Eine Sammelleidenschaft geht auf die andere über“, erklärt die 61-jährige Wernauerin. Wo andere Bilder an den Wänden hängen haben, hat Sauter mehrere Setzkästen angebracht und in einem silberfarbenen Farbton angestrichen. In ihnen steht ihre Feuerzeugsammlung. Sauter nimmt einen weiß-blauen Hometrainer en miniature aus einem der Regale, drückt auf den Sitz, und eine Flamme sticht heraus.
Die meisten der Feuerzeuge bekam sie als Werbegeschenke während ihrer Berufstätigkeit; die einfacheren darunter stellt sie erst gar nicht mehr aus, sondern nur die besonders ausgefallenen. Sie hat sie wie auch alle übrigen Exponate fein säuberlich sortiert. Da stehen verschiedene Musikinstrumente und Fahrzeuge nebeneinander, der Feuerwehrschlauch beim Hydranten, der überschäumende Bierkrug bei der Bierflasche und der Fön neben einem Rasierapparat. Wie viele Feuerzeuge es sind, weiß sie nicht. „Ich habe sie nie gezählt“, sagt Sauter. Doch es kämen keine mehr dazu. Seit sie 2008 mit dem Rauchen aufgehört habe, sei es auch mit der Passion dafür vorbei.
An die Anzahl ihrer ersten Sammlung aber erinnert sie sich. Rund 600 Miniflakons für Parfüm sammelte sie zwischen 1986 und 1991. Den ersten bekam sie in einer Parfümerie geschenkt. Sie wisse nie, ob es eine Sammlung werde, meint sie. Doch alles fange mit einem Exemplar an. „Man kriegt was geschenkt, dann kauft man was dazu“, sagt sie. So wie bei ihrer zweiten Sammlung. Es sind die Werke des US-amerikanischen Schriftstellers John Grisham. Sie stehen in einem weißen Drehregal im Wohnzimmer. 1989 kaufte sie sein erstes Werk: „Die Jury“. Es folgte „Die Firma“, dann „Die Akte“. Sie nimmt eines der Bücher heraus. Das neueste „Der Feind“ fehlt noch. „Sie sind sehr spannend geschrieben“, sagt sie. Trotzdem habe sie nicht alle der rund 40 Romane des 1955 geborenen Schriftstellers gelesen. „Ich kam zeitlich nicht mehr dazu, weil andere Dinge wichtiger waren.“ Dann fügt sie nachdenklich hinzu: „Vielleicht mache ich es irgendwann.“ Vielleicht verkauft sie sie aber auch. Wenn sie drei bis fünf Euro pro Buch bekäme, sei das auch in Ordnung. „Dann gehe ich davon schön essen.“
Jetzt sammelt sie lieber Events
Seit sie nicht mehr berufstätig ist, versucht sie, ihre Sammelleidenschaft etwas einzuschränken. „Bevor ich jetzt Geld dafür ausgebe, sammele ich Geldscheine“, sagt sie lächelnd. Die gibt sie für Events aus. So wie für Musicals. Aber ganz an ihrer Sammelleidenschaft vorbei kommt sie auch dort nicht. Sie öffnet ihre vier Glasvitrinen mit Tassen und Bechern. Aus allen trank sie einst ihr Pausengetränk während der Veranstaltungen, wie beim Konzert mit Phil Collins und David Garrett oder jüngst bei einem mit Roland Kaiser. „Früher waren es Tassen, heute gibt es meist nur noch Becher“, meint sie mit ein bisschen Wehmut in der Stimme und erzählt von der Tasse des Zauberkünstlers David Copperfield. Dessen Porträt komme erst nach dem Einschütten des heißen Kaffees zum Vorschein.
Aus einer Sammlung geht bei Sauter oft eine andere hervor oder ergänzt sie. Wie Tassen ihre Lieblingsbären. Sie geht ins Wohnzimmer. Auf einem Bord sitzen sieben in verschiedenen Farben, darunter der Bär Rose. Er hat einen weißen Knopf im Ohr. „Das Zeichen für die Sondereditionen von Steiff“, erklärt Sauter. Sie streicht Rose liebevoll über ihren Buckel. „Der ist eine Besonderheit dieser Edition. Mit jedem Teil, dass ich ersteigere oder mir zulege, lerne ich selber etwas dazu“, meint sie zufrieden. Neben Rose steht eine Tasse mit einem rosa Porträt des Teddybären. Und es sei nur der Rest ihrer Sammlung, die sie 2012 begonnen habe. Kurz vor Corona habe sie 160 Bären an eine Frau verkauft. Mit den verbliebenen rund 40 hat sie eine Ecke in ihrem Wohnzimmer dekoriert. Nur ihr Coca-Cola-Bär sitzt etwas abseits auf dem Regal mit den Büchern von John Grisham.
Er ist das Verbindungsglied zu ihrer Coca-Cola-Sammlung. 1990 habe es mit dem Kauf einer Serie von Dosen in einem Lebensmittelladen angefangen. „Auf ihr waren die Porträts von Sängern wie Peter Maffay, Phil Collins oder Sting“, erinnert sich Sauter. Irgendwann habe sie dann alles von der Marke Coca-Cola gesammelt. Sauter zeigt ein Foto, wie sie ehemals alles drapiert hatte – von Gläsern über Flaschen bis hin zu Regenschirmen und Lampen. Doch nachdem sie sich familiär verändert hat und umgezogen ist, sind nicht mehr alle Sammlungen bei ihr.
80 Taschen einer Marke
Ihre Taschensammlung dagegen hängt über dem Treppengeländer. Sie geht auf eine Urlaubsreise zurück. Welche es war, daran erinnert sie sich nicht mehr. „Es könnte London so um 2005 gewesen sein“, sinniert sie. Fortan brachte sie von jeder Reise eine Tasche der Marke Robin Ruth mit. Rund 80 sind mittlerweile zusammengekommen. Diese Sammlung könnte sie sich vorstellen zu veräußern. „Irgendwann muss man ein Ende machen. Wo soll man denn sonst hin mit dem ganzen Zeug?“, sagt sie. Auch wenn sie sich zum Zeitpunkt, als sie zur jeweiligen Sammlung von Freunden oder Familienangehörigen etwas dazu geschenkt bekam, gefreut habe.