Kirchheim. Schon die Amuse Bouche, die sogenannte Mundfreude aus der Küche, verspricht in kulinarischer Hinsicht einen spannenden Abend. Wer da seine Gäste mit einer rohmarinierten Eismeer-Garnele an einer Cantaloup-Melonen-Vinaigrette begrüßt, ist Chamseddine Ben Benasr, der Sternekoch vom Nobel-Restaurant Ritzi in Stuttgart. Gemeinsam mit den anderen drei Wirten des Kirchheimer Weindorfs hat er am Sonntag zu einem Dreigang-Gourmet-Menü in die Waldhornlaube von Robert Ruthenberg, dem Betreiber des Kirchheimer Stadthotels Waldhorn, eingeladen.
Während sich die rund 70 Feinschmecker den Gruß aus der Küche munden lassen, gibt Ben Benasr zusammen mit seinem Team der Vorspeise den letzten Schliff. Sie feilen an den Tellern mit der Ceviche vom Balfego Tuna-Bauch mit einer Mispel-Safran-Emulsion und einer Grapefruit-Vinaigrette. Am Ende des Abends werden der Sternekoch und sein Sous-Chef, Denis Südholz, angesichts der räumlichen Gegebenheiten von einer „besonderen Herausforderung“ sprechen. Die im Stuttgarter Restaurant vorbereiteten Gänge richten die beiden in der Waldhornlaube nur noch an. „Wir haben hier lediglich eine Induktionsplatte und einen Grill zur Verfügung“, sagt Ben Benasr, als er vorsichtig die Vinaigrette auf den Tuna-Bauch träufelt.
Unter den Gästen sind auch der Kirchheimer Marcel Rapp und seine Lebensgefährtin Katharina Herter aus Ravensburg. Der junge Mann hat für diesen Abend über eine Instagram-Aktion des Teckboten zwei kostenlose Karten für das Gourmet-Menü ergattert. „Eigentlich bin ich ja Veganer und habe auch noch nie Garnelen gegessen“, erzählt er. An diesem Abend macht er allerdings eine Ausnahme. Nur als er erfährt, dass der Tunfisch roh zubereitet ist, runzelt er etwas die Stirn, lässt es sich aber dennoch schmecken. Als Student habe man nicht so oft Gelegenheit, in einem Sterne-Restaurant zu speisen.
Etwas mehr Erfahrung mit der Sterneküche haben Michael Rudolph und Suzanne Schöne am Nebentisch. „Der Hauptgang war phänomenal“, schwärmt der Nürtinger von der gegrillten Brust der Maispoularde, die Ben Benasr auf einem orientalischen Kichererbsen-Ragout mit einer eingelegten Aubergine an Purple-Curry-Jus angerichtet hat. Bei diesem Gang dringen etwas die Wurzeln des Sternekochs durch. Er stammt ursprünglich aus Tunesien, wuchs in Abu Dhabi auf und kam nach einer kurzen Zwischenstation in Tunesien mit 18 Jahren nach Frankreich, wo er Hotelmanagement studierte. 2003 ging er nach Deutschland, absolvierte im Hotel Schloss Weitenburg in der Nähe von Rottenburg am Neckar eine Lehre als Koch. Seinen ersten Stern gab es im Jahr 2016, als er im Schlosshotel Monrepos arbeitete.
Auf die Zutaten kommt es an
Gefragt, was die Sterneküche von einer anderen guten Küche unterscheidet, braucht Ben Benasr nicht lange zu überlegen. „Eigentlich gar nichts“, sagt er. Ein guter Thunfisch sei genauso gut wie Linsen mit Spätzle. Wichtig seien gute Zutaten und ein gutes Handwerk. In beiden Fällen komme es darauf an, mit „Hingabe und Leidenschaft“ zu kochen und den Leuten Freude schenken zu wollen. Das gelang ihm am Sonntagabend vor allem mit der Nachspeise, einer „Falschen Limette“ aus Eis mit Erdbeer-Cassoulet auf einem Langpfeffer-Vanille-Fond.
Weiter gehen die Gourmet-Abende im Weindorf am Sonntag, 13. August. Zu Gast ist Christer Belser, Inhaber und Küchenchef von Belsers Restaurant in Nürtingen. Zum Abschluss kommt am Sonntag, 20. August, Can Basar, Küchenchef vom Restaurant Riva in Pforzheim. Beide kredenzen ihren Gästen jeweils ab 18.30 Uhr ihr Gourmet-Menü.