1. Herr Friedmann, mit welcher Geschwindigkeit wächst die Zahl der Wölfe?
Dr. Jörg Friedmann: Alle drei Jahre verdoppelt sich der Wolfsbestand. Aktuell liegt die Fortpflanzungsrate bei 36 Prozent. Das heißt, die Bestandszahlen nehmen verhältnismäßig schnell zu. Das liegt zum einen daran, dass der Wolf keine natürlichen Feinde hat. Zum anderen findet er bei uns nicht nur reichlich Nahrung, sondern auch Beute, die er leicht erlegen kann.
2. Was fordert der Landesjagdverband daher?
Der Wolf gehört aus unserer Sicht dem Jagd- und Wildtiermanagementgesetz unterstellt. In Baden-Württemberg bedeutet das, dass diese Wildtierart ins Schutzmanagement überführt wird und dadurch ganzjährig Schonzeit hat. Jäger haben dann eine besondere Verantwortung für den Wolf, in deren Rahmen sie zum Beispiel Daten über die Tierart sammeln. Auf dieser Basis lässt sich der Artenzustand analysieren, um geeignete Maßnahmen zu ergreifen.
3. Wie wahrscheinlich ist eine Rudelbildung in Baden-Württemberg?
Wie wird dann mit Tieren umgegangen, die aus der Kreuzung von Wolf und Haushund hervorgegangen sind? Hier im Land ist allerspätestens in vier bis fünf Jahren mit einer Rudelbildung zu rechnen. Wir gehen davon aus, dass das deutlich früher der Fall sein wird. Wie mit Rudeln umgegangen wird, ist eine spannende Frage. Die lässt sich nur beantworten, wenn endlich ein entsprechender Managementplan für den Wolf entwickelt wird. Hybride, die aus der Fortpflanzung von Wolf und streunenden Hunden hervorgehen, sind zum Beispiel in Thüringen und vor allem in Italien ein Thema. Bei diesen Hund-Wolf-Mischlingen geht jegliche Nähe zum Menschen verloren, und das schadet dem Wolf, aus meiner Sicht, insgesamt ungemein. Welches Wesen diese Mischlinge bringt und ob sie für den Menschen gefährlicher sind als der Wolf, beantwortet Jack Londons „Wolfsblut“.dh