Es brennt, die Bewohner rennen in aller Hast um ihr Leben und ins Freie. Wer aus dem Schlaf gerissen wird, hat möglicherweise nur Pyjama und Hausschuhe an. Vor allem im Winter ist dies eine äußerst unangenehme Situation. Hier kommt der Bereitschaftsdienst des DRK-Ortsvereins Kirchheim zum Einsatz. „Wir Ehrenamtlichen übernehmen die Versorgung der in Not geratenen Menschen, die plötzlich kein Dach mehr über dem Kopf haben“, erklärt Bereitschaftsleiter Thomas Haug. Der hauptamtliche Rettungsdienst ist für die Versorgung der Verletzten zuständig. Um all jene, die nicht stationär behandelt werden müssen, kümmern sich die Ehrenamtlichen.
Dafür steht ein neuer Bus bereit, der noch nicht ganz fertig ausgebaut ist, und der 30 Jahre alte und wieder auf Vordermann gebrachte „Betreuungsanhänger“. Viel Eigenarbeit wurde reingesteckt, um Geld zu sparen. Jeder Kubikzentimeter ist im Anhänger ausgereizt. Er ist voll bestückt mit vielen Decken, Kleidung, Hygieneartikeln wie Windeln oder Zahnpasta, Suppen, Wasser, Kaffeemaschine und Wasserkocher, Müsliriegel, Biertischgarnitur - und vor allem mit einem großen Zelt mit etwa 30 Quadratmeter Fläche. Für dessen Transport im großen Stoffsack sind vier Personen nötig. Die Planen sind schwer, das Gestänge nicht minder. „Zum Aufbau sind mindestens fünf Leute nötig. Die fehlen dann bei der seelischen Betreuung“, erklärt Jan Berghold, stellvertretender Bereitschaftsleiter.
Deshalb steht ganz oben auf dem Wunschzettel ein „tolles, aufblasbares Zelt“ - Zeltbeleuchtung und -heizung inklusive. Mithilfe einer Pressluftflasche erhält es seine Form und nur zwei Leute schaffen den Aufbau in zwei bis drei Minuten. Da es mit fünf mal fünf Metern kleiner als das jetzige Zelt ist, werden zwei Stück benötigt. Nicht nur bei Bränden ist dieses Zelt von großem Nutzen, auch bei Massenkarambolagen auf der Autobahn, Hochwasserlagen und in Coronazeiten. Aber auch in der Flüchtlingskrise sorgte das DRK-Zelt für einen Rückzugsraum für die Gestrandeten. Weiterhin wird ein automatisierter externe Defibrillator, ein universeller Rollcontainer, beispielsweise zum Transport des Notstromaggregats, gebraucht, ebenso einer für Hygiene, in dem auch ein Waschbecken untergebracht ist.
Selbstredend sind die sanitätsdienstlichen Rucksäcke dabei, auch hier herrscht noch weiterer Bedarf. Sie sind ebenfalls vollgepackt mit Verbandsmaterial, Blutdruckmesser, Sauerstoff zur Beatmung, Infusionen. Damit die auch sachgemäß angewendet werden, opfern die Ehrenamtlichen viel Freizeit. Die Grundausbildung umfasst etwa 30 Stunden, für den Sanitätshelfer kommen nochmals 48 Stunden dazu. „Das baut aufeinander auf“, erläutert Thomas Haug. Weitere 48 Stunden Ausbildung sind für den Betreuungsdienst nötig. Am Ende dieser drei Blocks haben die Helfer vieles über das Zwischenmenschliche und Organisatorische bei Katastrophen gelernt: bei welchen Menschengruppen es eine Trennung von Mann und Frau braucht oder was beim Aufbau der Infrastruktur beachtet werden muss, beispielsweise wo der Empfang angebracht ist und wo der Wickelraum.
„Alles basiert beim DRK-Bereitschaftsdienst auf Spenden. Im Gegensatz zum Rettungsdienst müssen wir überall anklopfen und um Spenden bitten“, erklärt Bereitschaftsleiterin Susanne Preu. Thomas Haug fügt hinzu: „Vieles kommt auch aus dem Privatsäckel. So werden beispielsweise Schrauben von zu Hause mitgebracht und nicht berechnet - die Stunden sowieso nicht.“ Wegen Corona weggefallen sind die Haupteinnahmequellen Sanitätsdienste. „Die Planung für die sanitätsdienstliche Absicherungen wie zum Beispiel der Musiknacht, dem Haft- ond Hokafescht oder dem Teckbotenpokal hat uns trotzdem im Voraus viel Zeit gekostet“, erklärt Jan Berghold.
Allein wegen Corona waren die Kirchheimer 1000 Stunden im Einsatz, beispielsweise im CAZ in Unterensingen, in der Kaserne in Germersheim oder im Katastrophenzentrum im Hohenreisach in Kirchheim. Auch im Ateckhotel waren sie, um dort die China-Heimkehrer zu betreuen. Die 35 Aktiven der Bereitschaft kommen weit herum. Brigitte Bader, stellvertretende Ortsvereinsvorsitzende, ist ebenfalls mit Herzblut und aus Überzeugung bei der Sache. „Wir leisten ehrenamtlich Dienst an der Bevölkerung und sind vorwiegend regional tätig. Wir sind wirklich eine große Familie“, beschreibt Brigitte Bader ihren Ortsverein und den Zusammenhalt innerhalb der Gruppe.