Kirchheim
Ein Abschied „durch die Blume“

Kommunalpolitik Nach knapp 15 Jahren ehrenamtlichen Engagements macht Peter Bodo Schöllkopf im Gemeinderat Platz für neue Kräfte. Sein Nachfolger in der SPD-Fraktion wird Stefan Gölz. Von Andreas Volz

Peter Bodo Schöllkopf sagt zum Abschied „Servus“. Aber obwohl er beim Ausscheiden aus dem Kirchheimer Gemeinderat nicht allzu viele Worte verliert, verläuft es doch nicht wirklich leise - zumindest nicht im Sinne von unauffällig: Die SPD-Fraktion, der er beinahe 15 Jahre angehört hat, knüpft noch einmal an zwei wichtige Traditionen an und verbindet sie miteinander. Zum einen ist da die rote Nelke als die Blume, die die Arbeiterschaft symbolisiert. Zum anderen gibt es die Tradition, dass Peter Bodo Schöllkopf - als Zeichen dafür, dass es nach dem Dämmerschoppen fast schon zu dämmern beginnt - die Blumen der Dekoration an die Damenwelt verteilt.

So kann er sich also nach seinem offiziellen Abschied, zu dem er auch die obligatorische Rathausmedaille in Empfang nehmen darf, noch auf eine Abschiedsrunde begeben, die Seltenheitswert hat im Kirchheimer Rathaus: Freigiebig verteilt der scheidende Stadtrat die roten Nelken, die seine Fraktion besorgt hat, an die Ex-Kolleginnen im Ratsrund sowie an die Zuhörerinnen.

Zuvor hat ihn Oberbürgermeisterin Angelika Matt-Heidecker „mit einem hohen Maß an Wehmut“ verabschiedet - als ein „langjähriges und gewichtiges Mitglied unseres Gremiums“. Weil sie damit eine gewisse Heiterkeit auslöst, betont sie, dass sie nichts anderes als das politische Gewicht gemeint hat. Sie bedaure Schöllkopfs Entschluss, aus dem Gremium auszuscheiden, mit dem er zugleich einen neuen Rekord aufgestellt hat: Es ist bereits der zehnte Wechsel in dieser Wahlperiode.

Am 18. Februar 2004 hatte Peter Bodo Schöllkopf seinerseits als Nachrücker erstmals am Ratstisch Platz genommen - am selben Tag, an dem Angelika Matt-Heidecker ihren Platz aufgab, um zwei Wochen später den Chefsessel einzunehmen. Rückblickend auf knapp 15 Jahre, lobt sie Peter Bodo Schöllkopf dafür, dass er stets seine Meinung klar vertreten hat, auch wenn sie nicht immer der Mehrheitsmeinung entsprach. Jüngstes Beispiel: Er plädierte für Abbruch und Neubau der Linde - ohne Fachwerk. Beim Neubau der Freihof-Realschule hatte er einen Hochbau favorisiert und nicht den Entwurf, der nachher umgesetzt wurde.

„Wohnen bleibt Dauerthema“

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Eisenmann erzählt, dass es einst Peter Bodo Schöllkopf gewesen ist, der ihn ermuntert hat, für den Gemeinderat zu kandidieren. Auch er betont, dass die Fraktion ihr langjähriges und verdientes Mitglied nur ungern ziehen lässt. Die Nachfolge tritt Stefan Gölz an, der gleich für ein weiteres Kuriosum sorgt: Jetzt gibt es sowohl in der SPD- als auch in der CDU-Fraktion einen Kirchheimer Stadtrat namens Stefan Gölz.

Peter Schöllkopf selbst spricht vom bezahlbaren Wohnraum: „Das wird die nächsten fünf bis zehn Jahre ein Thema bleiben. Wenn man das nicht fördert, nutzt ein neues Hallenbad so wenig wie der gesamte Zukunftsdialog.“ Bevor er seine „Nelkenkavalierstour“ beginnt, appelliert er an alle Zuhörer: „Nächstes Jahr ist Gemeinderatswahl. Lassen Sie sich aufstellen.“