Kirchheim
Die Zimmerflucht im Schloss ist restauriert

Denkmal In den Schauräumen des Kirchheimer Schlosses sind die Fenster endlich wieder dicht. Parkett und Kronleuchter sind ebenfalls „generalüberholt“. Von Andreas Volz

Erst auf den zweiten Blick fallen die Veränderungen auf: Die historische Zimmerflucht im Kirchheimer Schloss war fast ein Jahr lang wegen Sanierungsarbeiten geschlossen Zur Wiedereröffnung in wenigen Tagen dürften
 

Neu kann jeder. Wir wollen das Alte, das Echte zeigen und es auch bewahren.
Janna Almeida
über die besondere Herausforderung, historische Objekte zu restaurieren

sich trotzdem viele Besucher fragen, was denn eigentlich während der Schließung getan wurde. So viel sei verraten: Es gibt zwei wesentliche Bereiche, die sich nun in neuem, altem Glanz präsentieren – und auf beide Bereiche fällt normalerweise kein anerkennender Blick. Wer die historischen Räume im Schloss besichtigt, schaut auf die Decke, auf die Wände, auf die Tapeten, die Bilder, die Möbel sowie auf das Geschirr und die Bücher.

Die Fenster dagegen finden kaum jemals Beachtung. Und der Fußboden? Er fällt eher akustisch auf, wenn er knarzt. Tatsächlich aber waren es die Fenster, die bei der Sanierung im Mittelpunkt standen. Sie waren undicht, sodass außer dem Wind auch der Regen eindringen konnte. Nun hat also eine Spezialfirma die Fenster umfassend restauriert. Schäden an Rahmen und Flügeln wurden ausgebessert, fehlende Stellen ergänzt und die Verglasungen neu verkittet. „Das ist viel aufwendiger, als wenn man in einem Privathaushalt die Fenster austauscht“, sagte Janna Almeida, die Leiterin der zuständigen Ortsverwaltung, beim Pressetermin. „Alles, was wir da machen, kann nur in enger Absprache mit dem Denkmalamt geschehen.“

Konservator Cem Alaçam ergänzt: „Auch die Fensterläden sind erneuert worden. Sie bleiben jetzt dauerhaft geschlossen, weil wir eine erhebliche Lichtbelastung haben, gerade auch im Sommer.“ Eindringendes Wasser war als nicht das einzige Problem. Weil die Zimmerflucht ihre Fenster nach Süden hat, gab es erhebliche UV-Schäden am Boden, an den Möbeln und an den Textilien.

Witterung schadet dem Parkett

Das historische Parkett, das wie die Fenster ungefähr 200 Jahre alt ist, hat also ähnlich stark unter den Wetterbedingungen gelitten wie die Fenster selbst. Trotzdem war es ursprünglich nicht vorgesehen, auch den Boden zu restaurieren. Das hat sich erst während des Arbeitsprozesses ergeben. „Die Fenster lassen sich nicht bei laufendem Museumsbetrieb restaurieren“, erklärt Cem Alaçam. „Außerdem haben wir im Vorfeld ungefähr 250 Objekte bewegt: Möbel kamen ebenso ins Depot wie Porzellan, Gläser, Vasen oder Bücher. Alle diese Gegenstände machen die Räume lebendig, vermitteln den Eindruck, als hätten die früheren Herzoginnen Franziska oder Henriette – die das Schloss im 19. Jahrhundert aufeinander folgend bewohnt hatten – nur kurz den Raum verlassen und könnten jederzeit zurückkehren.

Auch die Auslagerung dieser Gegenstände erfordert Spezialkenntnisse: „Wir können da kein normales Umzugsunternehmen beauftragen. Das macht eine Kunstspedition“, sagt Janna Almeida und macht darauf aufmerksam, dass die spezielle Sorgfalt im Umgang mit den Objekten auch spezielle Schutzmaterialien erfordert und deshalb auch spezielle Kosten verursacht. 120 000 Euro haben die Sanierungsarbeiten gekostet, und dabei sind die Ausgaben für das Auslagern nicht eingerechnet.

Nachvollziehbar ist es jedenfalls, dass es sinnvoll war, auch gleich den Boden zu restaurieren, wenn die Räume ohnehin gerade leergeräumt waren. An Musterflächen, die sich normalerweise unter Schränken verstecken, haben die Restauratoren erprobt, wie sich das Parkett am besten wieder auf Vordermann bringen lässt. „Da gibt es kein Schema F“, berichtet Restaurator David Tils aus seinem Alltag. Ähnliches gilt auch für die Kronleuchter, die ebenfalls neu glänzen: Lange haben Experten getüftelt, bis sie ein Leuchtmittel gefunden haben, das einerseits dem Kerzenlicht gleicht und andererseits die Anforderungen der Verkehrssicherheit erfüllt.

 

Das Kirchheimer Schloss ist ab 22. Juli wieder geöffnet

Die Eröffnung der restaurierten Schauräume im Kirchheimer Schloss ist für Samstag, 22. Juli, geplant. Dann ist das Schloss wieder im Rahmen von Führungen zu besichtigen.

Das Schloss ist der „wichtigste Witwensitz für die späte Herzogszeit und für die Königszeit in Württemberg“, erklärt Konservator Cem Alaçam. Im Gegensatz zu einem repräsentativen Schloss wie Ludwigsburg gebe es einen Einblick in die private Wohnkultur des Hauses Württemberg. vol