Kirchheim
Ein Kirchheimer hilft, die Chancen der Digitalisierung zu erkennen

Wirtschaft Dr. Hannes Schubert entwickelt mit einem Partner Strategien für Unternehmen. Ihr Start-up hat schon einen Preis gewonnen. Von Thomas Zapp 

Sein Blick für die Chancen digitaler Geschäftsmodelle zeigte sich schon zu Schulzeiten. Als Abiturient auf der Jakob-Friedrich-Schöllkopf-Schule verdiente Hannes Schubert nebenbei im Videospiel Ultima Online reales Geld mit virtuellen Gütern, lange vor Beginn des Hypes um die virtuelle Welt „Second-Life“. Nach dem Abi machte er mit einer eigenen Firma gute Umsätze, indem er Codes von Prepaid-Karten
 

Wir bieten
das Beste aus zwei Welten. 
Dr. Hannes Schubert


aus Supermärkten online verkaufte. Die Idee war ebenso simpel wie genial: Damals gab es im Internet noch nicht so viele Bezahlmöglichkeiten. Wer keine Kreditkarte besaß, hatte Probleme, auf Online-Marktplätzen, Apple-Store oder über die Playstation einzukaufen. In diese Lücke sprang Hannes Schubert mit seinem Geschäft, indem er die Prepaid-Codes digitalisierte und direkt über das Internet vertrieb und dabei mehrere Bezahlmöglichkeiten anbot.

Mehrwert durch Digitalisierung, das spiegelt sehr viel von Schuberts Denkweise wider. Dafür nahm er im Vorfeld auch ungewöhnliche analoge Wege in Kauf: „Wir tingelten mit Geldkoffern durch Supermärkte und kauften Karten massenweise auf. Mal scheuchte uns der Marktleiter vom Hof, mal freute er sich über den höchsten Tagesumsatz des Jahres.“ Als er die Firma 2015 verkaufte, konnte er sich vom Erlös eine Wohnung in Esslingen leisten.

„Mein Lebenslauf mag auf manche vielleicht etwas chaotisch wirken, für mich hat er einen roten Faden, angetrieben durch meine persönliche Motivation“, sagt der promovierte Finanzwissenschaftler. Und diese Motivation hat damit zu tun, Gewohntes zu hinterfragen, Möglichkeiten zu erkennen und digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln. „Ich bin neugierig und werde gelangweilt, wenn sich Dinge nicht weiterentwickeln“, sagt er. Das brachte ihn schon in Leitungspositionen erfolgreicher Unternehmen, sowohl beim Modekonzern Hugo Boss als auch beim Motorsägenhersteller Stihl. Doch Konzernstrukturen und hohe Erwartungshaltungen haben ihren Preis: langwierige Entscheidungsprozesse, viel Arbeit und wenig Zeit für die Familie. „Im Herzen bin ich Unternehmer“, sagt der 39-Jährige. Außerdem will er sich seine Zeit künftig freier einteilen können: In Kürze erwartet seine Frau das dritte Kind.

Die Familie spielt bei ihm eine große Rolle: Nach seinem Ausstieg aus dem Konzerngeschäft nahm er sich eine Auszeit und fuhr mit Kind und Kegel im VW-Bulli an die Nord- und Ostsee und kurze Zeit später an den Gardasee, entwickelte dabei erste Ideen für ein eigenes Projekt. Schließlich traf er Professor Fabian Diefenbach, der an der Hochschule Esslingen lehrt und als Managementberater und Führungskraft bei Festo und der TeamViewer AG gearbeitet hatte. Gemeinsam entwickelten sie das Konzept für ihr Start-up.

Die DISCUS Strategy bietet Beratung, die – natürlich – viel mit digitaler Innovation zu tun hat. Den Gründern geht es nicht nur um die Entwicklung von Ideen, sondern auch um deren konkrete Umsetzung. Dazu erstellen sie die Minimalversion eines Prototypen für ein Produkt oder eine Dienstleis­tung und holen möglichst früh von potenziellen Kunden ein Feedback ein. Das Ziel: Frühzeitig das Produkt verbessern, bevor man es am Markt vorbei entwickelt.

Konkret kann das bedeuten, dass Hannes Schubert Firmen bei der digitalen Transformation begleitet oder Geschäftsmodelle digitalisiert, wenn diese nicht mehr funktionieren. Digitalisierung spielt bei Firmen jeglicher Größe und Branche eine Rolle, sogar der klassische Klempner muss sich heute mit digitalen Heizungsthermostaten auskennen. „Was macht ein Unternehmen, das Bauteile für Autos herstellt, die künftig nicht mehr gebraucht werden?“, nennt Hannes Schubert ein Beispiel, das vermutlich auf viele Firmen der Region zutreffen kann. „Relevant bleiben, auch im Digitalzeitalter“, müsse das Ziel jedes Unternehmens sein. Das gelte auch für einen Einzelhändler. „Wer seine Waren einfach nur im Regal präsentiert, wird auf Dauer keine Chance haben gegen Amazon und Co, sondern er muss einen Mehrwert bieten“, sagt er. 

Dass der Jungunternehmer vom Mehrwehrt der Digitalisierung eine Menge versteht, hat er bereits bewiesen. Nun stellen er und sein Partner ihr Wissen anderen Firmen zur Verfügung. Schon vor ihrem offiziellen Start hat DISCUS eine Auszeichnung bekommen: den Titel „Innovator of the month“ des regionalen Innovationsnetzwerks bwcon. 

Weitere Infos gibt es auf: www.discus.de​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​