Bläsermusik entfaltet eine faszinierende Wirkung, vor allem wenn eine bestens eingespielte Formation wie das 2008 gegründete Ensemble „nAchtmusik“ am Werk ist: Es feierte in der Kirchheimer Auferstehungskirche ein Fest der Töne. Da das Ensemble um die Kirchheimer Fagottistin Ulrike Tsalos die Einnahmen für die Renovierung der Martinskirche spendete, diente das Konzert zudem einem guten Zweck.
Die Holzbläser und Hörner servierten der großen Zuhörerschaft, grundiert durch urige Töne eines Kontrabasses, ein delikates musikalisches Menü. Als Amuse gueule gab es die Ouvertüre „L‘Italiana in Algeri“ des italienischen Opernmeisters Gioacchino Rossini: Ein spritziger Appetithappen, der so recht nach dem Geschmack des Auditoriums war.
Vorspeise mundet
Nach der langsam schreitenden Einleitung ging die Post ab: Das brillante Laufwerk perlte, knackige Rhythmen trieben den Puls vorwärts, und glänzende Soli garnierten das Ganze. Man spürte: Die zündende Musik machte den Musikern großen Spaß und motivierte sie zu feurigem Ensemblespiel, das von den Zuhörern goutiert wurde.
Auch die Vorspeise mundete dem Publikum. Aufgetragen wurde Wolfgang Amadeus Mozarts „Sinfonia Concertante“, die in der Bearbeitung für Harmoniemusik einen besonderen Reiz gewann. Zu Mozarts Zeit entstanden um 1770 diese Harmoniemusiken, die in der Besetzung von jeweils zwei Oboen, Klarinetten, Fagotti und Hörnern die Melodien großer Opern jenseits der Theater zur Popularität verhalfen, und die Musik in einer Epoche ohne Radio und Schallplatten für ein breites Publikum erlebbar machten.
Aus dem satten Tuttiklang erhoben sich wunderbare Soli, die immer wieder zu beredten Dialogen fanden. Das einleitende Allegro brachte feine Tonspiele, dann wurden mit bläserischer Delikatesse die herrlichen Melodien des Adagios realisiert. Der Notentext war dynamisch differenziert ausgeleuchtet, und da sich auch Intonation und Klangbalance auf der Idealspur bewegten, war das Zuhören ein Genuss.
Im finalen Andantino con Variazioni zogen die Akteure nochmals alle Register. Federleicht tanzten die klar und präzise artikulierten Töne, virtuose instrumentale Ausflüge beglückten die Ohren, und das klangvolle Finale machte Appetit auf den Hauptgang.
Eigenes Kolorit für jeden Satz
Da brachte das Ensemble „nAchtmusik“ etwas Besonderes auf den Tisch, die Sinfonietta op. 188 für zehn Bläser, die der Schweizer Joachim Raff 1873 treffend in Töne gesetzt hat. Das viersätzige Werk bot Anja Deichl und Dagmar Häusler (Flöte), den Oboisten Frieder Haakh und Christian Schittenhelm, Bernhard Ernst und Peter Hemmer an den Klarinetten, Paul-Gerhard Martin und Ulrike Tsalos (Fagott) sowie den Hornisten Claudius Burg und Thomas Nonnenmann reichlich Gelegenheit, bläserische Kunst zu zelebrieren. Unterstützt wurden sie dabei von Axel Fricker am Kontrabass.
Jeder Satz erhielt eigenes Kolorit, wobei die romantischen Melodien des Larghettos einen besonderen Klangzauber entfachten. Doch auch die schnellen Sätze faszinierten mit rasantem Laufwerk, ihrer vorwärtsdrängenden Motorik und famos geblasenen Soli. Das Werk mündete in einer fulminanten Stretta, die zu einem bravourösen Kulminationspunkt hinführte.
Schmackhaftes Dessert
Bei der dynamischen Interpretation sprang der Funke der Begeisterung von der engagiert musizierenden Bläsermannschaft über auf die Zuhörenden, und nach heftigem Schlussapplaus des begeisterten Publikums gab es noch ein schmackhaftes Dessert: Franz Schuberts Militärmarsch Nr. 1.