Kirchheim
Drogenprozesse im Dreierpack könnten bald zu Ende sein

Justiz Vor der Großen Strafkammer in Stuttgart müssen sich gleich mehrere Dealer aus dem Kreis verantworten.

Kirchheim. Zwei große Rauschgiftprozesse gegen einen 22- und einen 36-jährigen Mann wegen Taten in Deizisau, Kirchheim, Nürtingen und Metzingen sowie gegen eine 37-jährige Frau sind jetzt am Stuttgarter Landgericht fortgesetzt worden. Das Trio – und ein weiterer Beschuldigter – soll mit bis zu 90 Kilo verschiedener Drogen Handel getrieben haben. Zu dem für gestern vorgesehenen Urteil ist es noch nicht gekommen.

Es ist der dritte Verhandlungstag vor der 14. Großen Strafkammer gegen die mutmaßliche Drogenbande. In 24 Einzelfällen, beginnend ab März 2021 bis Mai dieses Jahres, sollen sie die Szene im Landkreis Esslingen laut Anklage gemeinschaftlich und gewerbsmäßig mit Rauschgift versorgt und dabei mehr als 120 000 Euro eingenommen haben. Sie wollen die Vorwürfe zugeben. Das Gericht hat bereits Strafrabatte für diesen Fall offeriert. Doch zu einem regulären Geständnis aller drei Angeklagten ist es noch nicht gekommen. Die Verteidiger wollen dies erst mit ihren Mandanten besprechen.

In erster Linie geht es um Marihuana und Kokain. Am 21. August 2022 sollen die Angeklagten von einem Lieferanten 28 Kilo qualitativ hochwertiges Marihuana eingekauft haben. Drei Tage danach habe ein anderer Lieferant nochmals zehn Kilo zum Einkaufspreis von 16 200 Euro angeliefert. In den folgenden Wochen, so die Anklage, seien dann Lieferungen von jeweils einem bis zu vier Kilo Drogen eingekauft worden – bis dann beim letzten Deal am 10. Mai dieses Jahres auf dem Parkplatz eines Supermarktes bei Wernau die Handschellen klickten.

In einem weiteren Rauschgiftprozess vor einer anderen Stuttgarter Strafkammer gegen einen 30-Jährigen aus Nürtingen, dem das Handeltreiben in 132 Fällen vorgeworfen wird, liegt das Geständnis bereits vor. Er soll trotz der großen Menge Drogen, die durch ihn verkauft worden seien, mit einer Strafe unter zehn Jahren davonkommen (wir berichteten). Das Urteil gegen diesen Beschuldigten soll am 12. Dezember verkündet werden.

Unterdessen hat bereits vor einer Woche vor einer Großen Strafkammer am Stuttgarter Landgericht der Prozess gegen einen 41-Jährigen aus Weilheim begonnen. Auch ihm wirft die Stuttgarter Rauschgift-Schwerpunktstaatsanwaltschaft Handeltreiben mit großen Mengen Drogen, hauptsächlich im Raum Nürtingen und Weilheim, vor. Die Tatzeiten beziffert der Staatsanwalt auf die Jahre 2022 und 2023. Ende April 2023 war der Mann im Rahmen einer Verkehrskontrolle bei Nürtingen festgenommen worden, nachdem in seinem Fahrzeug größere Rauschgiftmengen gefunden wurden. Dieser Prozess ist noch auf sieben weitere Fortsetzungen terminiert, wobei ein Urteil erst Mitte Januar kommenden Jahres anvisiert ist.

In Drogenprozessen wirken die Gerichte meist darauf hin, die Verfahren zu „verschlanken“ – bedeutet, dass die Angeklagten zu Geständnissen animiert werden, um eine überlange Prozessdauer mit aufwendiger Beweisaufnahme sowie hohe Verfahrenskosten zu vermeiden. Allerdings schweigt dieser Angeklagte noch zu den Vorwürfen. Die Verhandlung gegen den 41-Jährigen wurde jetzt ebenfalls auf Dienstag, 12. Dezember, vertagt. Bernd Winckler