Es war für Florian Schulze ein harter Schnitt, als vor zwei Jahren die Corona-Pandemie ausbrach. Der Vertriebsspezialist aus Oberlenningen arbeitet seit 2010 beim Göppinger Unternehmen ZAT Automobiltechnik GmbH, das als Bindeglied zwischen Automobilherstellern und Systemlieferanten fungiert. 60 bis 70 Prozent seiner Arbeitszeit verbrachte der Ingenieur für Kunststoff- und Elastomertechnik davor auf der Straße oder im Flugzeug, um Partner oder Kunden zu treffen. Neben Besuchen bei Firmen im deutschsprachigen Raum gehörten Reisen ins europäische Ausland und nach Asien zu seinem beruflichen Alltag. „Ich bin es gewohnt, draußen zu sein“, sagt er. „Meetings, bei denen man sich Auge-in-Auge gegenübersitzt, waren mir immer wichtig.“
Mit einem Schlag wurde seine Arbeit im März 2020 in die eigenen vier Wände verlegt. 100 Prozent Büro bedeutete 100 Prozent Homeoffice. Gespräche und Verhandlungen, die vorher vor Ort stattfanden, gingen ausschließlich digital über die Bühne. „Es hat erstaunlich gut funktioniert, aber der persönliche Kontakt hat mir gefehlt“, so lautet das Fazit des 41-Jährigen. Viele Themen ließen sich vor allem mit langjährigen Partnern virtuell klären. Dennoch brauche es für den Aufbau eines Vertrauensverhältnisses die Begegnung. „Ich freue mich, dass sich unsere Partner und Kunden wieder öffnen“, sagt er. Genauso ging es ihm im Sommer vergangenen Jahres, als das Reisen wieder möglich war. Corona-Auflagen wie Tests, Mundschutz und Konferenzen bei offenen Fenstern nahm er gerne in Kauf, um Ansteckungen zu vermeiden beziehungsweise zu verhindern, dass durch „Quarantäneausfälle“ in den Unternehmen wirtschaftlicher Schaden entsteht. Deshalb ist für ihn auch künftig Vorsicht oberstes Gebot.
Schon vor Corona hatte Florian Schulze immer wieder Tage im Homeoffice gearbeitet. „Eine Umstellung war, dass das jetzt über Monate zur Normalität wurde“, sagt er. Er hielt an seinem Tagesablauf fest. Mittags gab’s eine Kleinigkeit und abends wurde gekocht. „Ich habe Wert darauf gelegt, regelmäßig rauszugehen und Sport zu treiben.“ Überflüssige Pfunde waren deshalb in der Coronazeit für ihn kein Thema.
„Im Homeoffice braucht es Selbstdisziplin. Ich habe gelernt, mich gut zu organisieren“, so der Account Manager. Durch die virtuellen Meetings könne er jetzt viel mehr Termine aneinanderreihen als früher. Wenn möglich, legt er dazwischen die jeweilige Nachbereitung. „Die Arbeit muss gemacht werden. Egal, ob unterwegs, im Büro oder zu Hause“, so bringt es Florian Schulze auf den Punkt. Als weiteren Vorteil des Homeoffice betrachtet er den Wegfall der Autofahrt nach Göppingen. „Hin und zurück spare ich mir dadurch anderthalb Stunden Zeit und außerdem Sprit.
Trotz dieses Vorzugs: Nachdem die Homeoffice-Pflicht nun aufgehoben ist, möchte Florian Schulze wieder regelmäßiger ins Büro nach Göppingen fahren. „Rauskommen und Kontakt mit den Kollegen pflegen, ist für mich unerlässlich“, sagt er. „Ich hoffe, die persönlichen Kontakte zu Kunden und Partnern kommen auch wieder.“ Vielleicht nicht im gleichen Ausmaß wie vor Corona, überlegt der Lenninger. „Das wird sich auf ein gesundes Mittel einpendeln. Ich bin ein Freund von einem hybriden Modell.“