Kirchheim
Ein Tauffest mit „fließend Wasser“

Kirche Anfang Juli gibt es die Möglichkeit, sich auf dem Gelände der Kirchheimer Freihof-Realschule in der Lindach taufen zu lassen. Am Ende der Corona-Pandemie besteht ein großer Nachholbedarf.  Von Andreas Volz

Noch ist es vielleicht ein wenig zu frisch, um sich in Kirchheim ins kühle Nass der Lindach zu stürzen. Andererseits aber geht es den evangelischen Kirchengemeinden von Kirchheim, Ötlingen/Lindorf und Notzingen auch keinesfalls um ein weltliches Badevergnügen: Vielmehr wollen sie ein feierliches Fest veranstalten – ein Tauffest mit möglichst vielen Teilnehmern. Im Kirchheimer Freihof, auf dem Schulgelände der Realschule beginnt das würdevolle Fest am Sonntag, 9. Juli, um 15 Uhr.

Die Taufe bedeutet nichts weniger als die Aufnahme in die christliche Gemeinschaft weltweit. Sie kann deswegen nach kirchlichem Verständnis auch nur einmal erfolgen. Pfarrer Jochen Maier von der Kirchheimer Martinskirche spricht im Zusammenhang mit der Taufe vom „uneingeschränkten Ja Gottes zu jedem einzelnen Menschen, das die Täuflinge mit ihrem eigenen Ja beantworten“.

Ein Angebot für jedes Alter

Bei der Säuglingstaufe ist das mit dem eigenen „Ja“ zwar durchaus schwierig, aber dafür bejahen Eltern und Taufpaten in diesem Fall stellvertretend für den Täufling die entscheidende Frage, ob das Taufbündnis auch wirklich eingegangen werden soll. Das große Taufereignis Anfang Juli ist indessen nicht nur für die Aufnahme von Kleinkindern in die Kirche gedacht: „Wir wenden uns mit diesem Angebot an alle ungetauften Menschen, unabhängig von ihrem Alter“, betont Pfarrer Christian Lorösch aus Ötlingen.

Pfarrerin Iris Sönning von der Kirchheimer Stadtkirchengemeinde spricht von einer Art „Stau“ bei den Taufen: „In der Corona-Zeit gab es nicht so viele Taufen.“ Das lag unter anderem daran, dass selbst in den Kirchen wegen der pandemiebedingten Einschränkungen zeitweise nicht mehr als fünf Menschen hätten zusammenkommen dürfen. Es lag aber auch daran, dass die Taufe nach der weihevollen Handlung normalerweise mit einem größeren Fest für Familien und Freunde verbunden ist – was genauso wenig möglich war.

Corona ist aber nicht der Grund dafür, dass die große Tauffeier in Kirchheim im Freien stattfindet. Im Gegenteil: Es geht einerseits darum, an den Ursprung der Taufe anzuknüpfen. Die berühmteste Taufe ist zweifellos die Taufe Jesu durch Johannes den Täufer im Jordan, wie sie im Neuen Testament beschrieben wird. Insofern eignet sich die Lindach tatsächlich besser für die Taufe als ein Taufbecken in einer Kirche. Andererseits berichtet Iris Sönning von einer gewissen „Schwellenangst“, die manche Menschen daran hindert, eine Kirche zu betreten. Die sakrale Architektur kann Menschen tatsächlich einschüchtern. Auch deshalb geht es hinaus ins Grüne.

Bürgerseen eignen sich nicht

Die Idee zur Tauffeier im Freien ist aber nicht in Kirchheim entstanden. Die Evangelische Kirche in Deutschland hat diese Aktion ins Leben gerufen – unter dem Motto „Viele Gründe. Ein Segen. Deine Taufe“. Jochen Maier erzählt von der Suche nach dem geeigneten Standort in Kirchheim: „Ganz kurz hatten wir auch mal an die Bürgerseen gedacht.“ Schnell wurde diese Idee aber verworfen, weil die Würde der Handlung eventuell doch hätte gestört werden können von Badegästen wie auch von Grillfesten. Das Gelände der Freihof-Realschule sei auch deshalb gut geeignet, weil es teilweise überdacht ist, sodass sich die Großtaufe witterungsunabhängiger planen lässt. Die Überdachung bietet Schutz vor möglichen Regenschauern, sie bietet im Idealfall aber auch Schatten, sollte die Juli-Sonne allzu erbarmungslos vom Himmel brennen.

Wie viele Täuflinge sich an der Lindach einfinden, lasse sich derzeit noch gar nicht abschätzen, meint Christian Lorösch. Immerhin gebe es jetzt, drei Monate vorher, schon fünf verbindliche Anmeldungen. Weil das Taufangebot möglichst niederschwellig sein soll, wollen die Verantwortlichen keinen definitiven Anmeldeschluss nennen. Im Prinzip sollte es sogar möglich sein, sich direkt vor Ort spontan für eine Taufe zu entscheiden. Das Problem dabei ist aber die bereits erwähnte Einmaligkeit der Taufe. Vorher ist deshalb zu überprüfen, ob jemand nicht vielleicht doch schon einmal getauft worden ist.

Jochen Maier legt Wert auf die Feststellung, dass es sich bei der Taufe in der Lindach nicht um einen PR-Gag zur Mitgliederwerbung handelt – auch wenn es „einen gewissen Erlebnischarakter“ hat, wie Christian Lorösch anfügt. Eingebettet werden soll die Taufe als Thema nach Möglichkeit auch in den Religionsunterricht an den Schulen.

 

Taufe an oder in der Lindach in Kirchheim

Das Tauffest an der Lindach beginnt am Sonntag, 9. Juli, um 15 Uhr mit einem Gottesdienst, zu dem auch eine kurze Predigt gehört. Kilian Haiber, der Popularmusikbeauftragte der evangelischen Gesamtkirchengemeinde in Kirchheim, ist für die musikalische Ausgestaltung des Gottesdiensts zuständig. Eine Kleiderordnung gibt es nicht. Täuflinge und Gäste können sich so anziehen, wie es ihrem Bedürfnis nach Feierlichkeit entspricht. Pfarrer und Pfarrerinnen tragen einen Talar.

Im Anschluss an die Taufen ist eine Bewirtung vorgesehen – mit Getränken und Kleinigkeiten zum Essen. Familien steht es frei, auch selbst in einer Gaststätte Tische zu buchen und die Feier an der Lindach gleich nach dem Gottesdienst zu verlassen.

Anmeldungen für die Taufe sind möglich per E-Mail an Gemeindebuero.Kirchheim@elkw.de oder an pfarramt.notzingen@elkw.de. Zu erreichen sind die Büros auch telefonisch unter den Nummern 0 70 21/9 20 30 17 oder 0 70 21/26 78.    vol