Vielfalt
Ein Safe Space für queere Menschen in Kirchheim

Die Gruppe „QueerinKirchheim“ bietet Mitgliedern der LGBTQIA+ Community aus der Region eine Möglichkeit, sich zu vernetzen, in den Austausch zu treten und gemeinsam Zeit zu verbringen. 

Die Gruppe um Robert F. (ganz links) und Eleni G. (zweite Person von links) wächst kontinuierlich. Foto: Jonas Weinzierl

Kirchheim ist schön – aber queer ist es nicht. Das stellen der 28-jährige Robert F. und die 27-jährige Eleni G. schon bald nach ihrer Ankunft in der Teckstadt fest. Der Umzug ist für beide ein Neuanfang, das nächste Kapitel nach dem Studium. Robert zieht aus Tübingen zu, Eleni aus Stuttgart. In Kirchheim kreuzen sich ihre Wege.

 

Queerness ist kein Großstadtphänomen.

Eleni, Gründungsmitglied von „QueerinKirchheim“

 

„Nach dem Umzug waren wir beide auf der Suche nach queeren Orten oder Gruppen“, erzählt Eleni. Ernüchtert habe man feststellen müssen, dass es die zum damaligen Zeitpunkt nicht gab – ein deutlicher Kontrast zu Tübingen und Stuttgart, zwei Städten, in denen sich bereits eine starke queere Szene etabliert hat. „Mir hat es gefehlt, Leute um mich zu haben, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben wie ich“, gesteht Robert.

Die Resonanz ist gut

Trotz anfänglicher Bedenken, ob ein derartiges Konzept Anklang findet, beschließen die beiden im vergangenen Sommer, die Sache selbst anzupacken. Ihre Gruppe tauft das Gründerduo „QueerinKirchheim“ und lädt über den gleichnamigen Instagram-Account zu einem offenen Treffen ein. Wäre niemand aufgetaucht, hätte man eben einen „netten Nachmittag zu zweit“ gehabt, witzelt Eleni. Doch das Engagement zahlt sich aus: Schon am ersten Abend bekommt die Gruppe Zuwachs und wächst seitdem „von Mal zu Mal“.

Aktuell trifft sich „QueerinKirchheim“ immer am zweiten Freitag des Monats im Kirchheimer Mehrgenerationenhaus Linde. „Der Hauptbestandteil der Treffen ist, dass wir gemütlich zusammensitzen, ins Gespräch kommen und Karten- oder Brettspiele spielen“, erzählt Eleni. Doch auch für Abwechslung ist gesorgt: Regelmäßig wird das Programm durch besondere Aktionen, wie gemeinsames Kochen, einen Filmabend oder ein Picknick aufgemischt. Gleichzeitig, so Robert, sei die Gruppe auch eine Möglichkeit, sich untereinander zu vernetzen und – sofern gewollt – auch unabhängig vom Stammtisch zu verabreden.

An einem Filmabend darf auch die passende Verpflegung nicht fehlen. Foto: Nathalie Kuch

Queerness ist nicht der einzige Fokus

„Die Stimmung bei den Treffen ist richtig gut“, berichtet Robert begeistert. An Gesprächsstoff mangle es der bunten Truppe jedenfalls nie. Und natürlich gehe es bei den Treffen nicht ausschließlich um queere, sondern um alle möglichen Themen. Queerness, betont Eleni, habe die Gruppe zusammengebracht, was aber nicht bedeute, dass man sich einzig und allein über dieses Merkmal definieren wolle. „Alle, die zu unseren Treffen kommen, haben viele unterschiedliche Facetten und Interessen.“    

Gerade in Anbetracht des Rechtsrucks, der sich in Deutschland aktuell herauskristallisiert, halten es die beiden Gründungsmitglieder für wichtig, Safe Spaces für die LGBTQIA+ Community zu schaffen. „Queerness ist kein Großstadtphänomen“, stellt Eleni klar. „Es gibt sie überall. Die Frage ist nur, wie sichtbar Menschen an verschiedenen Orten sein können oder möchten.“ Durch ihren Stammtisch wollen Robert und Eleni ein Gefühl der Gemeinschaft vermitteln, Sichtbarkeit schaffen und den queeren Menschen aus der Region zeigen: „Hey, ihr seid nicht allein! Kirchheim ist queer!“

Wie die Abende gestaltet werden, entscheidet die Gruppe in der Regel via Abstimmung im Gruppenchat. Foto: Nathalie Kuch

Interessierte zwischen 16 und 35 Jahren sind herzlich eingeladen, am zweiten Freitag des Monats ab 17 Uhr in der Linde, um genau zu sein im Tetris, dazuzustoßen. Willkommen sind übrigens nicht nur queere Menschen – auch Allys und Menschen, „die sich an das Thema erst herantasten“, haben einen Platz am Stammtisch. Schließlich, ergänzt Robert, könne jeder von diesem Austausch profitieren.