Es geht sehr schnell. Ein positiver Corona-Test, und plötzlich hat man für 14 Tage nur noch eine Aufgabe: Zuhause bleiben. Was für manche nach Entspannung klingt, verbinden andere mit völliger Vereinsamung. Jeder Mensch reagiert anders auf die zweiwöchige Isolation.
Annika Scheer aus Reichenbach hat die Quarantäne als eine Phase voller Panik und Stress in Erinnerung. Im Winter 2020 saß die heute 20-Jährige als Abiturientin im Unterricht neben einem Mädchen, das sich stark erkältet fühlte. Zwei Tage später wusste diese Mitschülerin, dass sie an Corona erkrankt war. „Meine Lehrerin hat mich dann angerufen und Bescheid gegeben. Ich hab dann erfahren, dass der Vater der Schülerin an Corona gestorben ist. Mir
sind sofort Tränen gekommen und ich hatte Schuldgefühle, weil ich meine Oma kurz zuvor noch gesehen hatte“, erinnert sich Annika Scheer.
Die Tage bis zum Ergebnis ihres PCR-Tests verbrachte sie im Zimmer. Zum Bad ist sie nur mit Maske gelaufen, um ihre Familie zu schützen. „Manchmal habe ich dann mit meiner Familie über Facetime Zeit verbracht, weil ich mich so einsam gefühlt habe. Hauptsächlich habe ich aber Serien auf Netflix geschaut“, erzählt sie. Die Schülerin war sich sehr sicher, Corona zu haben. „Ich saß zwei Stunden neben einer infizierten Person im Raum. Da wurde nicht einmal gelüftet. Zudem hatte ich einen Tag lang erhöhte Temperatur. Vermutlich, weil ich so panisch war“, meint sie. Dann nach einer gefühlten Ewigkeit die Entwarnung: Ein negativer PCR-Test. Entspannt waren die letzten Tage der Quarantäne trotzdem nicht. „Ich habe mehrere Klausuren verpasst und musste in der Schule sogar zwei Arbeiten an einem Tag nachschreiben. Zum Teil konnte ich mich zuhause gar nicht darauf vorbereiten, weil mir manche Unterlagen gefehlt haben“, erzählt sie.
Christian Enderle aus Hochdorf hat die Zeit, die er wegen eines Corona-Falls im Freundeskreis in Quarantäne verbringen musste, ganz anders wahrgenommen. „Das war für mich gar keine große Veränderung im Vergleich zum normalen Lockdown. Ich hab’ mich nicht einsamer als sonst gefühlt“, erzählt er. Als dualer Student hatte er einen geregelten Tagesablauf im Home Office. Abends hat er sich oft online mit Freunden verabredet. Dass er nicht einkaufen gehen konnte, hat ihn noch am meisten gestört. Die anfängliche Sorge, krank zu werden, legte sich bei ihm schon vor dem negativen PCR-Ergebnis. „Natürlich hat man sich am Anfang Gedanken gemacht, was passieren würde, wenn man Corona hätte. Da habe ich mir dann auch ein paar Schreckensszenarien ausgemalt“, gibt er zu.
Paul Lipp aus Göppingen war nicht nur dreimal in Quarantäne, sondern weiß auch, wie es ist, selbst an Covid zu erkranken. Ende 2020 fing er sich das Virus ein, zu einem Zeitpunkt, als es noch keine Impfung gab. Der damals 19-Jährige hatte die Krankheit deutlich unterschätzt. „Ich lag eine Woche mit Fieber flach und habe auch schlechter Luft bekommen“, erinnert er sich. Die Atemprobleme haben ihm trotz seines jungen Alters Angst gemacht. Dazu kamen Geschmacks- und Geruchsverlust. „Meine Eltern haben mir per Tablett jeden Tag das beste Essen ins Zimmer gebracht. Das hat mich dann noch mehr frustriert. Ich habe ja überhaupt nichts geschmeckt“, sagt er. Auch beruflich hatte die Erkrankung Folgen. „Ich bin bei der Bundeswehr während dem Stehen manchmal umgekippt. Mein Arzt glaubt, dass die Kreislaufprobleme von Corona kamen“, erzählt er.
Weil er Kontakt zu infizierten Kollegen hatte, war Paul Lipp noch zwei weitere Male in Quarantäne. In dieser Zeit hat er jeden Tag Computerspiele, Ukulele und Trompete gespielt. „Das Schlimmste war für mich, sich nicht von den eigenen negativen Gedanken ablenken zu können.“
Wie man die Zeit in der Quarantäne gut übersteht
Tipps und Hilfen zum Überstehen häuslicher Isolation und Quarantäne gibt die Deutsche Gesellschaft für Psychologie im Internet. Die Einschränkung der Bewegungsfreiheit und die Abschottung wirken sich auf die Psyche aus und sind für viele Menschen belastend.
Frustration und Langeweile, Angst vor Ansteckung, finanzielle Sorgen und die eingeschränkte Versorgung mit Alltagsutensilien sind typische Stressfaktoren bei häuslicher Isolation.
Mit Quarantäne und Abstand hilft man anderen. Daran sollte man denken. Das Wissen, etwas für die Gemeinschaft zu tun, kann eigene Ängste vermindern und das Gefühl geben, etwas S innvolles zu tun. So fällt es häufig leichter, die schwierige Situation zu akzeptieren.
Tagesstrukturen gilt es einzuhalten, denn das hilft gegen Chaos im Alltag und gibt Sicherheit. So empfiehlt es sich, die Essens-, Schlafens-, Arbeits- oder Lernzeiten beizubehalten.
Soziale Kontakte können auch über Distanz gepflegt werden. Die Verbindung mit Familie und Freunden sowie der Austausch mit Kollegen via Chat oder Videokonferenz können nett und motivierend sein. Vielleicht findet sich auch plötzlich Zeit, mal wieder die entfernte Tante anzurufen.
Bewegung ist wichtig, denn sie tut Körper und Psyche gut. Über Videos und Trainingsprogramme im Internet ist das mit etwas Kreativität auch in den eigenen vier Wänden möglich.
Das Grübeln sollte nicht übertrieben werden, denn es ist oft kontraproduktiv und verursacht zusätzlichen Stress. Besser ist, endlich mal wieder etwas zu tun, was Spaß macht wie etwa Lesen, Backen, eine Sprache lernen, wieder mal ein Instrument spielen oder auch Musik hören.
Weitere Infos oder auch Entspannungstipps gibt es im Internet vielerorts oder beispielsweise unter diversen Links unter der Adresse www.psychologische-coronahilfe.de. ist