Kirchheim
Die Freie Waldorfschule Kirchheim wagte sich an das Nibelungenlied

Kirchheim. Es zeugt von Mut, das berühmte deutsche Heldenlied, die Nibelungen, mit Schülerinnen und Schülern der Freien Waldorfschule Kirchheim aufzuführen. Ohne Begeisterungsfähigkeit und Freude am Spielen seitens der jugendlichen Schauspieler und der Lehrer wäre es nicht möglich gewesen.

Das Theaterstück von Moritz Rinke: Das Ganze beginnt mit einer feurig glitzernden Waberlohe, in der Brunhild schmachtet, was die blonde Frohnatur Siegfried nicht zu stören scheint. Sein Herz schlägt für Drachen und später für Kriemhild. Die daraus entstehenden mörderischen Verwicklungen schildert das Epos. In lockerer, mitunter geradezu salopper, die düstere Dramatik passend verfremdender Form läuft nun das Spiel ab. Der Königshof wirkt wunderbar verlottert: Gunther ist ein alter Zecher, seine Brüder sind hochemotional. Hagen tritt herrlich dunkel auf und Kriemhild präsentiert sich in ihrem Spiel in einer backfischartigen Selbstsucht. Brunhild, von Gunther durch Tricks erobert und an den Königshof gebracht, weigert sich, vom real auf die Bühne gestellten hohen (Spielzeug-)Ross zu steigen. So gibt es allerlei fröhliche Kurzweil, etwaige Texthänger überspielen die jungen Leute mit einem Lachen und gehen auch in den kleineren Rollen ganz im Spielen auf. Die Intrigen steigern sich; surreal und fantastisch wird schließlich in eurythmischer Form der Tod Siegfrieds zelebriert. Der zweite Akt deutet das Gemetzel an Etzels Hof nur pantomimisch an. Überraschend, und zu Recht vom Publikum mit Sonderapplaus bedacht, ist eine großartige Tuchakrobatik eingebaut, die einen hunnischen Walzer abrundet. Am Ende wird der Bogen zur ernsten Gegenwart geschlagen. Im Mittelpunkt standen die Schüler und Schülerinnen der zehnten Klasse mit ihrer frischen Freude am kleinen und großen Spiel. hos