Kirchheim
Die Weindorf-Gaudi hat begonnen

Auftakt Full House auf dem Rollschuhplatz: Oberbürgermeister Pascal Bader hat am Donnerstagabend das 34. Weindorf eröffnet. Den Titel des „Weindorf-Bürgermeisters“ hat Robert Ruthenberg übernommen. Von Andreas Volz

Wie beim Oktoberfest in München: Zur offiziellen Eröffnung des Kirchheimer Weindorfs waren bereits alle Plätze belegt. Gut – die Besucherzahlen des Weindorfs dürften nicht ganz so in die Millionen gehen wie auf der Theresienwiese. Es werden auch keine alkoholischen Getränke in Maßkrügen ausgeschenkt, und die Zahl der gebratenen Ochsen tendiert auf dem Rollschuhplatz gegen null. Aber eine rechte Gaudi kennt man in Kirchheim trotzdem, so gut wie in München unter der Schirmherrschaft der bronzenen Bavaria.

In Kirchheim übernehmen Menschen aus Fleisch und Blut die Schirmherrschaft. Als Oberbürgermeister Pascal Bader das 34. Weindorf eröffnete, sah er sich allerdings mit der Schwierigkeit konfrontiert, dass der alteingesessene Weindorf-Bürgermeister die Amtskette nicht mehr herausrücken wollte. Michael Holz bekannte in einem kurzen Grußwort, dass es ihm sehr schwer fällt, erstmals seit 2001 als Gast auf dem Rollschuhplatz zu erscheinen – und nicht mehr als einer der Weindorfwirte. Trotzdem war er guter Dinge und stellte fest: „Das Wetter passt, der Wein passt, das Essen passt – und die neuen Weindorfwirte passen auch!“
 

„Gast sein ist auch nicht schlecht“

Ihm zum Trost sagte Pascal Bader: „Gast sein ist aber auch nicht schlecht. Die drei Wirte sind nach den langen Vorbereitungen ziemlich fertig am Eröffnungsabend.“ Michael Holz dagegen mache einen recht entspannten Eindruck.

Das Weindorf auf dem Rollschuhplatz bezeichnete der Oberbürgermeister „nicht nur als Kirchheimer Weindorf“. Die Gäste kämen aus der ganzen Region und weit darüber hinaus. Auf die Gefahr hin, dass er es sich mit den traditionellen Vierteles-Schlotzern verscherzt, stellte Pascal Bader fest: „Es gibt hier nicht nur Trollinger, sondern auch ganz vernünftige Weine – bis hin zum Champagner.“ Was der Champagner bei den Reben-Getränken darstellt, das ist der Gourmet-Abend beim Speise-Angebot. „Und auch für Unterhaltung ist gesorgt, mit Musik und mit speziellen Weindorf-Stadtführungen.“

Beim Weindorf gelte es, wie auch sonst, bewährte Traditionen fortzuführen und zugleich immer wieder neue Dinge auszuprobieren. Insofern ernannte er Robert Ruthenberg auch ohne die traditionelle Amtskette zum neuen Weindorf-Bürgermeister. Als solcher dankte der Bürgermeister-Wirt – auch im Namen seiner neuen Kollegen Marius Schlatter und Deny Scarlino – nicht nur dem Oberbürgermeister, sondern seinen bisherigen Weindorf-Wirts-Kollegen Michael Holz und Walter Brackenhammer: „Die Fußabdrücke, in die wir hineinpassen sollen, sind wirklich groß.“

Immerhin aber ist das Kirchheimer Weindorf längst nicht mehr so umstritten wie in seinen Anfängen, 1989. An die Historie des Weindorfs hatte Pascal Bader ebenso erinnert wie an die Historie des Weinanbaus in Kirchheim, die bis ins 12. Jahrhundert zurückreicht. Im 18. Jahrhundert sei es allerdings nötig gewesen, eine „Weinverbesserungsgesellschaft“ zu gründen. Die brauche es heute nicht mehr. Degegen würde der Oberbürgermeister gerne wieder das „Umgeld“ einführen – den Anteil, den die Kommune einst beim Ausschank von Wein als Gebühr für sich selbst einstreichen konnte. Wenn das Wetter mitmacht, könnte sich das beim Weindorf durchaus lohnen. Am Konsum lassen es die Gäste sicherlich nicht fehlen.