Welcher Radler hat’s nicht schon erlebt? Reifen platt, Schraube locker – und noch etliche Kilometer vor der Brust. Keine zwei linke Hände zu haben, ist im Leben zwar generell von Vorteil, doch was, wenn das nötige Werkzeug fehlt? Dass sich kleinere Reparaturen am Fahrrad auch unterwegs erledigen lassen, dafür sorgt jetzt der Landkreis. Mit fünf Servicestationen gegen die Havarie auf zwei Rädern: An stark frequentierten Radwegen und verteilt über das ganze Kreisgebiet baumeln dort Schraubendreher, Zangen und Gabelschlüssel diebstahlsicher an langen Stahlkabeln, nebst Pumpstation und Montageständer. Über einen QR-Code an den knallgelb lackierten Säulen lassen sich per Handy sogar Bedienungs- und Reparaturanleitungen abrufen. Davon profitieren sollen nicht nur Radfahrende, sondern auch, wer mit Rollstuhl, Rollator oder Kinderwagen unterwegs ist.
Ein echtes Plus angesichts einer wachsenden Schar Pendler und umweltbewusster Touristen, findet der Esslinger Landrat Heinz Eininger. Die 11 400 Euro für die Überland-Pannenhilfe hält er deshalb für gut angelegtes Geld. Schließlich lässt sich nicht jeder der rund 1200 Radwege-Kilometer im Kreis materialschonend zurücklegen. Der Großteil davon verläuft über Wald- und Wirtschaftswege und selbst in besiedeltem Gebiet ist der Fahrbahnbelag häufig nicht aus dem gleichen Stoff, aus dem Radlerträume sind. Dank etwa 7000 Schildern, die zuletzt erneuert wurden, fällt immerhin die Orientierung leichter.
Gründe gibt es also genug, für mehr Komfort und Sicherheit zu sorgen. „Wir möchten nicht nur den Ausbau unseres Streckennetzes Zug um Zug vorantreiben“, sagt Eininger. Man wolle das Ganze auch radlerfreundlich ausgestalten. Dass Handgriffe sitzen, schadet trotzdem nicht: „Wie man einen Reifen flickt“, meint der Kreischef, „sollte zum Erziehungsauftrag in jedem Elternhaus gehören.“
Einen Erziehungsauftrag in Sachen Heimatgeschichte hat man im Beurener Freilichtmuseum, wo eine der fünf Säulen steht. Dort lernt man zudem fast jedes Wochenende, welche Bedeutung dem Radtourismus als rasant wachsendem Wirtschaftsfaktor zufällt. Beim Oldtimertreffen vor drei Wochen war keiner der neu angelegten Rad-Stellplätze mehr frei, weiß Museumsleiterin Steffi Cornelius zu berichten. Auf einer Länge von etwa 20 Metern reiht sich am Haupteingang Stahlbügel an Stahlbügel, an die Räder angekettet werden können. Daneben steht ein Tresor mit neun Schließfächern, die Platz für Wertgegenstände und jeweils zwei Steckdosen bieten, um Fahrrad-Akku oder Handy aufzuladen.
Das Museumsdorf ist für weiteren Ansturm gewappnet, schließlich ist die Saison trotz des zu Ende gehenden Sommers noch lange nicht um: Anfang Oktober lockt das Mostfest die Besuchermassen. Zuvor finden am 17. und 18. September die Tage des Handwerks statt, an denen Traditionsberufe um Nachwuchs werben.
Allerdings: Nicht nur dort ist Fachkräftemangel ein Brennpunkt-Thema: Im Landratsamt ist man händeringend auf der Suche nach einer oder einem neuen Radverkehrsbeauftragten. Man freue sich über jede Bewerbung, betont der Leiter des Straßenbauamts im Kreis, Thorsten König. „Egal, ob Bauingenieur, Verkehrsplaner oder Geograf.“
Hier gibt es Hilfe
Die neuen Servicestationen mit Multifunktionswerkzeug, Montageständer und Luftpumpe finden sich an fünf Radwegen im Kreisgebiet.
Freilichtmuseum Am Radweg zwischen Owen und Beuren auf dem Museumsparkplatz. Hier gibt es auch Schließfächer und Lademöglichkeit.
Tiefenbachtal Am Radweg nach Nürtingen auf Höhe der Gaststätte „Kräuterbühl.“
Kreuzeiche Am Radweg entlang der Kreisstraße 1203 zwischen Schlierbach und Ohmden
Neckartal Am Radweg an der Kreisstraße 1219 zwischen Zizishausen und Wendlingen
Filder Am Radweg entlang der Kreisstraße 1225 zwischen Sielmingen und Bonlanden. bk