Kirchheim. Ein Leichenfund am Kirchheimer Ziegelwasen - diese verstörende Nachricht erreichte die Sopranistin Constanze Seitz und den Pianisten Martin Pillmann. Just in dem Moment, als sie sich über die letzten Feinheiten im Ablauf des Benefizkonzertes zugunsten des Vereins „Bildung gegen Armut“ in Kolumbien im alten evangelischen Gemeindehaus abstimmten.
Doch aus dieser skandalträchtigen Meldung entwickelte sich eine musikalisch-kriminalistische Spurensuche, die die zahlreichen Zuhörer auf eine aufregende und unterhaltsame Entdeckungsreise mitnahm. „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten“ - so singt die bekannteste deutsche Massenmörderin auf ihrem Felsen, und Constanze Seitz interpretierte diesen dramatischen Part wie auch alle folgenden Stücke hoch emotional und überzeugend. Begleitet wurde sie am Klavier von Martin Pillmann. Seine künstlerischen Fähigkeiten und beeindruckende Virtuosität stellte er unter anderem auch im 3. Satz der Pathétique von Beethoven unter Beweis.
Beide führten mit humorig-kurzweiligen Dialogen durch das abwechslungsreiche Programm. Constanze Seitz untermalte die verschiedenen Rollen mit den entsprechenden Kostümen, so als „Schwarze Witwe“ bei der Arie der Baronin aus „Der Wildschütz“, als Vampirin mit dem Titel „Unstillbare Gier“ aus dem Musical „Tanz der Vampire“ oder mit neun Blusen übereinander für den „Blusenkauf“ von Otto Reuter.
Alles nur ein Missverständnis
Walter Grupp - Zweiter Vorsitzender des Vereins und als Bariton ebenfalls langjähriger Mitwirkender bei den Benefizkonzerten - wagte sich an die schwierigen Texte Reinhard Meys mit „Der Mörder ist immer der Gärtner“. Es wurden die verschiedensten Mordmotive wie Habgier, Eifersucht, Liebe, Besessenheit oder Fahrlässigkeit musikalisch erörtert und klangvoll belegt. Als Miss Marple leitete die Sopranistin sogar auf eigene Faust Ermittlungen ein. Schließlich erwies sich zur Erleichterung der Darbietenden die anfangs eingegangene Nachricht des Mordes als großes Missverständnis, sodass auch die ursprünglich geplante Zugabe „Soave sia il vento“ aus der Oper „Così fan tutte“ von Wolfgang Amadeus Mozart zur Freude aller noch zu Gehör gebracht werden konnte.
Für alle neuen Zuhörer erläuterte außerdem die Vorsitzende Gerti Schloz die Arbeit des Vereins. Dieser setzt sich seit 2005 für Kinder aus armen Familien in der Stadt Cartagena in Kolumbien ein. Mithilfe der Spenden, die zu 100 Prozent den Kindern zugute kommen, erhalten die Kinder eine Schulausbildung und so die Voraussetzung für ein Studium oder das Erlernen eines Handwerksberufes. Bislang haben 46 Kinder von einer Förderung profitieren können. Juliane Kästner
1 Weitere Informationen zu den Tätigkeiten des Vereins gibt es online auf der Homepage unter www.bildung-gegen-armut.de/