der Einladung des SPD-Kreisverbandes Esslingen angepriesenen „schattigen Sitzgelegenheiten“. Beim SPD-Sommerfest am Samstag auf dem Kirchheimer Marktplatz, genauer gesagt unter den weißen Schirmen des Stadthotels Waldhorn, hatten sich zahlreiche Parteimitglieder sowie Bürgerinnen und Bürger eingefunden, um der prominenten Gastrednerin Saskia Esken zuzuhören.
Die SPD-Kreisvorsitzende Barbara Fröhlich freute sich darüber, die Vorsitzende der Bundes-SPD in Kirchheim begrüßen zu können. Nachdem Oberbürgermeister Dr. Pascal Bader die Politikerin in der „lebendigen Wohlfühlstadt Nummer eins“ willkommen geheißen hatte, bat der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Kenner seine Parteigenossin aus Berlin zur interaktiven Fragerunde aufs Podium. So wollte er unter anderem von Saskia Esken wissen, ob sie noch Zeit für musikalische Auftritte findet. „Leider nicht“ bedauerte sie. „Der letzte öffentliche Auftritt war bei einer Talkshow, wo mir unvermittelt eine Gitarre in die Hand gedrückt wurde“, erinnert sich Saskia Esken, die in früheren Jahren auch Straßenmusik gemacht hatte. Das sei, wie die Arbeit im Gemeinderat, eine gute Schule gewesen, um mit Menschen zu kommunizieren und sich mit vielfältigen Themen auseinanderzusetzen. Auf die Frage, was sie sich wünschen beziehungsweise sofort umsetzen würde, wenn sie – angelehnt an Rio Reiser – Königin von Deutschland wäre, kam die sofortige Antwort: „Allen Kindern und Jugendlichen die gleichen Chancen in Bildung, Ausbildung und Beruf ermöglichen.“
Auf dieses, und etliche weitere Themen ging Saskia Esken in ihrer rund 30-minütigen Rede genauer ein. Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine stellte sie fest, dass Putin seine größte Niederlage schon dadurch erlitten habe, dass die Ukraine bis heute weiter bestehe, die freie Welt zusammenhalte und die mutigen Kämpfer unterstütze. Dankbar zeigte sie sich für die Solidarität vieler Deutscher.
Saskia Esken ist weiterhin für offene Grenzen in Europa
Saskia Esken begrüßte den Kompromiss der EU zum Europäischen Asylsystem. Sie plädierte für weiterhin offene Grenzen innerhalb Europas und den Schutz des Asylrechts. Eine verantwortliche Migrationspolitik müsse sich an den Außengrenzen beweisen.
Für die Bundesvorsitzende ist es wichtig, die SPD zukünftig besser wahrnehmbar, lauter werden zu lassen. Man müsse den Menschen vor Ort zuhören und ihre Sorgen ernst nehmen, aber auch verständlich erklären, wie es weitergehe. Im Landkreis Sonneberg, wo die AfD derzeit große Erfolge feiert, hätten beispielsweise 44 Prozent der Beschäftigten von der Anhebung des Mindestlohns profitiert. „Nur hat wohl niemand mitbekommen, wem sie das zu verdanken haben. Der AfD jedenfalls nicht, die hat sich im Bundestag enthalten“ Hier seien alle Genossinnen und Genossen aufgerufen, die Erfolge ihrer Partei besser und eindrücklicher bei den Bürgerinnen und Bürgern ins Bewusstsein zu bringen.
Dass man beim Heizungsgesetz kein gutes Bild abgegeben habe, räumte Saskia Esken ein. Das Ziel sei jedoch immer gewesen, die Wärmewende planbar, leistbar und bezahlbar zu machen.
Die SPD-Vorsitzende ging auch auf den Fachkräftemangel, den Bildungsaufbruch und die Digitalisierung ein. Geschlossene Kitas, Zugausfälle wegen fehlendem Personal oder nicht verfügbare Handwerker – das alles zerre an den Nerven aller Beteiligten.
Heiter und mit einer Portion Selbstironie ging‘s beim gemütlichen Teil zu: Angeleitet von Bezirkskantor Ralf Sach wurde in Rudi Carrell-Manier das Lied „Wann wird‘s mal wieder richtig Sommer?“ angestimmt. Freilich fehlte dabei nicht der Kalauer „Schuld daran ist nur die SPD.“