Kirchheim
Duett aus Stein und Holz

Kunst Steinbildhauerin Monika Majer und Holzschneiderin Monika Schaber stellen in der Galerie der Kreissparkasse Kirchheim aus und sensibilisieren für ungewohnte Qualitäten in Skulptur und Druckgrafik. Von Florian Stegmaier

Es ist eine Begegnung zweier recht unterschiedlicher Positionen: Skulpturen aus Stein treten in Dialog mit experimentellem Holzschnitt. Der Ausstellungstitel „Wolkenschatten und Raumpoesien“, unter dem Monika Majer und Monika Schaber gemeinsam in der Galerie der Kreissparkasse Kirchheim ausstellen, weckt kontrastreiche, gleichwohl harmonische Anklänge. Kurator Tobias Wall zufolge kommt das nicht von ungefähr. Er sieht Majer und Schaber als „Künstlerinnen, die nicht vordergründige Effekte, plausible Plots suchen, sondern den Zwischentönen der Wirklichkeit nachhorchen. Sie erforschen ungewohnte sinnliche und semantische Aspekte des Materials, mit dem sie jeweils arbeiten.“

Authentische Einblicke in den facettenreichen Schaffensprozess konnten die zahlreichen Vernissagegäste im Gespräch mit den Künstlerinnen erhalten, das der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, Burkhard Wittmacher, stellvertretend für Kurator Wall führte. Monika Schaber kommt von der Zeichnung her. Ihr Interesse gilt weniger der Farbe als den Strukturen, dem Schwarz und dem Weiß. Die Begegnung mit dem Holzschnitt während des Studiums an der Stuttgarter Kunstakademie war eine Initialzündung: „Das hat mich sofort gepackt.“ Allerdings hebt sie in ihrer Arbeit nicht auf die charakteristische Möglichkeit druckgrafischer Vervielfältigung ab, sondern produziert großformatige Unikate. Trotz ihrer inzwischen jahrzehntelangen intensiven Befassung mit dem Holzschnitt sind für Schaber die künstlerischen Spielräume noch lange nicht ausgereizt: „Das ist eine Reise, die einfach kein Ende hat und in deren Verlauf immer wieder neue Möglichkeiten auszuloten sind“, beschreibt sie ihre Verbindung zu dieser Technik. In einzelnen Fällen können bestimmte Druckplatten sogar über Jahre hinweg Metamorphosen erfahren und im künstlerischen Output aktiv bleiben. So etwa bei der Serie „Territory“, die ebenfalls in der Kirchheimer Werkschau zu sehen ist.

Als gelernte Steinmetzin hat Bildhauerin Monika Majer ihre Kunst auch von der handwerklichen Seite her tief durchdrungen. War die Herangehensweise früher stark konzeptuell am Stein als hartem Gegenüber ausgerichtet, hat sich ihre Haltung inzwischen grundlegend gewandelt: „Heute arbeite ich völlig ohne Entwurf und gehe mit meiner eigenen Bewegung in die Bewegung des Steins hinein.“ So kann auch der Stein die Künstlerin formen. Am Beispiel der „Sanftmut“ genannten Skulptur aus Diabas, einem äußerst dichten Vulkangestein, schildert die Bildhauerin, wie sie die titelgebende Tugend durch das beständig von Hand ausgeführte Schleifen des Steins lernen und verstehen konnte. „Der Stein führt mich sehr bei meiner Arbeit“, räumt Majer ein, auch wenn es sich um ein grundsätzlich dialogisches Arbeiten handle.

Räume wortloser Erfahrung

Und es gibt noch eine weitere ästhetische Ebene in der Ausstellung zu entdecken. Unabhängig von den Skulpturen entstehen kurze, am Ideal des japanischen Haiku orientierte Texte. Eine Textform, an der Majer die Möglichkeit schätzt, Räume wortloser Erfahrung eröffnen zu können. Auf Textfahnen präsentiert, sind diese Gedichte nun zum ersten Mal gemeinsam mit bildnerischen Werken ausgestellt und erweitern den künstlerischen Dialog mit semantischer Qualität.

Info Die Ausstellung „Wolkenschatten und Raumpoesien“ mit Werken von Monika Majer und Monika Schaber ist noch bis einschließlich 5. April in der Galerie der Kreissparkasse Kirchheim in der Alleenstraße 160 zu sehen.