Kirchheim
Die Stadtwerke „leuchten“ architektonisch

Spatenstich Kirchheim führt die Standorte des Eigenbetriebs zusammen und setzt in der Bohnau neue Standards: in der Holzbauweise, bei der Verwendung ökologischer Baustoffe und in der Energieeffizienz. Von Andreas Volz

Ein „Leuchtturmprojekt“ hat die Stadt Kirchheim gemeinsam mit ihren Stadtwerken begonnen. Der Standort in der Hans-Böckler-Straße wird ausgebaut, sodass im Herbst 2023 alle Mitarbeiter des städtischen Eigenbetriebs unter einem Dach vereint sind. Der Bürobetrieb an der Alleenstraße zieht dann nämlich in die Bohnau um. Das allein würde aber nicht reichen für die Bezeichnung „Leuchtturmprojekt“, so sehr die Stadtwerke als solche mit ihren Arbeitsabläufen auch von der Zusammenlegung der Standorte profitieren mögen.

Kirchheims Oberbürgermeister Pascal Bader stellte beim Spatenstich die Nachhaltigkeit des An- und Umbaus in den Mittelpunkt, die weithin leuchten soll. Zur Nachhaltigkeit, die sich die Stadt auf ihre Fahnen schreibt, gehöre es auch, in den aktuellen Krisenzeiten den Energieverbrauch auf den Prüfstand zu stellen. Und genau da erweist sich der Bau in der Bohnau als vorbildlich. Nachhaltige Bauweise, ökologische Baustoffe, erneuerbare Energien und ein geringer Ressourcenverbrauch sollen für eine neutrale CO2-Jahresbilanz sorgen.

Ein „vorbildliches Gebäude“

Martin Zimmert, der Geschäftsfü hrer der Stadtwerke erläuterte die Details, indem er von rund 300 Kubikmetern Holz sprach, die bis nächsten Herbst verbaut werden sollen. Eine Geothermie-Anlage soll nicht nur für Wärme im Winter sorgen, sondern auch für Kühlung im Sommer. Und der Strom, der im Haus verbraucht wird, soll überwiegend aus der eigenen Photovol taik-Anlage stammen. Sein Fazit: „Ohne falsche Bescheidenheit können wir feststellen, dass die Stadtwerke mit dem Erweiterungsbau ein vorbildliches Gebäude errichten.“

Angesichts steigender Baukosten und Lieferschwierigkeiten sei es keinesfalls selbstverständlich, dass der Gemeinderat grünes Licht für den Um-, An- und Ausbau gegeben habe. Deshalb wertete Martin Zimmert den Spatenstich als „ein klares Signal des Gemeinderats an uns Stadtwerke – dafür, dass die Bedeutung der von uns geleisteten Daseinsfürsorge gesehen wird“. Wichtig sei das Bauprojekt auch für die Mitarbeiter der Stadtverwaltung, denn „die neuen Räumlichkeiten stellen eine deutliche Aufwertung unseres Arbeitsumfelds dar“.

Weitere Details zum nachhaltigen und innovativen Leuchtturmprojekt führte Architekt Uwe Ruckgaber vom Kirch heimer Büro „Bankwitz – beraten, planen, bauen“ aus. Er freute sich über den „Meilenstein“ des Spatenstichs bei den Stadtwerken: „Jetzt beginnt die Ausführungsphase – und das meist schon lange Geplante entsteht nun tatsächlich auf der Baustelle.“ Nachhaltig ist in diesem Fall auch der Umgang mit dem Bestandsgebäude aus den 80er-Jahren: „Hier gelingt die vo llständige Umstellung von fossilen Brennstoffen hin zu regenerativen Energien für den gesamten Standort.“

Nachhaltig sind auch der Verzicht auf Putzoberflächen und abgehängte Decken, die Regenwassernutzung mittels einer 30 000-Liter-Zisterne, die Lüftungstechnik mit 80 Prozent Wärmerückgewinnung oder auch die Verwendung von Recyclingbeton für den Estrich. Letzteres ist so neu, dass noch die Grundsatzgenehmigung aussteht. Auch in dieser Hinsicht dürfte der Neubau der Kirchheimer Stadtwerke wegweisend sein.

Die architektonische Innovation ist „das Tragwerk als punktgestützte Decke in Holzbauweise – eine echte Holzbau-Innovation, wie sie deutschlandweit erstmals zum Einsatz kommen wird“. Diese Art der Konstruktion ermögliche unter anderem größere Spannweiten, eine Gewichtsreduktion sowie einen schonenderen Umgang mit Ressourcen – denn: „Innovation soll Nutzen bringen.“