Kirchheim. Am Samstag ist Jürgen Schweier im Alter von 82 Jahren in Kirchheim gestorben. Als Gründer eines Verlags für schwäbische Literatur hat er sich einen Namen gemacht. Ohne Mühen oder Kosten zu scheuen, hat er Bücher von Hermann Kurz und Christian Wagner neu aufgelegt. Dafür gab es Anerkennung und Aufmerksamkeit – wie für viele andere bibliophile Kostbarkeiten.
Das Schwäbische war seine Welt, auch wenn es den gebürtigen Stuttgarter für einige Jahre nach Kalifornien verschlagen hatte. Dort ist ihm erstmals ein Buch des „Bauernpoeten“ Christian Wagner in die Hände gefallen – als Initialzündung für die spätere Gründung seines Kleinverlags. Das erste Buch, das er 1975 auf den Markt brachte, war ein Nachdruck der „Schwäbischen Litteraturgeschichte“ von Rudolf Krauß.
Anfangs war es kein großer Erfolg: Von tausend Exemplaren hatte er nach sechs Wochen lediglich zwei verkauft. „Ich muss ja nicht davon leben“, sagte er zu seiner verlegerischen Tätigkeit. Wirklich Geld verdiente er unter anderem als Übersetzer literarischer Werke. Auch Tania Blixens „Wintergeschichten“ hat er aus dem Englischen übertragen: Literatur war Leben und Arbeit zugleich.
Als „literaturverrückt, heimatverbunden und reiselustig“ beschreibt ihn ein Teckboten-Artikel von 2006. Zu ergänzen wäre „naturverbunden“, denn ehrenamtlich hat er sich für den Natur- und Umweltschutz engagiert. Das verbindet ihn mit „seinem“ Autor, dem 1918 verstorbenen Christian Wagner, dem es stets um die „Schonung alles Lebendigen“ ging.
Waren die Autoren, die Jürgen Schweier verlegte, eher nicht mehr bekannt, so konnte er immerhin prominente Autoren für die Nachworte gewinnen: Peter Härtling, Hermann Bausinger, Thomas Bernhard, Otto Borst, Hansmartin Decker-Hauff, Hermann Lenz oder Kurt Marti schrieben Beiträge für Bücher aus dem Hause Schweier.
Anfang 2001 gab es eine weitere wichtige Anerkennung: Jürgen Schweier erhielt den Landespreis für ambitionierte kleinere Verlage, der immerhin mit 25.000 Mark dotiert war. Als Ort der Preisverleihung hatte er das Christian-Wagner-Haus in Warmbronn gewählt. Andreas Volz