Wanderfreunde, Familien, Radlergruppen: Vermutlich hat sich bei allen Anwesenden, die sich am 25. November 2022 auf der Burg Teck aufhielten, dieser Tag tief in ihr Gedächtnis eingebrannt. Ganz besonders bei Nori Maier, die als Partnerin mit weiteren Radlerfreunden aus Dettingen und Owen miterleben musste, wie ihr Lebensgefährte Hermann Vollmer plötzlich bewusstlos zusammensackte.
Als Ersthelfer war sofort Horst Kreck zur Stelle. Er nahm Hermann Vollmer mit einem speziellen Griff vom Hocker, legte ihn flach auf den Boden und prüfte seine Vitalwerte. „Da erkannte ich, dass er Probleme mit der Atmung hatte“, berichtet der Bissinger, der dann unverzüglich mit der Herzdruckmassage begann – ein höchst anstrengendes Unterfangen. „Zum Glück wurde ich von zwei jüngeren Männern von Festo abgelöst“, sagt Horst Kreck, für den die Situation auch emotional belastend war.
Der zuvor alarmierte Rettungswagen mit drei bis vier Notärzten und Sanitätern kam etwa eine Viertelstunde später direkt aus Owen, erzählt Nori Maier und verrät: „Die Bergrettung brachte ihn mit einer Trage in den Notarztwagen, der vor dem Tor stand.“ Obwohl alles Menschenmögliche getan wurde, wachte Hermann Vollmer aus dem Koma nicht mehr auf und schlief zwei Tage vor Heiligabend für immer ein. „Er starb an einem Vorhofflimmern, vielleicht hätte ihn ein Defibrillator gerettet“, macht seine Partnerin deutlich und brachte so den Stein ins Rollen. „Wir vermissen ihn alle, Hermann war überall beliebt“, spricht Nori Maier von seinen Radtouren, die der umtriebige 78-Jährige sowohl in Dettingen, als auch in Owen häufig organisiert habe.
Federführender Koordinator der Defi-Aktion für die Burg Teck war Norbert Rumberger, Vorsitzender der Ortsgruppe Owen des Schwäbischen Albvereins und der daraus entstandenen Radfahrergruppe. Auch Nori Maier, Vorsitzende der etwa 30 Dettinger Radlersenioren, machte sich wie Hermann Vollmers Familie, darunter seine Töchter Linda Vollmer und Elke John, stark dafür, dass auf diesem beliebten und hoch frequentierten Wanderziel unbedingt ein Defibrillator angebracht werden muss.
Drei unterschiedliche Gemeinschaften und Spendenkonten, allerdings mit einem gemeinsamen Ziel vor Augen – da macht es zurückblickend Sinn, dass das die Person in die Hand nahm, die seit Jahrzehnten immer wieder mit dem „Burgherrn“ in Kontakt steht. Seit 1941 befindet sich die Anlage auf dem Teckberg in Besitz des Schwäbischen Albvereins und Norbert Rumberger ist schließlich ein Albvereinler.
Für die Beschaffung und Montage des Defibrillators hat Norbert Rumberger als kompetenten Fachmann Heinz Schmollack mit ins Boot geholt. Seit fast 50 Jahren ist der Owener ehrenamtlicher Helfer-Ausbilder beim DRK-Kreisverband Nürtingen-Kirchheim. Zum Deutschen Roten Kreuz gehören außerdem die Bereitschaft Lenninger Tal sowie das Katastrophenschutzzentrum in Owen.
Der jetzt am unteren Torbogen installierte sogenannte „automatisierte externe Defibrillator“ (AED) ist durch die Bau- und Funktionsweise besonders für Laienhelfer geeignet, weiß Heinz Schmollack. Die vorhandene Software analysiert zunächst den Herzrhythmus und entscheidet danach, ob eine Defibrillation notwendig ist. Nur bei einem positiven Ergebnis wird die Funktion freigeschaltet und kann dann durch den Anwender ausgelöst werden. Die jeweils einfachen Grafik- und Sprach-Anweisungen dienen dabei als Unterstützung – alle zwei Minuten stoppt die Maßnahme. Bei Temperaturen unter null Grad, kann der Kasten beheizt werden, erklärt Heinz Schmollack und betont: „Der Defi ist autark mit Batterien und hält ohne Nutzung etwa fünf Jahre,“ so dass in Notfällen immer geholfen werden könne, immer mit der Hoffnung verbunden, dass er nie gebraucht werde.
Wann wird ein Defibrillator eingesetzt?
Anwendung Ein AED sollte sofort nach dem plötzlichen Herz-Kreislaufstillstand eingesetzt werden. In diesem Zustand atmet die betroffene Person nicht mehr und hat keinen Puls. Bis der AED einsatzbereit ist, sollte ein weiterer Helfer mit einer Herz-Druckmassage (Mindestens 100 bis maximal 120 Kompressionen pro Minute) die Zeit überbrücken.
Symptome Anzeichen eines drohenden plötzlichen Herz-Kreislaufstillstands sind Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, ein unregelmäßiger flacher Herzschlag, Bewusstlosigkeit und kein spürbarer Puls. Es sind Folgen einer Störung der elektrischen Signale des Herzens, die durch Stromstöße des Defibrillators wieder in Gang gesetzt werden können.
Vorsicht AEDs sollten nicht verwendet werden, wenn eine Person nass ist, da es zu einem unkontrollierten Stromfluss kommen kann. Dies kann für Helfer und Patient gleichermaßen gefährlich sein. Der Einsatz bei Menschen mit einem Herzinfarkt ist ebenfalls problematisch, genauso wie bei Menschen, die bereits einen Herzschrittmacher haben. ack