Immer wieder kämpft Andrea Lauenroth mit den Tränen. „Ich bin so froh, dass es vorbei ist“, sagt sie völlig übermannt von ihren Emotionen. Die Betreiberin des Eiscafés Italia an der Kirchheimer Maf und ihr Lebensgefährte Mauro Revelant haben harte Wochen voller Bangen und Arbeit hinter sich und das, obwohl die eigentliche Saison erst bevorsteht.
Als sie am 20. Februar nach der Winterpause in den Dolomiten ihre Eisdiele in Kirchheim voller Tatendrang aufschlossen, trauten sie ihren Augen nicht: Von der Lampe tropfte Wasser, es roch nach Schimmel. Rings um den Bereich, wo jetzt wieder die große Kaffeemaschine brummt, hatten sich die Wände und die abgehängte Decke mit Wasser vollgesogen. Einen noch größeren Schaden hatten sie dadurch verhindert, dass sie im Herbst sämtliche Möbel abgedeckt und die Elektrogeräte ausgesteckt hatten. Dennoch: Den Betreibern blieb nichts anderes übrig, als ihre Kundschaft mit einem Aushang über den Wasserschaden und die spätere Öffnung zu informieren. Statt wie sonst zum Märzenmarkt, konnten im Italia Spaghettieeis, Früchtebecher und Co deshalb erst kurz vor Ostern gelöffelt werden.
„Wir haben zum Glück gleich Firmen gefunden, die den Schaden behoben haben“, sagt Mauro Revelant. Um wenigstens in kleinerem Rahmen öffnen zu können, liefen nicht nur tagelang Trocknungsgeräte, es wurde auch eine spanische Wand eingezogen. Dahinter wirbelten die Handwerker. Fürs Finish mit Maler- und Spachtelarbeiten musste die Eisdiele vergangene Woche noch einmal schließen. Jetzt präsentiert sich das Italia in kühlem Anthrazit, einem glänzenden Beerenton und frischem Türkis. Von Amaretto über Banane, Mokka und Salzkaramell bis zu Zitrone-Basilikum türmen sich 25 frisch produzierte Eissorten in der Verkaufstheke. Dass Andrea Lauenroth und Mauro Revelant tags zuvor noch stundenlang den Baustellenstaub beseitigt hatten, bevor die Eismaschine angeworfen wurde, ist dem Laden nicht anzumerken.
Die Eisdiele gibt es seit 57 Jahren
Ließ das nasskalte Wetter die Leute denn überhaupt an Eis denken? „Im Frühjahr läuft es viel besser als im September“, sagt Mauro Revelant, der bereits seit 26 Jahren in Kirchheim Eis in allen erdenklichen Sorten kreiert – 21 Jahre davon im Italia am Rossmarkt. Erst vor fünf Jahren hatte die Eisdiele einen neuen Anstrich bekommen, umso ärgerlicher, dass es jetzt schon wieder eine Sanierung brauchte.
Nun hoffen Mauro Revelant und Andrea Lauenroth auf frühsommerliches Eis-Schleck-Wetter. Unterkriegen lassen sie sich ohnehin nicht. Dazu sind sie viel zu sehr mit der Tradition verbunden: „Seit 57 Jahren gibt es die Eisdiele an der Maf“, weiß der Italia-Chef. Geläufig ist ihm die Historie sicher auch, weil er sie wie in all den anderen Wintern in Belluno, der Hochburg der deutschen Eiscafébetreiber, auch dieses Jahr wieder aufwärmen konnte – mit niemand Geringerem als seinen beiden Vorgängern Dino de Cesaro und Gianni Soramae.