„Tango Korrupti. Wenn einer draufkommt und entpuppt di, nimmst du dir einfach einen Anwalt, der was kann halt“, sang 1989 der österreichische Liedermacher Rainhard Fendrich. Und so ein Rechtsbeistand aus der Sparte „ich kann was“ begeisterte am Samstag 50 Zuschauer in der Bastion. Exakt so vielen Besuchern wurde entsprechend den Corona-Regeln Einlass gewährt. Justus Krux, der ansonsten tagsüber in Ulm als Dr. Frederik Neyheusel seine Klienten im Bau-, Immobilien- und Architektenrecht, Vertriebsrecht sowie Wirtschaftsrecht berät, füllt abends schon seit Längerem eine kabarettistische Marktlücke. Und darin ist Krux ein Fuchs. „Kommste noch auf ’nen Kaffee mit hoch …?“, heißt sein seit Herbst 2018 bestehendes Programm, in dem er locker-flockig den juristischen Parcours seines Alltags durchschreitet.
„Freiburg – Stuttgart, 2:0“, habe er im Radio auf der Fahrt nach Kirchheim gehört, verrät der Badener als Erstes und bekommt vom durchweg gut aufgelegten Publikum dennoch reichlich Applaus. „2600 registrierte Straftaten habe es 2018 im Raum Kirchheim gegeben“, erzählt er und schiebt mit fragendem Blick nach: „Es sind 50 Leute hier …?“ Schnell ist der Rechtsanwalt beim „Kontrollverlust“, Angst vor diesem kenne man spätestens beim Klopapier, so Justus Krux und erklärt: „Der Inhalt eines Einkaufswagens ist notwehrfähig, den kannst du verteidigen.“
Fortan switcht der sympathische Advokat von einem Thema zum anderen – einen roten Faden in seiner Art der Rechtsprechung sucht man vergebens. So nennt er den Unterschied zwischen Maskenverweigerer aus Deutschland und Bali. Muss man bei uns 200 Euro berappen, verhängt die indonesische Insel 50 Liegestütze als Strafe. Ratzfatz kommt der in Karlsruhe geborene und aufgewachsene Kabarettist mit vermutlichem „Numerus clausus“ von der Körperertüchtigung zum Heroin und berichtet, dass man das Opiat in der „Bundesrepublik vor dem Verbot 1971 nahezu in jeder Apotheke kaufen konnte“.
„Legalparker“ auf Nummer 33
Damit die „Miete stabil bleibe“, rät der Jurist Jahrgang 1973 zu folgenden Abschreckungen: „Durchs Fenster schießen und das Drogenbesteck in Nähe des Eingangs legen.“ Doch sein Lieblingsthema sind Kaufverträge. Letzteren ginge man bereits in der Bäckerei beim Kauf eines Brötchens ein, erzählt er und scherzt: „Einfach mal die 50 Cent mit einer Unterschrift quittieren.“ Selbstbewusst verrät der selbst ernannte „Legalparker“ seine Macken: „Ich parke im Parkhaus nur auf Nummern, die auch Paragrafen sind, wie beispielsweise der 33 – außergewöhnliche Belastung.“ Dass seine dritte Ehe mit einem von ihr gesagten „Wir müssen reden“ endete und er seine vierte Frau fragte: „Willst du Steuerklasse fünf?“ Er erzählt, wie Juristen ticken und enthüllt: „Wir gelten als die Huren der Justiz.“ Humorvoll und überraschend sind seine zitierten Passagen aus dem Bürgerlichen Gesetzbuch, die größtenteils noch immer in den Rechtsalltag einfließen.
Man muss bei Justus Krux konzentriert zuhören. Denn er redet viel und zügig, lässt kaum Pausen zum Verarbeiten zu und bezeichnet Anwälte als „emotionslose Berater. Nicht mal bei 17 Serienmorden liege der Puls über 75.“ Krux haut bei seinen juristischen Geschichten fast sachlich immer wieder Pointen raus, wenn man diese gar nicht erwartet hätte.
Schmuck im weißen Hemd und silbergrauen Anzug nutzt er die Bühne, bleibt in seiner Mimik und Gestik reduziert, großes Tamtam um seine Person nebst Gag ist nicht sein Ding. Allerdings machte er sich auch Gedanken zur Gendersprache. „Wie bezeichnet man ein herrenloses Damenfahrrad und wie nennt man eine männliche Politesse? Politiker? Politeur?“
Ratzfatz verflog mit Justus Krux die Zeit, das Publikum dankte ihm mit langanhaltendem Beifall.