Beifall brandet auf beim Gottesdienst. Das ist zwar ungewöhnlich – aber warum nicht? Schließlich ist der ökumenische Gottesdienst zum Sommernachtskino etwas ganz Besonderes. Überwiegend kam der Beifall zwar von nebenan, von den „Zaungästen“ der Jedermann-Tour für ambitionierte Radfahrer, die zeitgleich auf der anderen Seite des Kornhauses vorbeiführte. Aber den Beifall hätte auch der Gottesdienst jederzeit verdient gehabt, so wie das gesamte Sommernachtskino auch.
Im 20. Jahr war das Kino-Team rund um Reimund Fischer besonders vom Glück begünstigt: „Wir hatten an unseren 25 Filmabenden nicht einen Moment nennenswerten Regen zu verzeichnen – von ein paar vereinzelten Tropfen abgesehen“, freut sich der Kino-Betreiber – und bedankt sich dafür schmunzelnd bei der versammelten Geistlichkeit, die nach dem Gottesdienst noch zum Weißwurstfrühstück geblieben ist.
Auch sonst war er mit seinem Open-Air-Kino in der Jubiläumssaison reichlich gesegnet: Schon allein die Tatsache, dass er die Leinwand wieder auf dem angestammten Martinskirchplatz aufbauen konnte, grenzt an ein Wunder. Kurz vor Abschluss der Vorbereitungen kam die Mitteilung, dass die Kornhaus-Sanierung verschoben und der Platz somit frei wird.
Auf einen besonderen Segen dürfte auch Kinogast Patrick hoffen, der mitten in der Kino-Saison seine Louisa vor dem versammelten Publikum erfolgreich um ihr Ja-Wort gebeten hat. Sollte die Verbindung zwischen Kino und Kirche noch weiter intensiviert werden, könnte es ja auch einmal eine Hochzeit während des ökumenischen Gottesdiensts geben. Der müsste dann allerdings auf einen Samstag vorverlegt werden.
Ein Gottesdienst zu einem Kino-Film, wie geht das? Das ökumenische Team machte es gestern vor – versehen mit reichlich Anschauungsmaterial: So kam ein Fahrrad auf die Bühne, dessen Besitzerin von einem grünen Anstrich träumte. Alle möglichen Leute rieten ihr zu allen möglichen anderen Farben. Nachdem sie alle Ratschläge befolgt und dadurch ein kunterbuntes Fahrrad erhalten hatte, fasste sie einen wichtigen Entschluss: auf sich selbst zu hören und zur Ausgangsfarbe zurückzukehren, der Besserwisserei aller anderen zum Trotz.
„Jeder ist einzigartig gemacht“
Genau das ist das Thema des Films „Wunderschön“, den Pastor Günter Öhrlich von der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinde in den Mittelpunkt seiner Predigt stellte: Im Film kämpfen unterschiedliche Frauen aller Altersklassen mit den Schönheitsidealen, die von außen an sie herangetragen werden. Sie alle lernen, sich selbst zu akzeptieren und dadurch eine neue innere Freiheit zu erlangen. Diese Botschaft ist nicht allzu weit entfernt von der Botschaft des Neuen Testaments, die unter anderem besagt: „Jeder ist einzigartig gemacht.“
Wenn es um die „Sehnsucht nach Leben“ geht, riet Günter Öhrlich dazu, neue Wege zu gehen, etwas Neues zu wagen oder auch alte Freundschaften zu reaktivieren. Dazu müsse man einengende Ängste überwinden, gegebenenfalls mit einem einzigen großen Befreiungsschlag. Zur Illustration hatte er ein brachiales Werkzeug dabei – denn auch im Film reißt ein Mann die Mauer entzwei, die jahrelang zwischen ihm und seiner Frau stand. Symbolträchtig handelt es sich um die Trennwand zwischen Küche und Wohn- oder Esszimmer.
Eine Mauer eingerissen hat auch das Sommernachtskino als solches – und zwar eine Schallmauer: Hatte die höchste Zuschauerzahl bislang bei knapp über 17 000 gelegen, sind in der Jubiläumssaison fast 19 000 erreicht worden. Reimund Fischer führt das nicht nur auf das herausragende Wetter zurück, sondern auch auf die Tatsache, dass viele Leute nicht wie gewohnt in den Urlaub gefahren sind – noch nicht oder nicht mehr, je nachdem, welche Krise überwiegt.
Der Beginn einer neuen Tradition
Um aber Ängste zu überwinden und Lust auf Neues zu schaffen, möchte Reimund Fischer eine neue Tradition begründen: Das Weißwurstfrühstück, mit dem er gemeinsam mit seinem Team, den Gottesdienst- und Kinobesuchern den Abschluss seiner 20. Saison feiern wollte, kam bei allen Beteiligten so gut an, dass er das künftig nach jedem Gottesdienst zum Film anbieten möchte. „Sponsoren für das Frühstück können sich jederzeit bei mir melden“, sagt er schon einmal in weiser Voraussicht.
Denn eines betont er regelmäßig, und er wiederholt es auch gebetsmühlenartig: „Ohne Zuschauer können wir kein Sommernachtskino anbieten. Es geht aber auch nicht ohne unsere Gastronomie oder ohne unsere Sponsoren.“ Nur durch diese Unterstützung lasse sich das Open-Air-Kino als Kulturereignis aufrechterhalten, das weit über Kirchheim hinaus bekannt ist und das an 25 Abenden fast 19 000 Menschen in die Innenstadt zieht.
Gewinnspiel: Wer kann das „Filmgeschwader“ rund um Franz, Rudi und Susi im Sommernachtskino seit 2017 aufzählen?
Kirchheim. Einer der beliebtesten Filme der abgelaufenen Sommernachtskino-Saison war das „Guglhupfgeschwader“ aus der Eberhofer-Reihe. 2013 kam der erste Film heraus, und 2017 lief erstmals ein Eberhofer-Film im Kirchheimer Sommernachtskino – damals als der „Best of Summer“-Film. Dieses Mal stand der aktuelle „Eberhofer“ drei Mal auf dem Programm, so sehr hat sich die Fan-Gemeinde der bayerischen Kult-Krimis in Kirchheim mittlerweile vergrößert. Der nächste Film ist bereits im Entstehen, und Kino-Betreiber Reimund Fischer ist zuversichtlich, dass er diesen Film – das „Rehragout-Rendezvous“ – in sein Filmprogramm für 2023 aufnehmen kann. Drei Termine dürften auch dann das Minimum sein.
Ähnlich zuversichtlich ist Reimund Fischer übrigens, dass auch das Sommernachtskino 2023 vom 3. bis zum 27. August auf dem Kirchheimer Martinskirchplatz stattfinden kann: Weil er seine Antennen in alle möglichen Richtungen ausstreckt, hat er bereits Signale empfangen, dass es mit der Sanierung des Kornhaues auch im kommenden Jahr schwierig werden könnte. Aber wie dem auch sei: Ein Ersatzspielort für das Sommernachtskino ist ja bereits gefunden. Falls der Kirchplatz doch von der Baustelleneinrichtung fürs Kornhaus belegt sein sollte, könnte das Kino auf das Gelände der Firma Godelmann im Kirchheimer Kruichling ausweichen – wie das ja bereits für die aktuelle Saison geplant war.
Vier Dauerkarten winken
Dem Eberhoferschen Rendezvous zum Rehragout dürfte also so oder so nichts im Wege stehen. Schwierig wird es allenfalls, das spezielle Gewinnspiel mit dem Guglhupf fortzuführen: Es gab einen Fotowettbewerb, bei dem sich Kinogänger vor einer „Guglhupfgeschwader“-Wand und hinter einem echten Guglhupf fotografieren konnten. Den Gewinnern winken Dauerkarten für die kommende Saison. Von etlichen der Fotos ist Reimund Fischer bereits hellauf begeistert.
Wer ohne Foto eine Dauerkarte ergattern möchte, dem bieten der Eberhofer Franzl und der Fischers Reimund zum Abschluss der 20. Saison noch eine weitere Möglichkeit: Gemeinsam mit dem Teckboten als Medienpartner hat der Kino-Betreiber ein noch weiteres Gewinnspiel ins Leben gerufen. Wer alle – jeweils aktuellen – Eberhofer-Filme aufzählen kann, die seit 2017 im Kirchheimer Sommernachtskino gelaufen sind, und wer diese Liste bis spätestens Freitag, 2. September, 12 Uhr, an die Redaktion des Teckboten schickt, hat die Chance auf zwei mal zwei Dauerkarten: per Post an die Alleenstraße 158 in 73230 Kirchheim oder per E-Mail an redaktion@teckbote.de. Andreas Volz