Zwei Männer und zwei Frauen sollen im Sommer letzten Jahres in Kirchheim mit großen Mengen Kokain gehandelt und zudem eine Schreckschusswaffe besessen haben. Seit Mittwoch, 2. April, sitzen die vier auf der Anklagebank am Stuttgarter Landgericht.
Am 8. August letzten Jahres wurden in einer Razzia der Esslinger und Kirchheimer Polizei an mehreren Orten im Landkreis Esslingen, Schwerpunkt Kirchheim, Gebäude und Wohnungen mit Spürhunden durchsucht, nachdem der Verdacht auf Drogengeschäfte bestanden hatte. Dabei wurden acht Verdächtige im Alter zwischen 25 und 43 Jahren festgenommen und über 60 Gramm Kokain, 20 Gramm Haschisch, 60 Gramm Marihuana und drei Schreckschusswaffen sichergestellt.
In Untersuchungshaft gebracht
Im Visier der Ermittler war dabei auch das jetzt angeklagte Quartett im Alter zwischen 26 und 43 Jahren aus Kirchheim. Die beiden männlichen Beschuldigten wurden festgenommen und Untersuchungshaft wurde angeordnet, während die beiden mitangeklagten Frauen am gestrigen ersten Verhandlungstag als nicht in Haft befindliche Angeklagte vor Gericht erschienen. Sicherstellen konnte die Polizei bei der damaligen Durchsuchung ihrer Kirchheimer Wohnungen ebenfalls eine größere Menge Kokain und Bargeld, welches mutmaßlich aus Drogengeschäften stammt.
Bandenmäßiges Handeltreiben
Im Einzelnen wirft der Staatsanwalt den vier Angeklagten bandenmäßiges Handeltreiben mit Betäubungsmitteln großer Mengen vor. In der Zeit zwischen März bis zur Festnahme am 8. August vergangenen Jahres sollen sie in insgesamt 96 Einzelfällen die Droge Kokain von einem unbekannt gebliebenen Lieferanten bezogen und an Konsumenten verkauft haben. Dabei sollen sie so vorgegangen sein, dass der hauptbeschuldigte 43-Jährige für den Erwerb der Droge zuständig war und diese zunächst in einem Wettbüro in Kirchheim zwischenlagerte. Danach sollen die Mitglieder der Gruppe gemeinsam das Kokain gestreckt und in Kleinportionen verpackt haben. Dann, so die Anklage weiter, wurden die Packungen von einem Gramm zum Einzelpreis von 80 Euro an Konsumenten in Kirchheim, Nürtingen und im gesamten Landkreis verkauft. Durch die Streckung der Droge habe die Bande laut Anklage beträchtliche Gewinne eingefahren. Die Organisation der Beschaffung und Vermarktung des Kokains soll der 43-jährige Hauptangeklagte innegehabt haben.
Staatsanwalt listet die 96 einzelnen Fälle auf
Am gestrigen ersten Verhandlungstag wurde zunächst nur die Anklageschrift der Stuttgarter Staatsanwaltschaft vorgetragen. Die 96 einzelnen Fälle listete der Staatsanwalt auf und kommt zu dem Ergebnis, dass mehrere Hundert Gramm der Droge bis zu deren Festnahme am 8. August durch die Hände der Angeklagten gingen. Alle vier räumten die Vorwürfe des bandenmäßigen Handeltreibens mit Rauschgift ein. Ihre Verteidiger haben an diesem ersten Prozesstag den Wunsch geäußert, ein sogenanntes „Verständigungsgespräch“ mit dem Gericht außerhalb der Verhandlung zu führen, um gegen Geständnisse moderate Strafobergrenzen auszuloten. Nach dem Gesetz wären Strafen bis zu 15 Jahre möglich.
Die Verhandlung ist zunächst auf den 23. April vertagt worden. An diesem Tag sollen die Geständnisse erklärt werden. Insgesamt hat die 7. Große Strafkammer des Stuttgarter Landgerichts sechs Verhandlungstage angesetzt und wird am 21. Mai die Urteile verkünden.