Abschied vom Club
Eine Ära endet: Das Filmriss in Kirchheim schließt

Ende Mai schließt der Kirchheimer Club von Michael Holz und Alexander Gössl nach zwölf Jahren endgültig seine Pforten. 

Der Abschied fällt Alexander Gössl nicht leicht. Foto: Anja Schulenburg

Unzählige Veranstaltungen fast jeden Genres liefen in den vergangenen Jahren in den heiligen Hallen des Kirchheimer Stadtkinos, dem sogenannten Filmriss, über die große Bühne. Die lebhaften Abende, die allwöchentlich auf dem Programm standen, lockten zahlreiche Nachtschwärmer ins Kirchheimer Filmriss. Doch der Weg dorthin war nicht immer einfach.

Nach der Schließung des Kirchheimer Clubs Villa sollte wieder eine neue Kultstätte für Kirchheims Jugend und Junggebliebene her. Nachdem verschiedene Örtlichkeiten geprüft waren, hauchten Michael Holz und Alexander Gössl bereits im Jahr 2011 dem ehemaligen Stadtkino neues Leben ein: Das Filmriss wurde geboren.

Kino trifft Nachtleben  

Eine kulturelle Anlaufstelle wurde ins Leben gerufen, die tagsüber mit entspannter Lounge-Musik und Eis in der Kirchheimer Fußgängerzone lockte und abends mit Live-Musik und verschiedenen Mottopartys für ein lebendiges Nachtleben sorgte. Ein besonderes Highlight war die Inbetriebnahme der alten Kinotechnik, durch die zahlreiche Kirchheimerinnen und Kirchheimer Filme wie „Zurück in die Zukunft“, „Die Nackte Kanone“ und „Roger Rabbit“ über die Leinwand flimmern sahen und die vermutlich erst große Liebe dorthin ausführten.

Nachdem sich kurz darauf jedoch abzeichnete, dass eine weitere Eisdiele sowie die Umstellung auf digitale Kinotechnik keine Optionen waren, übernahm Alexander Gössl in der Bar Eis Pra das Ruder und gemeinsam sorgten die beiden geselligen Gastronomen dafür, dass das Filmriss und die Eis Pra über Kirchheims Grenzen hinaus bekannt wurden. Die Menschen standen Schlange und kamen sogar aus Ulm, um im Kirchheimer Kino zu feiern.

So kam es, dass viele Gäste in den vergangenen zwölf Jahren zu den beinahe legendären Aprèski-, Mallorca- und 90er-Jahre-Partys tanzten, sich dort zur Faschingszeit zum Jecken machten, Filmpremieren beiwohnten oder auf Live-Events und Geburtstagspartys der umtriebigen Organisationstalente feierten.

Hohe Kosten, zu wenig Andrang

2019 dann der Schock: Das Haus sollte verkauft werden. Doch auch das stoppte die beiden nicht. Mit der Petition „Rettet das Filmriss“ und 10.000 Unterschriften, die gesammelt wurden, konnte die Stadt vom Kauf des Hauses überzeugt werden. Im Anschluss verlängerte sie den Pachtvertrag. Nach einem zweijährigen Veranstaltungslockdown hieß es im Frühjahr 2022 dann endlich wieder: „The Show must go on!“

Nach dem anfänglichen Hype, der dem Filmriss viele enthusiastische Besucher beschaffte, ging es rapide bergab. Das bundesweite Clubsterben machte auch vor Kirchheim nicht Halt: Das große Haus mit sechs Bars und zahlreichem Security-Personal verursachte so hohe Kosten, dass drastische Sparmaßnahmen ergriffen, Personal reduziert und Bereiche geschlossen werden mussten. Trotzdem gelang es nicht, an die alten Zeiten anzuknüpfen.

Der Abschied fällt schwer

So entschieden sich die Betreiber Alexander Gössl und Anna Holz, Tochter von Gründer Michael Holz, schweren Herzens dazu, das Filmriss noch vor der Sommerpause endgültig zu schließen. Im Gedenken an den kürzlich verstorbenen Michael Holz, der sich für die Kirchheimer Kultur- und Veranstaltungsszene jahrzehntelang starkmachte, darf im Mai jedoch nochmal richtig gefeiert werden. Los geht es am 3. Mai, dem ersten Samstag des Monats, mit einer Party unter dem Motto „Zwölf Jahre Filmriss“. In der Woche darauf, am Samstag, 10. Mai, findet die letzte Mallorca-Party statt, die finale 2000er-Party gibt es am 17. Mai. Die vorletzte Veranstaltung, die „After Musiknacht“, fällt auf den 24. Mai, bevor sich die Türen des Filmriss mit der Last-Order-Party am 31. Mai zum letzten Mal öffnen. „Es war uns ein Fest, euch beim Feiern begleiten zu dürfen“, sagt Alexander Gössl nachdenklich.

Am Dienstag, 1. Juli, wird das Gebäude in der Max-Eyth-Straße an die Stadt zurückgegeben. Eventuelle Nachmieter und Projekte stehen zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht fest.