Sein Interesse am Cannabis wurde bei Tom Marginean über die heilende Wirkung der Pflanze geweckt. „Ich habe mich intensiv damit beschäftigt und herausgefunden dass Cannabis schon seit Tausenden von Jahren als Heilpflanze eingesetzt wurde. Leider hat sich durch die Illegalität ihr Image geändert. Von Heilpflanze, zu illegales Zeug auf dem Schwarzmarkt. Zum Glück hat die Politik diesen Kurs endlich geändert, wenn auch viel zu spät“, sagt der heute 30-Jährige.
Seit dem 1. April dürfen Erwachsene bis zu drei weibliche Cannabispflanzen an ihrem Wohnsitz oder dem „gewöhnlichen Aufenthaltsort“ anbauen, zu dem allerdings ein Kleingarten nicht gehört, wie das Bundesgesundheitsministerium jüngst klargestellt hat.
Konsumenten sollen nicht gezwungen sein, sich mit zwielichtigen Gestalten zu treffen.
Tom Marginean über seine Motivation
Doch es gibt eine andere Möglichkeit: einen CSC zu gründen, einen Cannabis Social Club. Derzeit bereitet Tom Marginean die Gründung eines solchen Clubs in Kirchheim vor, denn er ist überzeugt davon, dass die Teil-Legalisierung der Pflanze ein Segen für die Gesellschaft ist. „Jetzt gibt es die Möglichkeit, dass die Pflanze gesund angebaut und weitergegeben wird und nicht im Verschnitt auf dem Schwarzmarkt landet.“ Die Anbau-Clubs sollen garantieren, dass nur gesundes „Gras“ in kontrollierten Mengen in Umlauf kommt und dass Cannabis-Konsumenten nicht gezwungen werden, sich mit „zwielichtigen Gestalten“ zu treffen, wie es Tom Marginean ausdrückt, der zuletzt mehrere Jahre in Berlin gelebt hat.
Der wichtige Stichtag für die Clubs ist der 1. Juli, ab dann dürfen die Anbauvereinigungen die Pflanzen anbauen. Aber: Maximal dürfen sie 500 Mitglieder haben. Und natürlich brauchen sie eine Anbaufläche. All das hat Tom Marginean noch nicht. Er geht zudem davon aus, dass man 200 Mitglieder braucht, damit sich ein Verein trägt. Gewinn dürfe er selbstverständlich nicht machen.
Viel Geduld für Anbau nötig
Das Thema ist allerdings komplex, und vor allem ist Geduld gefragt: Nach dem Aussäen braucht Cannabis ungefähr zwölf Wochen, bis ausgereifte Blüten abzuernten sind. Dann müssen die Blüten trocknen und aushärten um noch mehr „Aroma“ zu entwickeln, das dauert weitere zwei bis drei Wochen. „Anschließend werden die Blüten noch vom Labor unter die Lupe genommen um sicher zu gehen, dass keine Kontamination stattgefunden hat während dem Growprozess und dass alle Blüten frei von jeglichen Schadstoffen sind und die Blüte komplett rein ist. Nach diesem Check dürfen wir die Blüten dann als Verein aushändigen“, sagt er und fügt lachend hinzu: Weihnachten wäre es fertig. Sicher ein schönes Geschenk.“
Um die Qualität zu sichern, bezahlt der Verein einen Cannabis-Gärtner, der in der Fachsprache „Grower“ heißt. „Wir werden einen Profi Grower haben und für den endgültigen Qualitätscheck wird jede Charge in einem staatlich überwachten Labor getestet und nur wenn alles in Ordnung ist werden die Cannabisblüten auch an die Vereinsmitglieder ausgehändigt“, erklärt Tom Marginean
Als Höchstmengen pro Mitglied sollen erlaubt sein: maximal 25 Gramm Cannabis pro Tag, 50 Gramm pro Monat, 7 Samen oder 5 Stecklinge pro Monat. Für junge Erwachsene unter 21 Jahren gibt es noch eine Sonderregelung: Für die sollen höchstens 30 Gramm im Monat abgegeben werden dürfen. Die Beiträge sind überschaubar: jährlich zwischen 50 und 100 Euro, plus einmaliger Einschreibegebühr von 20 bis 50 Euro. Die Preise liegen zwischen sechs und sieben Euro pro Gramm, um kostendeckend zu arbeiten.
„Ein Präventionsbeauftragter ist vorgeschrieben“, sagt er. Das Investment hat es in sich. Für die ganze Ausrüstung wird ein mittlerer sechsstelliger Betrag fällig werden. „Ein anderer Weg wäre, einen Anbauservice zu nutzen“, sagt er. Dann wird die Fläche samt Equipment gemietet. Für 250 Quadratmeter Anbaufläche geht er von 5000 Euro Miete aus. „Investoren sind willkommen“, sagt der angehende Gründer. Aus der Anbauvereinigung würde dann eine Anbaugesellschaft. „Klein anfangen bringt nichts, man muss mit Vollauslastung planen“, sagt er.
Der nächste Schritt steht nun wie bei jedem Verein an: Der Eintrag ins Vereinsregister, auch eine Vereinssatzung muss noch her. Aber: Solange die Mitglieder noch nichts anbauen dürfen, ergeben Gründung, Anmietung und somit Kostenerzeugung noch keinen Sinn. Kirchheim wäre der vierte Club im Süden, die unter CSCs Süd firmieren und noch in Göppingen, Stuttgart und Tübingen vertreten sind. Bis zur Gründung ist es noch ein weiter Weg, aber Tom Marginean ist bereit, ihn zu gehen.