Rund 44 Kilometer sind es von Renningen nach Wernau. Für Familie Hartmann war es die Reise am Mittwochnachmittag wert: Die elfjährige Tochter Ronja hat ihre Impfung bekommen. Für sie hat der Piks eine besondere Bedeutung, ermöglicht er ihr doch ein besseres Gefühl und mehr Sicherheit: In ihrem Freundeskreis gibt es ein krebskrankes Mädchen. Aber auch ältere Verwandte, die man schützen wolle, spielen eine Rolle.
Eine weite Anfahrt hat auch Familie Ludwig hinter sich: Die vierköpfige Familie mit zwei Kindern, neun und elf Jahre alt, hatte es zuvor in verschiedenen Impfzentren versucht. Dort konnte man zwar einen Termin vereinbaren, vor Ort wurden sie aber dann wegen des Alters der Kinder abgewiesen. „Niemand wollte die Verantwortung übernehmen und ein Drittel des Impfstoffs abmessen“, sagt der Vater der beiden. Da die Tochter eine Autoimmunerkrankung hat, war sie fast zwei Jahre nicht mehr in der Schule. „Wir sind sehr erleichtert“, sagt die Mutter nach dem Impfen und hofft auf eine neue Freiheit für ihre Tochter.
Nach Angaben von Wolfgang Fink, der gemeinsam mit seinem Vater Friedrich die Impfaktion im Gemeindehaus der katholischen Sankt-Magnus-Kirche organisiert, haben sich für den Mittwochnachmittag mehr als 300 Familien angemeldet, um ihre Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren impfen zu lassen. „Die kommen aus halb Deutschland“, sagt der Holzmadener. Dabei hatte es außer einem Artikel im Teckboten und einigen Aushängen in Arztpraxen keine Werbung gegeben.
Ebenfalls ins Gemeindehaus gekommen sind eine Beamtin und ein Beamter der Wernauer Polizeiwache. „Nur zur Sicherheit, es ist alles ruhig“, sagt Rainer Dieter. Prostete gegen eine Impfung von Kindern hält er für möglich, schon bei den Impfbussen in Kirchheim hat er einiges erlebt. In Wernau sei es bislang aber immer ruhig geblieben. Der Streifenwagen parkt daher gut sichtbar ganz in der Nähe der Kirche. Ansonsten sieht man bei der Premiere der Kinderimpfung in Wernau nur glückliche Gesichter. Vielen ist die Hoffnung auf sorgenfreie Weihnachten anzusehen. Thomas Zapp