Kirchheim
Ein Bach ohne Betterhält ein Denkmal

Kunst In Ötlingen soll ein neues Monument an den verlegten Kegelesbach erinnern.

Kirchheim. Den Kegelesbach wird man in Kirchheim am ehesten mit dem Milcherberg verbinden. Schließlich ist im Süden des Wohngebiets eine langgezogene Straße nach ihm benannt. Allerdings fließt der Bach, der im Talwald den Mannsbergsee bildet, auch längere Zeit parallel zur Schöllkopf- und zur Hegelstraße – ohne den Autofahren dort groß aufzufallen. Das liegt auch daran, dass er häufig verdolt ist. Jedenfalls fließt der Kegelesbach am Ende seines Laufs hart an der Grenze zwischen Kirchheim und Ötlingen, bevor er östlich der Halde in die Lauter mündet.

Was aber könnte der Kegelesbach mit Ötlingen zu tun haben – in einem so hohen Maß, dass man ihm dort ein Denkmal setzen möchte? Die Antwort auf diese Frage ist der Grund fürs Denkmal: Ein Monument, egal für wen oder was, dient der Erinnerung. Und weil die Erinnerung daran, dass der Kegelesbach einstmals mitten durch Ötlingen geflossen ist, so langsam verblasst, tut ein entsprechendes Denkmal not. Ursprünglich mündete er nämlich erst in die Lauter, nachdem er auch noch das Ötlinger Rathaus passiert hatte.

Deshalb soll es jetzt an der neu gestalteten Stuttgarter Straße das Denkmal geben für den Bach, der dort schon seit so langer Zeit aus seinem Bett geschmissen ist. So weit besteht weitgehende Einigkeit im Ötlinger Ortschaftsrat und im Kirchheimer Gemeinderat. Wenn es aber um die Form des Denkmals geht, gilt ein abgewandeltes Schiller-Zitat: „Ernst ist das Leben, strittig ist die Kunst.“

Aus einem Wettbewerb mit zwölf Beteiligten ging ein Entwurf von Johannes Vogl als Sieger hervor: Eine fünf Meter hohe Stele soll den einstigen Bachlauf darstellen. Zu erkennen ist das symbolische Wasserband, weil es aus dem Stahl herausgeschnitten ist und Licht durchlässt – Tageslicht, im Idealfall Sonnenlicht, das sich auch am Boden abzeichnet, sowie künstliches Licht bei Dunkelheit.

Die Sitzungsvorlage für den zuständigen Gemeinderatsausschuss lobt denn auch den Siegerentwurf – vor allem mit den kunstsinnigen Worten: „Das Kunstwerk nimmt an Ort und Stelle wenig Bodenfläche ein und ermöglicht es daher, auf dem zentralen Platz in Ötlingen entsiegelte Flächen in Form von insektenfreundlichen Vegetationsflächen mit all ihren Vorteilen zu generieren. Somit ergibt sich die Möglichkeit, die Ortsmitte in ihrer Gesamtheit grüner zu gestalten und zusätzlich Platzbäume zu pflanzen.“

Die Stele wird für Diskussionen sorgen, davon ist Ortschafts- und Gemeinderatsmitglied Thilo Rose (CDU) überzeugt. Sein SPD-Kollege Marc Eisenmann bringt auch schon die erste Diskussion ins Spiel: „Aus unserer Sicht fehlt bei diesem Denkmal immer noch das Wasser.“ Das entzogene Wasser soll es später einmal „südlich des Rathauses“ geben. Zumindest ist bei der Planung für den Platz „das Element Wasser aufzugreifen“. Der Kegelesbach hätte dann eine weitere Besonderheit: An einem Ort, wo er nicht mehr fließt, gäbe es für diesen Bach gleich zwei Denkmäler.
Andreas Volz