Energiewende
Die Stadt Kirchheim wartet mit fünf ehrenamtlichen PV-Beratern auf

Fünf Kirchheimer haben Spaß an der Technik und wollen gleichzeitig etwas Gutes tun: Die PV-Berater wollen unabhängig von Herstellern und Installateuren beraten.

Das sind Kirchheims ehrenamtliche PV-Berater (von links): Uwe Friedl, Peter Böhret, Matthias Kuch, Ernst Ege und Michael Glasebach. Foto: pr

Wer sich eine Photovoltaikanlage anschaffen möchte, steht meist vor vielen Fragezeichen. Ist mein Haus für eine PV-Anlage geeignet? Soll ich den Strom verbrauchen, speichern oder verkaufen? Und worauf muss ich beim Angebot eines Anbieters achten? Solche Fragen beantworten die fünf ehrenamtlichen Kirchheimer PV-Berater. Uwe Friedl ist einer der Berater und hat über fünf Jahre hinweg ein Start-up mitaufgebaut, das sich mit erneuerbaren Energien beschäftigt. Er hat sich als Ehrenamtlicher gemeldet, weil er Bürgerinnen und Bürger unabhängig vom Hersteller und Installateur beraten möchte – kurz gesagt: neutral sein möchte.

Wissen weitergeben

Auch die anderen vier Mitglieder bringen Vorerfahrung und vor allem eines mit: viel Begeisterung. Der Rentner Matthias Kuch war als Prozessingenieur tätig, Ernst Ege war zu Berufszeiten in der IT tätig, Peter Böhret ist ehemaliger Geschäftsführer und internationaler Manager mit einem Faible für PV-Anlagen und Michael Glasebach betreut seit 16 Jahren die Gemeinschaftsanlage auf der Schule in Jesingen. Im Rahmen einer zweitägigen Schulung bei den Teckwerken und anschließenden Praxistagen haben sich die fünf Kirchheimer zu PV-Beratern ausbilden lassen. Ihr großer Vorteil: „Wir müssen nichts verkaufen – wir wollen einfach unser Wissen weitergeben“, sagt Peter Böhret. Ganz kostenlos ist die Beratung nicht: Es fällt eine Aufwandsentschädigung von 40 Euro an. „Wegen des Geldes machen wir es nicht“, sagt Uwe Friedl lachend.  

Es muss sich lohnen

Matthias Kuch erklärt: Früher hätten sich die Menschen aus Idealismus heraus eine PV-Anlage angeschafft, heute gehe es um die Wirtschaftlichkeit. Die Menschen würden in erster Linie Geld sparen wollen. Dabei sei es weniger interessant, den Strom zu verkaufen, sondern ihn selbst zu nutzen. Zurzeit bekäme man pro Kilowatt etwa 7,8 Cent, wenn man den Strom ins Netz einspeise, kaufe man Strom beim Netzbetreiber, zahle man jedoch etwa 30 Cent, sagt Matthias Kuch. Damit sei offensichtlich: Beim Eigenverbauch können PV-Anlagen-Besitzer deutlich mehr sparen, weshalb das gerade für viele Menschen interessant sei, so Beate Arman. 

Und so läuft die Beratung ab: Über die Internetseite der Stadt Kirchheim können Interessierte eine Anfrage stellen. Dr. Beate Arman nimmt als Klimaschutzmanagerin der Stadt die Anfragen entgegen und leitet sie an die Gruppe weiter. Zurzeit kommen noch nicht so viele Anfragen rein, wie es sich die Gruppe wünschen würde, vor allem wenn man bedenke, wie viele freie Dächer es in Kirchheim noch gibt, sagt Böhret. „Eine Anlage rechnet sich über die Zeit so gut, dass es schade ist, wenn die Möglichkeit nicht genutzt wird“, sagt Peter Böhret. Außerdem lasse sich kaum leichter ein Beitrag zur Energiewende leisten. Der Berater würde den Kauf einer Anlage daher grundsätzlich jedem empfehlen – mit einer Ausnahme: bei einem Norddach, das komplett von Bäumen beschattet ist.

Den Wünschen entsprechend wird geplant

Gleich zu Beginn werden erste Eckdaten abgeklopft wie etwa die Adresse, aber auch technische Daten wie die Neigung des Dachs und die Fläche. Nach einem ersten Telefonat, so Böhret, erfolgt die Grobplanung – vor Ort geht es an die Feinplanung. Die Berater haben einen Koffer mit Fragen im Gepäck, zu den Standardfragen zählen: Soll ein normaler Haushalt versorgt werden? Gibt es eine Wärmepumpe oder E-Autos? Wer sich eine Anlage anschaffen möchte und den Strom nicht verkaufen, sondern selbst nutzen möchte, müsse sich fragen, ob sich ein Speicher für die Nacht lohnt, sagt Matthias Kuch.

​Den Wünschen entsprechend fällt die Empfehlung der Berater aus. Sie erstellen eine Kalkulation und zeigen auf, wie ein späteres Angebot aussehen kann. Die Stadt Kirchheim hat eine List von Solarteuren. Beate Arman betont: „Wir empfehlen niemanden, das ist lediglich eine Aufstellung von Anbietern in der Region.“ Die Berater sind ebenso neutral, sie klären jedoch etwa über die Risiken von Billigmodulen auf. Es komme auch vor, dass Leute schon Angebote eingeholt haben und wissen möchten, welches Sinn macht. Auch in solch einem Fall stehen die Berater mit ihrem Wissen parat. Peter Böhret erklärt: „Nach unserer Beratung sollen die Leute wissen, welche Fragen sie den Installateuren stellen müssen.“ Uwe Friedl ergänzt: „Sie können dann die Angebote beurteilen und wissen, wie sie damit umgehen müssen.“