Kirchheim. Jutta Hens aus Ohmden hat der Stadt Kirchheim schon frühzeitig zwei Wohnungen vermietet – zu Beginn der Flüchtlingskrise 2016. Ihre Gründe: „Ich dachte, dann kriege ich eine sichere Miete von der Stadt und habe keinen großen Ärger. Die Stadt kümmert sich ja um alles.“ Zunächst habe das auch funktioniert: „Mit den Leuten, die dort wohnen, hatte ich nie etwas zu tun. Auch wenn es Mieterwechsel gab, hat das alles die Stadt geregelt.“
Für die Anfangsjahre liest sich das also wie die Erfolgsgeschichte des Konzepts der Stadt Kirchheim, Wohnungen auf dem privaten Markt anzumieten, um sie an Flüchtlinge weiterzuvermieten. Zwei brisante Themen – Flüchtlingskrise und Wohnungsknappheit – ließen sich dadurch unter einen Hut bringen: zur Zufriedenheit der Stadt, die nicht ganz so viele neue Wohnungen bauen musste, und zur Zufriedenheit der Vermieterin, die in der Stadt tatsächlich einen verlässlichen Partner für ihre Mietwohnungen gefunden zu haben schien.
In den vergangenen Jahren hat das Verhältnis zwischen Jutta Hens und der Stadt allerdings stark gelitten: „In den letzten zwei Jahren funktioniert es nicht mehr.“ Immer wieder musste sie längere Zeit auf die Mietzahlungen warten. Auch die Begleichung der Nebenkosten war nicht mehr gewährleistet. Besonders schwierig war es mit den Nachberechnungen der Nebenkosten. „Da habe ich mehrfach nachgehakt“, erzählt sie, „aber es kamen keine Reaktionen.“
Immerhin hörte sie etwas von „Personalmangel“. Das ist das dritte brisante Thema, und es liegt nahe, dass es sich erst in jüngerer Zeit so ergeben hat: Dadurch, dass immer mehr Baby-Boomer in den Ruhestand gehen und nicht genügend Nachwuchs vorhanden ist, um alle frei werdenden Stellen zu übernehmen, wird der Personalmangel zum großen Zukunftsthema werden – in allen Branchen.
„Alle bekommen ihre Mieten“
Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader bestätigt das auf Nachfrage: „Vor allem jetzt im Sommer hatten wir da eine große Personallücke im zuständigen Sachgebiet. Das ist bedauerlich, und es tut mir für alle Betroffenen auch sehr leid.“ Seines Wissens nach müsste sich das Problem mittlerweile aber erledigt haben: „Alle bekommen ihre Mieten.“
Jutta Hens hat die Nebenkosten mittlerweile zwar tatsächlich erstattet bekommen – nach etlichen mahnenden Schreiben. Aber für eine der Wohnungen fehlen (Stand Mittwoch) immer noch zwei Monatsmieten: „Für mich ist die Vertrauensbasis erschüttert. Ich glaube nicht, dass das wirklich besser wird.“ In absehbarer Zeit will sie also nicht mehr an die Stadt vermieten. Andreas Volz