Exponat
Eine Boeing landet im Städtischen Museum

Die „Kirchheim unter Teck“ in Diensten der Lufthansa ist seit drei Jahrzehnten im innerdeutschen Linienverkehr unterwegs. Nach Wiedereröffnung erinnert das Kornhaus an den Botschafter der Lüfte.

Originalgetreue Nachbildung in verkleinertem Maßstab: Die „Kirchheim unter Teck“ ruht zurzeit noch im Museums-Depot.  Foto: Lia Eisele

Die „Landshut“ hat 1977 traurige Berühmtheit erlangt. Als Symbol des „Deutschen Herbstes“ und Ort des Leidens für 90 Geiseln und einen ermordeten Flugkapitän. Gekidnappt von palästinensischen Terroristen, mit dem Ziel, die Kommandoebene der RAF aus der Haft in Stammheim freizupressen. Fünf Tage später wurden alle Passagiere von der damals neu gegründeten Anti-Terroreinheit GSG-9 befreit. Der Rest ist Geschichte.

Dass Passagierflugzeuge der Lufthansa die Namen deutscher Städte tragen, hat bei der deutschen Airline eine lange Tradition. Die „Landshut“ von damals ist längst ausgemustert. Sie steht inzwischen in einem Hangar in Friedrichshafen, entkernt und bereit, ab Ende nächsten Jahres zum Mittelpunkt eines Lernorts zum „Deutschen Herbst“ zu werden. Die „Kirchheim unter Teck“ fliegt noch immer – seit 33 Jahren. Seit am 10. September 1992 Anne Jakob, die Frau des damaligen Kirchheimer Oberbürgermeisters, den Vogel auf den Namen der Stadt getauft hat. Kirchheim als „Fliegerstadt“ mit mehr als hundertjähriger Segelflug-Geschichte hatte damit auch über den Wolken einen festen Platz. Die „Ur-Kirchheim“ ist seit September 2011 zwar ebenfalls in Rente, ohne dass Kirchheim dadurch am Boden geblieben wäre. Die Boeing vom Typ 737-500 wurde durch einen moderneren Airbus A 319-114 ersetzt. Sein Name, der neben der vorderen Kabinentür schwarz auf weiß geschrieben steht, blieb gleich.

Die „Kirchheim unter Teck“ bietet Platz für 126 Passagiere und ist auf Kurzstrecken im europäischen und innerdeutschen Linienverkehr unterwegs. Meist nicht viel länger als eine Stunde pro Strecke. Sein eigentliches Zuhause ist das internationale Drehkreuz in Frankfurt.

Ab Ende nächsten Jahres wird der Teck-Airliner auch in der Stadt einen Landeplatz haben, deren Namen er trägt. Nicht auf der Hahnweide, wo die Wiege des Kirchheimer Segelflugsports steht und erst recht nicht in voller Größe. 62 Zentimeter lang und 60 Zentimeter breit ist das Modell, das seit vielen Jahren schon im Magazin des Städtischen Museums im Kornhaus zu verstauben droht. Im kommenden Jahr soll sich das ändern. Wenn das Stadtmuseum nach erfolgter Sanierung seine Toren wieder vollständig öffnet, wird die Miniaturfassung der Boeing 737 ihre endgültige Parkposition einnehmen. Als Exponat einer Dauerausstellung zur „Stadt-Identität“.