Kirchheim
E-Rezept: Wo hängt’s?

Medizin Die Digitalisierung lässt auf sich warten. Der Weg zum Rezept auf der Gesundheitskarte ist mit Problemen gepflastert – genutzt wird die papierlose Variante noch äußerst selten. Von Debora Schreiber

Ist das Rezept jetzt auf der Gesundheitskarte – oder nicht? Seit Juli sollte das E-Rezept auch über die Gesundheitskarte funktionieren.  Völlig neu ist das Projekt nicht: Schon seit September 2022 sind alle Apotheken verpflichtet,  Rezepte in elektronischer Form anzunehmen. Bisher ging es mithilfe von QR-Codes: Sie konnten entweder auf Papier oder per App vorgezeigt und abgescannt werden – jetzt soll es auch mit der Karte gehen. Der Vorteil: das spart Papier und ist auch für Menschen ohne Handy eine Option.

Der Teckbote hat in den Apotheken nach dem Status quo gefragt. „Die Kunden können kommen, wir sind startklar“, sagt Daniela Incorvaia von der Adler-Apotheke in Kirchheim. Im Eingangsbereich weist schon der Schriftzug auf dem Teppich darauf hin, dass hier das E-Rezept abgegeben werden kann. Und auch an den Plexiglasscheiben kleben kleine Hinweisschriftzüge. „Das erste E-Rezept hat unser Chef höchstpersönlich entgegengenommen. Da hat alles reibungslos geklappt“, erzählt Meike Maurer. 

Weit über das Erste ging es allerdings nicht hinaus. „Es wurden erst ein paar E-Rezepte eingereicht und wenn, dann hauptsächlich per ausgedrucktem QR-Code. Die App wird noch seltener genutzt und per Gesundheitskarte haben wir noch gar keins bekommen. Dabei wurde die notwendige Technik angeschafft. „Bis es bei allen Apotheken funktioniert hat, hat es natürlich etwas gedauert“, verrät Daniela Incorvaia. Jede Apotheke hat ihren eigenen Softwarebetreiber, mit dem die neue Technik abgesprochen und eingerichtet werden muss. Da können wir uns aber nicht beschweren, das hat sehr gut geklappt“, sagt Daniela Invorvaia. 

 

Das erste E-Rezept hat unser Chef höchstpersönlich entgegengenommen.
Meike Maurer
Eine Beschäftigte der Kirchheimer Adler-Apotheke
 

Marco Junghans aus der Schneider-Apotheke verrät: „Bisher wurden nur ein paar vereinzelte E-Rezepte abgegeben.“ Aufgefallen ist ihm: Die Aussteller waren hauptsächlich Zahnärzte. Warum sonst nur wenige Ärztinnen und Ärzte E-Rezepte ausstellen, kann er sich nicht erklären. Für ihn stellt die neue Form eine Zeitersparnis dar, weil die Rezepte nicht mehr von Hand erfasst werden müssen. Und auch vom technischen Standpunkt aus ist er zufrieden. Von seinem Softwareanbieter gab es am Anfang eine kleine Schulung, bei der alles Notwendige erklärt wurde. Das Feedback seiner Kunden falle auch eher positiv aus.    

In der Pinguin-Apotheke im Nanzcenter zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: E-Rezepte würden sehr selten ausgestellt, so Apotheker Michael Kaiser. Das ändere sich nur langsam. „Seit letzter Woche haben wir einen leichten Anstieg gemerkt. Und heute habe ich schon drei E-Rezepte bekommen, aber alle von Zahnärzten“, sagt der Apotheker. Einen deutlichen Vorteil sieht er darin, dass man einzelne Positionen vom E-Rezept ausbuchen kann. Soll heißen: Hat die Apotheke von drei Positionen nur zwei da, können diese vom Rezept gebucht werden und der offene Posten lässt sich bei einer anderen Apotheke besorgen. Das empfindet er gerade in der aktuellen Lage mit immer wieder auftretenden Lieferengpässen als Verbesserung.  

In der Praxis von Dr. Eberhard Wurz, Hautarzt in Kirchheim, verrät Susanne Noss, Fachwirtin für ambulante medizinische Versorgung: „Wir sind immer für den Fortschritt, wenn es richtig funktioniert. Es sollte eben eine Erleichterung sein und nicht noch mehr Arbeit machen.“ Zurzeit stellt die Praxis keine E-Rezepte aus. „Am Anfang mussten wir immer doppelt fahren, das herkömmliche und das E-Rezept ausstellen, weil’s oft nicht funktioniert hat, und die App für viele ältere Menschen nicht praktikabel ist. Wenn sich das ändert, sind wir natürlich dabei.“