Miteinander
Eine gute Nachbarschaft fördern

Vor 20 Jahren startete im Kirchheimer Klosterviertel das erste Nachbarschaftsnetzwerk. Aktuell gibt es im Stadtgebiet und den Teilorten zehn, weitere sind im Aufbau.  

Das Netzwerk „Haldentreff“ in Ötlingen startete Ende Juni einen neuen monatlichen Begegnungstreff. Die Quartiersmanagerinnen Monique Kranz-Janssen und Kristine Eberle (Zweite und Dritte von links) waren beim Auftakt dabei.  Foto: Markus Brändli

Man zieht neu in die Stadt und kennt niemanden. Oder man lebt dort alleine. In solchen Fällen können Nachbarschaftsnetzwerke dabei helfen, Anschluss zu finden und die direkte Umgebung besser kennenzulernen – ob durch regelmäßige Angebote, einmalige Aktionen oder individuelle Hilfestellungen bei Bedarf. In Kirchheim und den Teilorten sind seit 2004 mehrere solcher Nachbarschaftsnetzwerke entstanden. Zehn aktive sind es aktuell, das elfte im Quartier „Hafenkäs“ ist im Aufbau. „Dort gibt es drei Mehrfamilienhäuser mit insgesamt rund 54 Wohnungen, unter denen die Hausgemeinschaft gestärkt werden und insgesamt mit dem Quartier noch besser vernetzt werden soll“, erklärt Monique Kranz-Janssen.

Die Mitmenschen kennenlernen

Seit 2019 gibt es bei der Kirchheimer Stadtverwaltung eine auf mehrere Schultern verteilte hauptamtliche Quartiersmanager-Stelle. Viereinhalb Jahre hatte sie diese federführend inne und jetzt Anfang Juli an Kristine Eberle übergeben. Sie ist die Ansprechpartnerin für die ehrenamtlich Engagierten der Nachbarschaftsnetzwerke und die Schnittstelle zur Stadtverwaltung. „Der Start in den Corona-Jahren war etwas holprig, mittlerweile ist an Angeboten und Veranstaltungen wieder deutlich mehr möglich“, so Eberle. Seit Ende Juni gibt es zum Beispiel in Ötlingen einen neuen Begegnungstreff des Netzwerks „Haldentreff“. Bis Herbst kommt, wer Lust hat, immer am letzten Freitag im Monat von 15 bis 17 Uhr auf dem Quartiersplatz im Veilchenweg zusammen. 

„Vor 20 Jahren wurde im Klos­terviertel das erste Netzwerk gegründet“, erzählt Monique Kranz-Janssen. Im selben Jahr ging es mit dem „Quartiersmanagement Südstadt“ – gestartet als „Dettinger Weg“ –  weiter. Fünf Jahre später wurde die „Initiative Paradiesle“ ins Leben gerufen. „Der Anlass war hier eine geplante Grünschnittstelle, die aufgrund der Zufahrt in einer ohnehin schwierigen Verkehrssituation nicht erwünscht war. Mit der Zeit wurde aus der Initiative ein klassisches Nachbarschaftsnetzwerk, das zum Beispiel ein Straßenfest, einen Flohmarkt oder eine Taschengeldbörse organisiert“, berichtet Kristine Eberle. Letzteres Angebot wurde vom 2015 gegründeten Bürgernetz Nabern entwickelt und von anderen Quartieren übernommen. Die Anlässe für die Gründung eines Netzwerks seien ganz unterschiedlich, so Eberle. „2021 kam das „Steingau-Quartier“ dazu, bei dem alle Bewohner, darunter viele junge Familien, neu vor Ort waren. Da hat man dann eher sowieso ein Interesse daran, sich untereinander kennenzulernen und zu vernetzen“, weiß die Quartiersmanagerin.  

Schwieriger wird es, wenn man allein in eine neue Nachbarschaft zieht. Bestehende Netzwerke können hier eine wichtige Brücke sein. Etwa durch gemeinsame Aktivitäten wie regelmäßige Treffs, Ausflüge oder Veranstaltungen und Feste im Quartier, die das Miteinander fördern und alle Kirchheimer Netzwerke eint, wie Kristine Eberle berichtet. Der Zusammenhalt stärke zudem das eigene Sicherheitsgefühl. Im Alltag können es schon kleine Gesten wie das Gießen der Blumen sein, wenn der Nachbar oder die Nachbarin nicht zu Hause ist. Oder die Unterstützung beim Einkauf, Fahrdienste und sonstige individuelle nachbarschaftliche Hilfen nach Bedarf. Nachhaltig sei zudem das Teilen oder Tauschen von Ressourcen untereinander. „Es ist wichtig, mit offenen Augen durch die eigene Nachbarschaft zu gehen und eine Sensibilität dafür zu entwickeln, ob jemand Unterstützung benötigt“, so Kranz-Janssen. 

 

Die Kirchheimer Nachbarschaftsnetzwerke

Netzwerke In Kirchheim und den Teilorten gibt es derzeit zehn aktive Nachbarschaftsnetzwerke, ein weiteres ist im Aufbau. Das erste entstand 2004 im Klosterviertel und feiert dieses Jahr sein 20-jähriges Bestehen.

Verwaltung 2019 wurde bei der Kirchheimer Stadtverwaltung ein hauptamtlich besetztes Quartiersmanagement eingeführt, um die bestehenden Netzwerke und den Aufbau weiterer zu unterstützen. Derzeit wird jedes Netzwerk mit 2500 Euro pro Jahr von der Stadt gefördert.

Infos zu den Kirchheimer Nachbarschaftsnetzwerken findet man ​​​​​unter www.kirchheim-teck.de/nachbarschaftsnetzwerke. eis